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Sternenfaust - 147 - Blinder Hass (1 of 2)

Sternenfaust - 147 - Blinder Hass (1 of 2)

Titel: Sternenfaust - 147 - Blinder Hass (1 of 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymous
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blickte starr geradeaus. Ein wissender Zug lag um seine Augen. »Du bist selbst ein Kridan des Glaubens, Letek-Kun. Es war dieser Glauben und seine Gefestigtheit, die dich einst zu einem Diener des Raisa gemacht haben. Die Aufgabe der Priester ist es jetzt, einen neuen Raisa zu finden. Darauf verwenden wir unser ganzes Tun, all unser Sein.«
    »Aber …!«, wollte Letek-Kun aufbegehren, doch mit einem Krallenwisch brachte Melrin-Tar ihn zum Schweigen.
    »Die Suche nach einem neuen Raisa hat absolute Priorität«, fuhr der Oberste Priester fort. Wieder schlich sich ein schelmischer Unterton in seine Worte. »Wenn der Mar-Tanjaj entschieden hat, den Worten des alten Raisa nicht zu folgen und damit Gott zu lästern, ist das seine persönliche Entscheidung. Er wird gerichtet werden, und mit ihm alle, die ihm folgen.«
    »Sie werden vernichtend geschlagen werden! Und die Menschen werden nicht eher ruhen, bis sie Vergeltung geübt haben!«
    »Dann ist es Gottes Entscheidung, was passieren wird«, gab sich Melrin-Tar überzeugt. »Auf Ihn vertrauen wir. Wer es nicht tut, wird gerichtet werden. Das gilt für den Mar-Tanjaj, wie für das gesamte Reich.«
    Letek-Kun wusste, wann er geschlagen war. Ergeben antwortete er: »Ja, ehrenvoller Priester. Ich habe verstanden.«
    Melrin-Tar krächzte aufmunternd. »Vertraue auf Gott, Letek-Kun.«
    »Das werde ich«, sagte der Diener des ehemaligen Raisa und unterbrach die Verbindung. Es war klar, was Melrin-Tar ihm damit zu verstehen geben wollte. Dem Obersten Priester kam es gerade recht, dass die Kriegerkaste von den Menschen aufgerieben werden würde. Je weniger Mitglieder die Tanjaj nach dieser Schlacht hatten, desto machtvoller würde seine Position sein und auch bleiben, sollte rasch ein neuer Raisa gefunden werden.
    Letek-Kun erkannte die bittere Ironie, dass sowohl der Mar-Tanjaj als auch der Oberste Priester sich auf den Willen Gottes beriefen, um Handlungen zu rechtfertigen, die ihnen einen persönlichen Vorteil verschafften – selbst, wenn dieser Willen gegensätzlich zu sein schien.
    Es blieb ihm wohl nichts anders übrig als abzuwarten, für welchen Weg Gott sich entscheiden würde. Und er musste darauf vertrauen, dass es die richtige Entscheidung für das gesamte Reich der Kridan sein würde.
     
    *
     
    ERLÖSER, Zweiter Raum
     
    Tagnor-Fin versuchte zu schlafen, doch es wollte ihm nicht gelingen. Hier in der Enge seines Quartiers, das aus einem einzigen, lang gezogenen Raum bestand, fühlte er sich zwar sicher, aber auch allein.
    Aber das war noch nicht alles. Der junge Tanjaj kochte innerlich.
    Der Mar-Tanjaj hat mich gedemütigt! Vor der gesamten Mannschaft hat er mich der Lächerlichkeit ausgesetzt! »Nein!«, krächzte er und schlug die Augen auf. »Ich habe keine Angst!«
    Tagnor-Fin meinte zu hören, wie das Blut durch seine Adern rauschte. Es klang wie ein ständig aufziehender und wieder abflauender Wind, der über seine Ohröffnungen strich. Unruhig kletterte er von der Haltestange seiner fast senkrechten Schlafpritsche und entleerte sich in die entsprechende Vorrichtung. Zum fünften Mal in dieser Nacht. Der Nacht vor seiner ersten Schlacht …
    Das ist der Ha-Nur-Tee , dachte Tagnor-Fin und streckte sich. Literweise haben sie ihn mir eingeflößt. Diese Tugendwächter scheinen Spaß daran zu haben, Krieger herumzuschubsen.
    Nach der Rede des Mar-Tanjaj hatten ihn zwei dieser »Aufpasser«, der Priesterkaste zu einem Tempelraum begleitet, ihn dazu aufgefordert, ein Sandbad zu nehmen und zu beten. Tagnor-Fin wusste, dass Widerworte nicht geduldet wurden und harte Strafen nach sich zogen. Also hatte er den Befehlen der Tugendwächter Folge geleistet. Er hatte im Sand gebadet, gebetet, meditiert und Tee getrunken. Bis in den frühen Morgen.
    Ob er nun geläutert wäre, hatten die Tugendwächter zu Abschluss gefragt. »Meine Nieren brennen auf den Kampf. Ich diene dem Raisa, dem Mar-Tanjaj, und ich diene dem Einen Gott. Dies ist mein ganzes Sein«, hatte Tagnor-Fin eine Standardantwort auf diese Frage heruntergebetet. Daraufhin hatten sie ihn gehen lassen.
    Mein ganzes Sein … überlegte er, während er sich wieder an die Stützstange krallte und sich zurücklehnte. Mein ganzes Sein …
    Wenn es nach dem Mar-Tanjaj ginge, bestünde sein ganzes Sein wohl nur aus Feigheit. Gut, er war unerfahren, das stimmte. Dies war das erste Mal, dass er auf einem Kampf schiff mitfliegen durfte. Aber er war bereits jetzt ein Krieger durch und durch. Dafür hatte man ihn

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