Sternenfaust - 148 - Herrscher der Orphanen (2 of 2)
aus der Galaxis verbannen konnte, sich nun untereinander bekämpfte? Welcher Irrwitz lag in der Tatsache, dass ein großer Teil der Mentoren sich abgespalten hatte und sich nun Wissensvernichter nannte? Sie fürchteten die Nullraum-Energie, doch sie hatten einen Krieg begonnen, dessen Opfer schon jetzt nur noch in Megatoten zu zählen waren.
»Alle Systeme arbeiten einwandfrei. Produktionsprozess wird initialisiert.«
»Danke, Talico Kin Sunca.« Der Krieg hatte bereits jetzt Mato Kins Leben verändert. Die Ptehdeska waren über Zintkadan gekommen und hatten große Teile der Infrastruktur zerstört. Die Schaltzentrale für das lokale Wurmloch war von ihnen vernichtet worden. Der hoch im Orbit fliegende goldfarbene Kubus mit seiner Kantenlänge von fünf Kilometern hatte des Abends oft wie der kleine Bruder des Mondes Tatokadan geschienen – und dann mussten die Ptehdeska kommen und diesen kleinen Bruder als Material für ein makabres Feuerwerk benutzen, das sein Licht bis auf die Oberfläche Zintkadans sandte. Die Zerstörungen, die der Planet selbst davon getragen hatte, waren gewaltig. Die unterirdischen Wissensspeicher existierten nicht mehr. Doch dies alles wäre für Mato Kin zu ertragen gewesen, wenn sein Sohn den barbarischen Angriff der Ptehdeska überlebt hätte. Hogan Kin befand sich immer noch im unteren Bereich Wanbdis, als der Wohnkubus auf den Planeten prallte. Der Tod ihres Sohnes hatte eine schmerzhafte und nicht zu füllende Lücke in das Leben Mato Kins und seiner Frau gerissen. Vielleicht litt Matai Kai sogar noch mehr unter dem Verlust des einzigen Kindes. Sie war nicht mehr dieselbe. Mit dem Sohn, den man ihr genommen hatte, war ein Teil ihres Lebenswillens verloren gegangen.
Mato Kin war zutiefst davon überzeugt, dass es keine größere und wichtigere Aufgabe geben konnte, als den Krieg für alle Zeiten unmöglich zu machen. Deshalb stand er hier in fünfhundert Metern Hohe und versenkte seinen Blick in die gitterartig durchbrochene Hülle des mächtigen Produktionszylinders, aus der ein dunkelrotes Glühen drang, das an Intensität ständig zunahm.
»Materie-Emission gestartet. Hyperdimensionale Feldgeneratoren sind in Bereitschaft. Magnetfelder stabil. Metallische, kovalente und ionische Cluster-Algorithmen übernehmen jetzt die Steuerung.«
Ein Nebel entstand über der Emitter-Plattform des gigantischen Zylinders. Auch die Hunderte von Metern weiter entfernten Zylinder hatten mit der atomaren Emission begonnen. Mit einem Mal zuckten Laser-Former wie bunte Lichtklingen durch die dämmrige Produktionskuppel. Mato Kin wusste, dass sich in diesem Augenblick Myriaden von Atomen zu exakt vorausberechneten Molekülketten zusammenschlossen. Die Antigrav- und Eindämmungsprojektoren steuerten die Molekülmassen, die dem unbewaffneten Auge nur als wabernde Nebel erscheinen konnten.
»Der Zeitpunkt ist gekommen, die hyperdimensionale Strukturprägung vorzunehmen, Mato Kin Wayat.«
»Gut. Tun Sie es.«
Mit einem lauten und dumpfen Klackgeräusch, das noch Sekunden später durch die gewaltige Produktionsanlage hallte, schossen meterdicke, grelle Energiestrahlen aus der Decke auf die Emissions-Plattformen der aktivierten Zylinder. Die erfassten Molekülnebel glitzerten so grell, dass es Mato Kin im Auge schmerzte. Doch er sah nicht weg oder schloss das Auge. Schließlich stand er hier, um alles zu sehen! Hier vollendete sich sein Lebenswerk.
Nicht eine Sekunde würde er wegschauen!
Die grell leuchtenden Nebel wurden zunehmend dichter. Molekülkette um Molekülkette fügte sich aneinander. Immer kompakter wurden die gleißenden Gase und nahmen bald die Form von sechs riesigen weißglühenden Kugeln an.
Meine Embryos , dachte Mato Kin voller Vaterstolz. Ja, noch waren sie Embryos, doch ihr Wachstum verlief so rasend schnell, dass sich ein anderer als Mato Kin gefürchtet haben würde. Gefürchtet vor den winzigen weißen Fäden, die wie Würmer aus der Unterseite der Kugeln wuchsen und schon bald die Stärke von Lianen angenommen hatten. Gefürchtet vor den Verästelungen, die mit der Geschwindigkeit einer brechenden Eisfläche über die Wölbungen jagten. Gefürchtet vor der gallertartigen Struktur, die zunehmend das monoton strahlende Weiß ersetzte. Doch Mato Kin empfand alles andere als Furcht. Er empfand diejenige Freude und denjenigen Stolz, die mit der Erfüllung einer großen Aufgabe und einer hohen Pflicht einhergingen.
Sechs Orphanen waren entstanden – Atom für Atom und Molekül
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