Sternenfaust - 148 - Herrscher der Orphanen (2 of 2)
kridanischen Flotte – seiner Flotte! – und schaute zufrieden auf die perfekt in Formation fliegende Armada, die unter seinem Kommando zum finalen Schlag gegen die Schnabellosen ansetzte. In drei Mika würden sie das Sol-System erreichen, während der Nian-Modus noch immer einwandfrei funktionierte.
Die Schnabellosen hatten keine Ahnung, dass ihr Ende bevorstand.
Alles lief perfekt. Bis auf den Tod des Raisa. Der war nicht planmäßig gewesen. Aber wer hätte auch ahnen können, dass das religiöse Oberhaupt plötzlich verrückt wurde und sich selbst umbrachte? Noch dazu mit dem Befehl, den er mit schwerer werdender Zunge formuliert hatte, sie sollten den Angriff abbrechen und Frieden mit den Menschen halten!
Der Mar-Tanjaj schabte abfällig mit den Schnabelhälften. Seine stellvertretenden Kommandanten schauten ihn verwundert an. Es irritierte sie offenbar, dass sie sein Verhalten nicht einzuordnen wussten. Auch Kar-Nutan, sein Freund und Vertrauter, öffnete fragend den Schnabel.
Gut so! , dachte er. Ein unberechenbarer Kommandant hat seine Leute im Griff. Sie wissen nie, was als Nächstes kommt und sind aufmerksamer als diejenigen, die von einem Kükenkuschler geleitet werden.
»Zwei Mika bis zum Erreichen des Heimatsystems der Schnabellosen«, meldete der Offizier von der Steuerungseinheit.
»Flotte auf Austritt vorbereiten!«, befahl der Mar-Tanjaj. »Formation auflösen und die geplanten Verbände bilden!«
»Ja, Mar-Tanjaj«, bestätigte der Offizier und sandte die entsprechenden Anordnungen an die rund dreihundert Schiffe. »Bestätigung von allen Einheiten erhalten.«
»Gut! Wir werden …«
Ein Knistern erklang aus den Lautsprechern der Brücke. Störbilder huschten über den Frontschirm. Es sah aus, als würden sie die Ortungssignale verlieren.
Danur-Tak trillerte alarmiert. »Was ist da los, Sin-Turin? Dies ist eine sehr sensible Phase unseres Angriffs! Ich wünsche keine Störungen jedweder Art!«
Der ältere Wissenschaftler checkte seine Konsole und keckerte ratlos: »Das kommt nicht vom Nian-Modus! Die Ursache für die Störungen muss eine andere sein.«
Danur-Tak winkte Kar-Nutan zu sich. »Spannungsspitzen?«, fragte er den stellvertretenden Kommandanten leise.
»Werden nicht angezeigt«, antwortete dieser nach einem prüfenden Blick auf die Datenstreams.
»Was ist mit dem Bergstrom-Sender? Ich dachte, die Probleme wurden von dem Techniker-Team behoben?«
»Soweit mir bekannt ist, stimmt das. Stellvertretender Kommandant Rin-Mivan hat mir Bericht erstattet und gesagt, seiner Überprüfung und den Reparaturprotokollen nach sei alles wieder in bester Ordnung.«
»Nochmals überprüfen!«, forderte Danur-Tak, und Kar-Nutan machte sich sofort daran, die entsprechenden Erkundigungen einzuholen.
Die Anzeige des Schirms fror immer öfter ein. Das Knacken in den Lautsprechern nahm an Lautstärke und Intensität zu. Danur-Tak wollte gerade befehlen, das Geräusch abzustellen, als es plötzlich von selbst verstummte.
Die Stille kam plötzlich, und in dem Moment, als sie einsetzte, änderte sich auch das Bild auf dem Frontschirm. Die schematische Positionsanzeige der Flotte verschwand. Dafür blickte jetzt das Konterfei eines Kridan auf die Krieger der Brücke herab. Der Schnabel des Priesters, denn das war er, wie man an seinem Gewand erkennen konnte, hatte zwei tiefe frische Kerben. Die Haut um seinen Schnabel war an einigen Stellen dünn und verschorft, eine rote Flüssigkeit hatte eines der Nasenlöcher verstopft. Der Kridan hatte wohl einiges durchgemacht.
Es war aber nicht der ramponierte Eindruck, der Mar-Tanjaj Danur-Tak erschütterte, sondern, dass er den Kridan kannte. Nein! , dachte er. Das kann nicht sein! Ich habe Funkstille befohlen! Das Signal …
»Signal blockieren!«, kreischte Danur-Tak. »Die Funkstille muss auf jeden Fall gehalten werden, sonst entdecken die Schnabellosen …«
»Mein Name ist Letek-Kun«, begann der Kridan auf dem Bildschirm nun auch zu reden. Seine Sprache wurde klar und in großer Lautstärke übertragen.
»Signal kann nicht blockiert werden!«, meldete Kar-Nutan, der jetzt an der Kom-Einheit stand. »Es wird auf einer automatischen Frequenz gesendet und wird auf jeden Bildschirm der Flotte übertragen. Es legt sich über jedes andere Signal und überschreibt alle Befehle!«
Die gesamte Flotte sieht das! , durchfuhr es den Mar-Tanjaj. Was, bei allen Ketzern, passiert hier?
»Dies ist eine Botschaft an die tapferen Tanjaj der kridanischen
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