Sternenfaust - 155 - Die Vergessenen
suchen offensichtlich etwas anderes.«
Dana hob die Hand und winkte Izanagi zu, als er sich in ihre Richtung gewendet hatte. Dann sagte sie mit betont neutraler Miene an Jenny gewandt: »Was halten Sie davon, es mit einer Botschaft an unsere Gäste zu versuchen?«
»Klingt nach einer verrückten Idee, aber auch nach der einzigen, die wir im Moment haben«, kam die Antwort prompt und mit einem schwachen Lächeln auf den Lippen.
»Gut. Bereiten Sie einen Terminal vor und versuchen Sie herauszufinden, auf welche Daten sie es am meisten abgesehen haben. Ich werde Izanagi um Hilfe für die Formulierung der Botschaft bitten.«
»Verstanden, Ma’am«, kam die Antwort, und man sah der Chefingenieurin an, dass ihr die Idee gefiel. Schon weil sie unvorstellbar war.
Dana nickte ihr zum Abschied zu und lief daraufhin Izanagi entgegen.
Er hatte bereits in so vielen Situationen helfen können, wenn es darum ging, unüberwindliche Hürden zu überbrücken.
Leider war sein Versuch, sich an das Bewusstsein der Wesen direkt anzudocken, gescheitert. Es war ihm auch nicht gelungen, den Alendei Turanor zu kontaktieren, zumindest hatte Izanagi keine Antwort empfangen. Das änderte nichts an den ungewöhnlich hoch entwickelten empathischen Fähigkeiten des ehemaligen Christophorer-Mönchs.
Dana hatte die untere Ebene des Hangars erreicht und steuerte auf Izanagi zu. Erst jetzt fiel ihr auf, dass Izanagi zwar in ihre Richtung blickte, ansonsten aber nicht reagierte.
*
Jenny griff nach einer Strähne, der es gelungen war, ihrer kunstvoll verschlungenen Saturn-Ring-Frisur zu entkommen, und schob sie mit geübten Handgriffen zurück an ihren Platz zwischen den schwarz glänzenden Haaren. Dann folgte sie mit ihrem Blick der Kommandantin die Gangway hinab.
Für einen Moment fragte sie sich, wie lange Dana Frost wohl noch zögern würde, die STERNENFAUST zu evakuieren. Wenn sie ehrlich war, dann glaubte sie nicht, dass es gelang, den Fremden eine Botschaft zu schicken. Selbst wenn diese Eindringlinge die Botschaft lesen konnten, so war ihnen das Schicksal der Crew der STERNENFAUST offensichtlich gleichgültig.
Und noch während sie den Gedanken dachte, stellten sich ihre Nackenhaare auf, als sie erst Izanagi und dann die Kommandantin ansah.
Sie blinzelte, sah erneut hin, starrte die beiden an und wollte es nicht glauben. Izanagi und gleich darauf auch Dana Frost standen wie in der Bewegung eingefroren da, als hätte sie ein Eishauch erfasst. Doch niemand sonst am Boden schien es zu bemerken.
Ein Marine hielt für einen Moment inne, als sein Blick auf die beiden fiel.
Jenny sah, wie er in der Bewegung stockte, dann ruckartig weitermarschierte und erneut desorientiert stehen blieb, als hätte er vergessen, wohin er eigentlich hatte gehen wollen.
Und auch sie selbst hatte das Gefühl, als würde sie immer wieder den gedanklichen Anschluss verlieren. Sie sah dem Marine nach, fragte sich, warum sie seinen Weg überhaupt verfolgt hatte und starrte erneut auf Izanagi und Dana Frost.
Sie sah die beiden reglos herumstehen, und etwas in ihrem Verstand sagte ihr, dass irgendetwas an diesem Bild falsch war, dass das nicht sein durfte und dass sie das schon einmal in ähnlicher Weise gesehen hatte.
Doch schon im nächsten Moment kam ihr der Gedanke ganz fremd und zusammenhangslos vor.
Wende dich ab , flüsterte eine Stimme tief in ihr.
Jenny blinzelte und drehte sich irritiert um sich selbst. Warum starrte sie an die Wand? Als ihr Blick dabei hinab in den Hangar fiel, sah sie Izanagi und Dana dort stehen. Und noch ehe sie recht verstand, was sie da sah, wiederholte die innere Stimme: Wende dich ab und öffne den Tank.
Jenny bewegte sich ein paar Schritte schwer über die Wartungsplattform.
Der Flüssigtank war bis zum Rand gefüllt, so wie der Captain es angeordnet hatte. Jenny las die Kontrollanzeige ab und fragte sich, warum sie es tat. Hatte sie nicht eben noch mit den Jungs am Gleiter gearbeitet?
Sie wendete sich um, sah den leeren Platz am Geländer und zog die Brauen nachdenklich zusammen. Nein, sie war unten gewesen, als Dana Frost gekommen war, um mit ihr zu sprechen. Danach erst waren sie hinauf gegangen.
Hatten sie sich unterhalten?
Die Erinnerung schien, wie mit zähflüssigem Sirup überzogen. Aber ja. Ja, sie hatte sich gerade eben noch mit der Kommandantin unterhalten. Es war um einen Plan zur Kontaktaufnahme mit den unsichtbaren Eindringlingen gegangen. Doch da war noch mehr.
Angestrengt rieb sich Jenny über
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