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Sternenfaust - 160 - Die Space-Oma

Sternenfaust - 160 - Die Space-Oma

Titel: Sternenfaust - 160 - Die Space-Oma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymous
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nachdenklich ein. »Ich erinnere mich an die Bilder, die sich in Ihrem Quartier auf Ihrer Kommode befinden. Auf einem Bild war eine Frau abgebildet, die exakt so aussieht wie Cassandra Ford.«
    Commander Wynford nickte beeindruckt. »Man hat mir schon von Ihrem Gedächtnis-Chip erzählt«, sagte sie anerkennend. »Aber es ist etwas anderes, diesen Chip in Aktion zu erleben.«
    »War die Frau auf dem Bild eine Schauspielerin? Eine Schauspielerin, die Cassandra Ford spielt?«
    Commander Wynford schüttelte den Kopf. »Nein. Der Avatar, der in den Visualisierungs-Files der Space-Soap-Episoden Cassandra Ford verkörpert, sieht völlig anders aus. Und genau das ist ja das Verrückte an der Geschichte. Ich habe bis heute niemandem erzählt, wie ich mir Cassandra Ford wirklich vorstelle. Ich habe immer für mich behalten, wer in meiner Fantasie ihr reales Vorbild ist. Ich habe sie sogar absichtlich ein wenig anders beschrieben. Und doch sieht diese Frau hier genauso aus wie in meiner Vorstellung!«
     
    *
     
    4. August 2252 (vor zwanzig Jahren)
     
    Janes Hände waren kalt wie Eis und zitterten.
    Wenn sie ehrlich war, hatte sie seit Tagen nicht mehr an Caress gedacht. Sie hatte sich sogar schon damit abgefunden, dass sie nicht kommen würde. Wenn jemand nach Caress fragte, sagte Jane bereits: »Ist wahrscheinlich zu beschäftigt. Du weißt ja: sie und ihre Forschungen!« Und dann hatte sich Jane nur noch um die Hochzeitsvorbereitungen gekümmert. Wieder sollte es ein rauschendes Fest werden.
    Ein Fest mit ihrer Person im Mittelpunkt.
    So wie es zu sein hatte.
    Und dann, gegen 20 Uhr Londoner Zeit, war die Nachricht gekommen.
    Marsflug OA-ML-815 war im Bergstromraum verunglückt.
    Die Chancen, bei einer solchen Katastrophe Überlebende zu bergen, waren gleich null.
    »Komm schon«, bettelte Jane und kämpfte gegen die Tränen an.
    »Vermittlung Far Horizon , Forschungseinrichtung«, meldete sich ein Avatar, der wie ein gepflegter junger Mann aussah. Rechts im Bild wurde das NRP-Symbol eingeblendet, das Zeichen für »No real person«. »Sie sprechen mit Ihrer persönlichen Service-Einheit. Was kann ich für Sie tun?«
    Um diese Zeit waren die Kom-Kanäle ausschließlich mit Service-Einheiten besetzt. Jane war froh darüber. Eine künstliche Intelligenz würde sich wahrscheinlich nicht mitfühlend nach ihren Tränen erkundigen, die ihr längst über die Wangen flossen.
    »Ich möchte Caress McClure sprechen«, keuchte Jane. Ihr Herz raste.
    Der Avatar reagierte für drei Sekunden gar nicht. »Ich bedaure«, sagte er schließlich, und Jane glaubte, den Boden unter den Füßen zu verlieren. »Caress McClure befindet sich nicht in diesem Gebäude.«
    »Können«, stammelte Jane und holte kurz Luft, »können Sie mir sagen …« Sie musste schlucken und benötigte einige Sekunden, bis sie sich wieder gefangen hatte. Der Avatar wartete geduldig. »Können Sie mir sagen, wo sich Caress McClure befindet?«
    »Ich bedaure, ich bin nicht befugt, diese Auskunft zu erteilen«, kam die nüchterne, aber nicht unfreundliche Antwort.
    »Ich … Es ist ein Notfall! Ich bin ihre Schwester!«
    »Ich bedaure, ich bin nicht befugt, diese Auskunft zu erteilen.«
    Jane spürte, wie ihr nun hemmungslos die Tränen über die Wangen liefen. Sie war außer sich, doch sie konnte noch klar genug denken, um einzusehen, dass eine Diskussion mit einem Avatar sinnlos war. Er folgte stur seiner Programmierung.
    »Ist ein Kollege von Caress McClure noch im Gebäude?«
    Wieder verzog der Avatar keine Miene. Man konnte für einen Moment glauben, er habe sie nicht richtig verstanden.
    »Miss McClures Assistent Michael Smith befindet sich noch hier.«
    »Verbinden Sie mich bitte«, stammelte Jane.
    »Sehr gerne«, kam die Antwort. »Es freut mich, Ihnen helfen zu können, und ich wünsche Ihnen noch einen angenehmen Abend!«
    Wäre die Situation nicht so tragisch gewesen, Jane hätte lachen müssen.
    »Wolfgang Huber hier«, kam eine mürrische Antwort!
    »Mister Huber?«, rief Jane. »Ich bin die Schwester von Caress McClure!«
    »Oh, guten Tag«, sagte der junge Mann freundlich. »Caress hat mir schon viel von Ihnen erzählt!«
    »Ist sie noch auf dem Mars?«
    »Auf dem Mars?«, fragte Huber verwundert. »Aber sie wollte doch zu Ihrer Hochzeit kommen. Ist sie noch nicht in London eingetroffen?«
    Jane wurde schwarz vor Augen. Sie konnte für einen Moment nichts mehr sehen oder hören.
    »Mrs. Wynford?«, vernahm sie schließlich wie aus weiter Ferne die Stimme

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