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Sternenfaust - 160 - Die Space-Oma

Sternenfaust - 160 - Die Space-Oma

Titel: Sternenfaust - 160 - Die Space-Oma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymous
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Vernunft, ihre Überlegungen. Ihr fehlte die Kraft …
    Emile erhob sich, sah Steve ins Gesicht und nickte. Damit gab sie ihm zu verstehen: Ich mache alles, was du von mir verlangst.
     
    *
     
    30. April 2258 (vor vierzehn Jahren)
     
    Cody warf einen Blick auf seine Hand. Sie pochte noch immer und schmerzte höllisch. Er wunderte sich kurz darüber, dass man so gar nichts sehen konnte.
    Aber das war für Cody ja im Grunde nichts Neues: Schmerzen, die man nicht sehen konnte.
    Morgen wird die Hand anschwellen , dachte er.
    Morgen! Das Morgen schien endlos weit entfernt, wie in einem anderen Leben …
    So war es immer, wenn einem eine schwere Zeit bevorstand. Dann gab es nur diese Zeit, nur diesen Abschnitt in der Zeitlinie, der wie ein riesiger Fels vor einem lag und über den man nicht hinwegsehen konnte. Fast so, als könne es ein Danach gar nicht geben.
    Wahrscheinlich war sein Vater längst über alles informiert. Über das Versagen beim Wettrennen. Und über alles, was danach passiert war.
    Cody hatte nach einem gelungenen Sprint bereits einen kleinen Vorsprung erreicht gehabt, doch dann war er seitlich umgeknickt. Ein dummer, doch nicht mehr korrigierbarer Fehler. Danach hatte er nur noch hilflos mit ansehen können, wie vier Schüler an ihm vorbeizogen.
    Den Vierten hatte er schließlich noch einholen können.
    Doch was nutzte das schon? Er war Vierter. Drei Sekunden langsamer als Sam, der den Lauf gewonnen hatte.
    Und seinen Vater würde es auch nicht interessieren, dass Sam fast ein Jahr älter und einen halben Kopf größer war. »Das Leben ist nicht fair«, würde er nur sagen. »Das Leben ist Schmerz, und es gewinnen stets die, die in der Lage sind, diesen Schmerz auszuhalten.«
    Codys Heimweg dauerte über eine halbe Stunde. Er humpelte ein wenig, daher brauchte er länger. Doch selbst mit schmerzendem Fuß – er war ohnehin kein Vergleich zu seiner pochenden Hand – kam er noch immer viel zu schnell voran.
    Auf Codys Weg lag eine Parkanlage. Zur Nachmittagszeit waren holografische Lichtmuster aktiviert. Unter den Stahlglaskuppeln lagen j’ebeemsche Pflanzenanlagen, vakuumdicht verschlossen, damit die außerirdischen Sporen nicht in die Erdatmosphäre gelangten und das ökologische Gleichgewicht gefährdeten.
    Cody sah einige Kinder im Park herumlaufen. Er beobachtete Eltern, die sich angeregt unterhielten. Er entdeckte fröhliche Teenager. Einige spielten mit ferngesteuerten Fluggleitern, andere trainierten auf Hoverboards oder unterhielten sich mit unsichtbaren Chat-Freunden.
    Mehr und mehr hatte Cody das Gefühl, nicht in diese farbenfrohe Welt zu gehören. Es war eine Welt der Unbeschwertheit, wie sie für ihn immer fremd sein würde.
    Erneut spürte er Wut in sich aufsteigen. Doch nach außen hin blieb er ruhig.
    Wie er es von seinem Vater gelernt hatte.
    Und wie es ihm immer gelang.
    Fast immer!
    Nur nicht an diesem Vormittag.
    Sam hatte sich fortwährend über Cody lustig gemacht. »Unser Cody lässt nach«, hatte er gejuxt. »Noch nicht einmal den dritten Platz.« Und die anderen waren in Sams Lachen eingefallen. Keiner von ihnen hatte geahnt, was ein vierter Platz für Cody wirklich bedeutete.
    Cody gewann fast immer. Und wenn jemand glaubte, dass einem so etwas Respekt und Bewunderung einbrachte, dann lebte er offenbar in einer Traumwelt. Das Einzige, was Cody mit einer außerordentlichen Leistung erntete, war Neid. Und jetzt war dieser Neid von unverhohlener Schadenfreude ersetzt worden.
    Dann war noch der schmerzende Fuß hinzugekommen. Cody war beim Lauf doch schlimmer weggeknickt, als er zunächst geglaubt hatte.
    Aber noch schmerzender war der Gedanke an den bevorstehenden Abend gewesen. Wenn sein Vater ihm grinsend vorhalten würde, dass er den Lauf verloren hatte. Wenn er ihn belehren würde, dass die Angst vor dem Verlieren schlimmer zu sein habe als die Angst vor dem Schmerz.
    Und das alles ausgerechnet an seinem vierzehnten Geburtstag. An dem Tag, an dem ohnehin ein »besonderes Geschenk« auf ihn wartete.
    Sam hatte einfach keine Ruhe gegeben. Und natürlich spürte er instinktiv, wie sehr Cody der verlorene Sieg nahe ging.
    Grund genug für den Mitschüler, noch stärker in Codys Wunde zu bohren.
    Und dann war es geschehen.
    Es war wie eine emotionale Stichflamme gewesen.
    Etwas, das Cody in dieser Weise noch nie erlebt hatte. Eine unendliche Wut war in ihm aufgeflammt und hatte die Kontrolle übernommen.
    Cody hatte zugeschlagen. So schnell, dass Sam wahrscheinlich erst beim

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