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Sternenfaust - 176 - Rendezvous mit einem Klon

Sternenfaust - 176 - Rendezvous mit einem Klon

Titel: Sternenfaust - 176 - Rendezvous mit einem Klon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Seifert
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übergeordneten Kontinuums zu tun, dass diese Art rhythmische Energieabsaugung notwendig wurde?
    Plötzlich änderte sich der Entladungs-Rhythmus. Nummer Neun musste sich geirrt haben. Vermutlich hatte es sich bei den drei identischen Reihen um bloßen Zufall gehandelt.
    Nummer Neun sah, wie das rot glühende Plasmaband, das bei allen vierzehn Einheiten vorhanden war, an Leuchtkraft verlor, immer blasser wurde und schließlich erlosch. Gleichzeitig dehnten sich die Ringe, die nun nur noch von umkreisenden Kristalltrabanten gebildet wurden, immer weiter aus. Die Schiffe selbst verloren ihr Glitzern und wurden zunehmend transparenter.
    Zwei Sekunden später war nichts mehr von den Basiru-Aluun-Schiffen und ihren Kristalltrabanten zu sehen. Es gab nur noch Sterne in der Weite des dunklen Alls.
    »Gratuliere, Nummer Neun.«
    »Was?« Er riss den Kopf herum. Nummer Zwei nickte ihm anerkennend zu.
    »Wissen Sie es denn wirklich nicht, Nummer Neun?«
    Nummer Neun schüttelte verwirrt den Kopf.
    »Wir alle arbeiten zusammen, wir alle dienen einem Ziel. Sie, Nummer Neun, haben bewiesen, ein wertvoller Teil unserer Gesellschaft zu sein. Das HIVE hat die Basiru-Aluun dorthin zurückgeschickt, wo sie hergekommen sind.«
    Abermals überfielen Nummer Neun die unerträglichen Stiche, die sich tief in sein Gehirn zu bohren schienen. Er presste seine flache Hand an die Kopfseite und schloss kurz die Augen.
    »Was ist mit Ihnen, Nummer Neun? Fühlen Sie sich nicht wohl?«
    »Es geht mir tatsächlich nicht besonders.«
    »Aber die Operation ist hervorragend verlaufen, Nummer Neun.«
    »Die Operation?«
    »Erinnern Sie sich denn nicht? Ihnen fehlte etwas, das Sie erst zu einem vollwertigen Mitglied unserer Gemeinschaft machte. Ohne das HI-VE-Implantat schienen Sie ein wenig orientierungslos zu handeln.«
    »Das Implantat …« Es fiel Nummer Neun schwer, seine Gedanken zu sortieren.
    »Sie scheinen tatsächlich noch etwas Ruhe zu brauchen. Eigentlich wollte ich Ihnen heute Ihr Labor zeigen. Nummer 41 und 42 warten schon auf Sie – wohl die besten Assistenten, die Sie bekommen können. Jetzt aber scheint es mir angeraten, dass Sie sich nach Hause bringen lassen, um noch ein wenig zu entspannen. Morgen ist auch noch ein Tag. Die Labor-Adresse ist bereits in Ihrem MF-Chip eingetragen worden. Falls ich also morgen verhindert sein sollte, gehen Sie einfach alleine hin und sehen sich alles in Ruhe an.«
    »Morgen, ja. Es ist wohl besser so.«
    »Ich lasse Ihnen ein Taxi kommen.« Nummer Zwei wandte sich ab und befahl der Gemini-Flotte die Rückkehr.
     
    *
     
    Nummer Neun war schon auf dem Weg zu seinem Häuschen auf dem Hügel, als er sich anders entschied und den triorischen Fahrer anwies, das Straßencafé anzusteuern.
    Dort ließ er sich an einem kleinen Tisch nieder und bestellte endlich das Glas Mergart-Pflanzensaft, auf das er die ganze Zeit über so große Lust gehabt hatte.
    Er trank es in einem Zug leer und bestellte gleich noch ein neues, obwohl seine Kopfschmerzen durch den Saft nur schlimmer wurden. Lag es an dem HIVE-Implantat?
    Anders konnte er sich die Kopfschmerzen, die immer heftiger wurden, nicht erklären. Es konnte doch unmöglich an dem Mergartsaft liegen! Es war zwar bekannt, dass die geringen Methanolbestandteile des Safts in das komplizierte Gleichgewicht der Neurotransmitter eingriffen, doch für spürbare Auswirkungen hätte er mehrere Liter trinken müssen.
    »Ihr Mergart-Pflanzensaft, Nummer Neun.« Der Trior-Kellner stellte das Glas auf dem Tisch ab.
    »Danke, Nummer 7863. Ist Ihnen bekannt, ob es schon einmal Probleme hinsichtlich des Verzehrs von Mergartsaft bei menschlichen Klonen gab?«
    »Nein. Was für Probleme?«
    »Kopfschmerzen etwa.«
    »Nein. Mergartsaft soll bei manchen Spezies berauschend wirken. Aber wir auf Gemini Prime berauschen uns nicht. Hindert die Arbeit, hindert die Effizienz.«
    »Danke, Nummer 7863.«
    Das affenartige Wesen nickte und entfernte sich.
    Nummer Neun hob das Glas mit der leuchtend-safrangelben Flüssigkeit und hielt mitten in der Bewegung inne.
    Er spürte einen unlösbaren, inneren Konflikt. Zum einen verspürte er das große Bedürfnis, den Saft in einem Zug hinunterzustürzen. Zum anderen verspürte er ein Schuldgefühl, wenn er daran dachte, sein eigenes Wohlbefinden vorsätzlich zu beinträchtigen. Ein Gemini schädigte sich nicht, denn ein Gemini war Teil einer Gesellschaft, die zu funktionieren hatte. Sich zu schädigen, bedeutete Verrat zu üben – Verrat an der

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