Sternenfaust - 176 - Rendezvous mit einem Klon
nicht. Ich gehöre nicht zum militärischen Gemini-Personal, Nummer Neun …«
»Wenn Sie mich noch einmal Nummer Neun nennen, drehe ich Ihnen den Hals um! Sie nennen mich, wenn Sie mich schön anreden müssen, Doktor Tregarde. Haben wir uns verstanden?«
Der Trior-Chauffeur schwieg.
»Haben wir uns verstanden?«, wiederholte Ash.
»Ja, Doktor Tregarde«, antwortete der Fahrer artig. Ash erinnerte sich daran, dass diese Wesen darauf programmiert waren, den anderen zu dienen. Das bedeutete wahrscheinlich auch, dass sie Befehle nicht hinterfragten. »Also«, sagte Ash wütend, »wo bekomme ich einen Thermostrahler her? Ich akzeptiere kein dummes Geschwätz!«
»In der Waffenwartung möglicherweise.«
»Zu auffällig. Weiter.«
»Bergungs-Plattformen führen leistungsstarke Thermostrahler als Werkzeug mit.«
»Hört sich schon wesentlich besser an. Wo finden wir diese Kisten?«
»Im Flugpark.«
»Ist der bewacht?«
»Ich wüsste nicht, weshalb.«
»Haben Sie mechanisches Werkzeug hier im Taxi? Oder vielleicht sogar einen Laser-Schneider?«
»Ja.«
»Sehr gut. Sie wissen, wo es hingeht.«
*
Während Ash einen Blick auf den Thermostrahler warf, der neben seinem Sitz lag, spürte er plötzlich einen Stich im Kopf und schrie laut auf.
Der Trior-Chauffeur zuckte zusammen und sah ihn ängstlich an.
Das verdammte HIVE-Implantat war noch immer aktiv. Ash war zu optimistisch an die Sache herangegangen. In einer kurzen Bilderflut waren jene unendlichen Korridore und Ebenen, jene Skizzen und Schaltpläne, die Klonmuster, Raumschiffe, Sonnen und Planeten wieder aufgetaucht, die Ash bei seinem ersten Kontakt mit dem HIVE bereits gesehen hatte. Und Ash hatte noch einmal jenen loyalen Impuls gespürt, welcher die Gemini an das HIVE band. Noch einmal hatte er sich als Mitglied der Gemini-Gemeinschaft gefühlt – und sich gleichzeitig gegen die Vereinnahmung gewehrt.
»Alles in Ordnung mit Ihnen, Doktor Tregarde?«
»Kümmern Sie sich nicht um mich. Fliegen Sie weiter. Die Adresse haben Sie.«
Der Kontakt zum HIVE war weniger intensiv gewesen als beim ersten Mal. Das machte Ash zuversichtlich, dass das Implantat sich zersetzte.
Zugleich erkannte Ash, dass sich ihm jetzt möglicherweise die letzte Chance bot, noch ein paar Informationen aus dem HIVE zu fischen.
Ash konzentrierte sich und suchte Kontakt mit dem HIVE. Dazu projizierte er sich jene Bilder vor sein inneres Auge, die das HIVE ihm eben gesandt hatte. Er hoffte darauf, dass das HIVE dieser Bilder aufnehmen würde, und ihn noch einmal einlassen würde in jenen unendlichen Raum.
In seiner Vorstellung blieb Ash an den langen Korridoren hängen, die er vorhin in seiner Vision gesehen hatte. Und tatsächlich: Das Bild stabilisierte sich langsam, ohne dass Ash diese Vorstellung forcieren musste, auch wenn sie nicht mehr so klar war wie zuvor.
Auch der Impuls der Vereinnahmung kroch wieder in ihm herauf, doch glücklicherweise so schwach, dass er keine Befürchtungen mehr hatte, schwankend zu werden.
Ash dachte an Landkarten von Gemini Prime, an Stadtpläne, Topografien – denn er wusste so gut wie nichts von diesem Planeten. Und tatsächlich veränderte sich das Vorstellungsbild. Eine schematische Grafik erschien – ebenso blass wie das Bild des unendlich langen Korridors.
Zunächst zweifelte Ash daran, ob dieses Bild wirklich vom HIVE gesandt wurde, oder ob es lediglich seine eigene Vorstellungskraft war, die ihn an der Nase herumführte. Doch dann sah er unter den einzelnen Knotenpunkten Einträge in Solar und gewann die Sicherheit, dass er sich tatsächlich im HIVE befand.
Die Vision war allerdings so vage, dass Ash große Mühe hatte, die Einträge zu lesen. Und sie wurde in jeder Sekunde blasser.
Ash sprang im Geiste von Knotenpunkt zu Knotenpunkt, stets in der Hoffnung auf ein Wort zu stoßen, das ihm bereits bekannt war. Und dann endlich vermeinte er, einen Eintrag entziffern zu können: Luona-Binn!
Was steht darunter, verdammt! DN… was? DNA-Dat… DNA-Database! Bueno!
Der Ortsname Luona-Binn war ihm bereits auf seinem MF-Display begegnet. Offenbar war in Luona-Binn die zentrale Verwahrungsstelle für die Klon-Muster beheimatet.
Aber wo lag dieser Ort?
Beinahe hektisch suchte Ash nach geografischen Informationen, denn das Bild wurde immer blasser. Kurz bevor die Sicht ins HIVE ganz verloschen war, konnte er den Eintrag Clach-Kylee ausmachen, was ihm immerhin verriet, dass Luona-Binn westlich von Clach-Kylee liegen musste.
Dann
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