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Sternenfaust - 176 - Rendezvous mit einem Klon

Sternenfaust - 176 - Rendezvous mit einem Klon

Titel: Sternenfaust - 176 - Rendezvous mit einem Klon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Seifert
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erloschen die Bilder.
    Dies war der letzte Kontakt zum HIVE gewesen, davon war Ash überzeugt.
    Das Antigrav-Taxi verlangsamte und kam schließlich zum Stillstand.
    »Wir sind da, Doktor Tregarde.«
    »Steigen Sie aus.«
    Der Trior-Klon kam Ashs Aufforderung nahezu gleichgültig nach.
    Die Abenddämmerung war bereits im Anmarsch. Die Gemini-Sonne versank im Westen.
    Der Chauffeur lief vor Ash auf die mit Wildem Wein bewachsene Hausfront zu.
    In der kleinen Eingangshalle, in der sich glücklicherweise niemand aufhielt, sagte er zu dem Chauffeur: »Sie warten hier. Es dauert nicht lange. Ich bin gleich zurück.«
    Ash holte tief Luft und warf noch einmal einen Blick auf den Thermostrahler in seiner Hand.
    Mit dem Lift fuhr Ash nach oben in die dritte Etage.
    Er sah die Türaufschrift zum ersten Mal. Projekt Gemini NL – Leiter: Nummer Neun.
    Ash stieß die Tür auf.
    »Ah – ich hätte nicht gedacht, dass Sie heute Abend noch … was haben sie da in der Hand, Nummer Neun?«
    »Ich bin nicht Nummer Neun. Ich bin keine Nummer.«
    Der annähernd sonnenheiße Plasmastrahl jagte durch die Mitte seines Körpers, und Nummer 41 krachte in einen Versuchsaufbau.
    Glas splitterte und verebbte in einem leisen Klirren. Ash trat hinzu.
    Er sah das große, schwarze, dampfende Loch im Bauch. Rundherum züngelten kleine Flammen, die am Stoff des graublauen Overalls fraßen.
    Ash sah in sein eigenes totes Gesicht. Er sah seinen eigenen, halb geöffneten Mund und seine eigenen aufgerissenen Augen, die immer noch nicht zu begreifen schienen.
    »Was zum …« Nummer 42 trat durch die Tür des Nebenraums.
    Im nächsten Augenblick verdampfte sein Kopf, schrumpfte schlagartig auf ein Drittel seines Volumens. Sein Körper sackte leblos zu Boden.
     
    *
     
    »Ich verstehe nicht …«, sagte der Trior-Chauffeur mit zitternder Stimme. Er hustete, doch der Qualm war hier, auf der kleinen Steinterrasse, weit weniger beißend als drinnen.
    Die Hitze allerdings war auch hier bereits unerträglich geworden. Ashs Hände und Gesicht glühten, seit er sich in seinem Häuschen befunden hatte.
    Los – zurück zum Taxi.
    Der Kleine stolperte vor ihm die halb verwitterte, gewundene Steintreppe hinunter.
    Unten blickte Ash noch einmal hinauf. Die Flammen schlugen bereits aus dem Fenster und durchs Dach. Dicke Rauchwolken wanden sich himmelwärts.
    Einsteigen.
    Ash nahm wieder auf dem Beifahrersitz Platz. Bislang hatte er Glück gehabt und keine Ordnungskraft zu Gesicht bekommen. Aber wie lange noch?
    »Wieso Doktor Tregarde …«
    »DNA-Spuren. Die sind da überall. Waren überall.«
    »Sie wollen nicht reproduziert werden? Aber ich glaube, es existiert eine zentrale DNA-Datenbank.«
    »Ich weiß.« Ash wandte sich dem haarigen Gesicht zu. »Wo befindet sich diese Datenbank?«, fragte er probehalber.
    »Ich weiß es nicht, Doktor Tregarde.«
    Ash nickte. Er löste den Magnetverschluss seines MF-Armbands, zog es ab und schmiss es achtlos raus.
    »Starten Sie. Wir fliegen nach Luona-Binn.«
    »Das geht nicht! Die Taxis verkehren nur im Ort! Nur in Clach-Kylee!«
    »Nein. Tun sie nicht. Ab jetzt nicht mehr. Starten Sie!«
     
    *
     
    Die Hügel westlich von Clach-Kylee flachten merklich ab. Die letzten Häuser des Ortes lagen nur wenige Minuten hinter ihnen. Die Gemini-Sonne war untergegangen, doch ihr orange-rosafarbenes Licht lag noch über dem Horizont.
    »Das kann nicht gut gehen, Doktor Tregarde. Wir dürfen Clach-Kylee nicht verlassen! Niemand verlässt Clach-Kylee.«
    »Wir schon. Ganz offensichtlich.«
    »Ich …«
    Die Explosion riss die Schnauze der Antigrav-Plattform weg. Das Gefährt bekam sofort Schlagseite und kippte nach links.
    Der Trior-Klon fiel mit einem ersterbenden Schrei heraus.
    Ash hatte reflexartig die Verstrebung über sich ergriffen und hielt sich fest.
    Das Antigrav-Triebwerk heulte wie eine Alarmsirene, konnte aber das immer noch schnell gleitende Gefährt nicht mehr stabilisieren.
    Die linke Bordkante schlug auf, und Ash wurde so stark durchgeschüttelt, dass er Mühe hatte, sich festzuhalten. Das Taxi hob noch einmal ab, flog eine kurze Strecke in einem Meter Höhe und touchierte dann wieder den grasbewachsenen Boden. Die Erschütterungen schlugen heftig auf Ashs Handgelenke durch.
    Plötzlich verringerte sich merklich die Geschwindigkeit. Die Bordkante fraß sich ins Erdreich. Das Taxi kam mit einem heftigen Ruck zum Stehen, und die Wucht des hochschlagenden Hecks schleuderte Ash fünf Meter weit nach vorne

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