Sternenfaust - 182 - Handlanger der Gemini (1 of 2)
Implikationen seiner Arbeit mehr und mehr verdrängte.
Walter hatte Ash wesentliche Hilfestellung hinsichtlich der wissenschaftlichen Problematik geben können. Denn die auf der STERNENFAUST gewonnenen Erkenntnisse waren unbürokratisch an eine Forschungsabteilung von Far Horizon weitergeleitet worden. In der bedrohlichen Situation, in der sich die Solaren Welten befunden hatten – eine Situation, die mittlerweile trotz aller Erkenntnisse über die Gemini-Klone in ein Worst-Case-Szenario umgeschlagen war –, hatte das Star Corps nicht gezögert, alle gewonnenen Erkenntnisse an den Technologie-Konzern Far Horizon weiterzuleiten, denn die Notwendigkeit, alle vorhandenen Kräfte zu bündeln, war offenkundig gewesen. So hatte sich Walter in der glücklichen Lage gefunden, die Erkenntnisse von Dr. Sparker { * } an Ash weiterzureichen.
Zum wiederholten Male saß Ash in diesem Augenblick vor dem zweigeteilten Monitorbild, dessen linke Hälfte die schematische Darstellung eines intakten Shisheni-Klon-Gehirns wiedergab, während auf der rechten Seite jene zerebralen Folgen zu sehen waren, die einen Shisheni-Klon nach spätestens vierundzwanzig Stunden ereilten.
Grundsätzlich unterschieden sich diese Darstellungen nicht davon, was man bislang über lebende und tote Gemini-Klone wusste. Erst das abgestorbene Hirn zeigte überhaupt, das es sich um einen Klon handelte, da nur hier die für geklontes Material typischen Bausteinlücken in den Gen-Sequenzen sichtbar wurden. Die erhöhten Magnesium- und Eisenanteile rührten von Naniten-Resten her, die als vormals voll funktionsfähige Einheiten nicht nur die Bausteinlücken überbrückt hatten, sondern zugleich auch Bestandteile des HIVE-Implantats gebildet hatten, wobei sie über eine so effiziente Tarnung verfügten, dass das Implantat nicht zu scannen war.
Ash war mittlerweile klar geworden, dass die Naniten unter anderem die Aufgabe eines natürlichen DNA-Reparaturprogramms übernahmen. Er hatte sich mehrfach den eigentlichen Klonierungsvorgang auf den Monitor geholt und hierbei festgestellt, dass der Prozess unter Anwendung von leichter Röntgen- und Ultraviolett-Strahlung ablief. Diese Strahlung war in der Lage, das Fließgleichgewicht einer Zelle nachhaltig zu stören. Dies führte zu reaktiven Sauerstoffspezien, die sich als signifikante oxidative Schäden bemerkbar machen konnten. Diese bestanden seltener in Doppelstrangbrüchen, aber sehr häufig in Basenschäden – in eben jenen Schädigungen, denen die Shisheni-Klone zum Opfer fielen.
Dennoch konnte dies eigentlich nicht sein, da die ionisierende Strahlung beim Klonierungsprozess so gering ausfiel, dass die arteigene natürliche DNA-Reparatur damit nicht überfordert war. Die Klonierungsprotokolle von Menschen, Kridan, J’ebeem und Morax bewiesen diese Auffassung. Aber auch die Shisheni-Klone schienen in dieser Hinsicht keine Probleme zu haben.
Ash bediente den Touchscreen und rief das Langzeitprotokoll eines geklonten Menschen-Gehirns auf den Monitor. Es gab keine ungewöhnlichen Werte hinsichtlich der typischen DNA-Schädigungen. Vereinzelt vorkommende Veränderungen des Zuckergerüsts sowie DNA-Protein-Vernetzungen, Einzel- und Doppelstrangbrüche wurden zuverlässig repariert.
Doch dann fiel Ash etwas Ungewöhnliches auf.
»Die Basenexzisionsreparatur«, flüstere er.
»Was?«, fragte Walter an der benachbarten Workstation.
»Die Basenexzisionsreparatur wird praktisch permanent durchgeführt.«
»Beim Shisheni-Klon?«, fragte Walter und beugte sich herüber.
»Beim Menschen-Klon. Ich checke die anderen Spezies.« Aufgeregt ging Ash sämtliche von den Gemini geklonten Spezies durch und traf überall auf dasselbe Ergebnis. Auch die Shisheni unterschieden sich in dieser Hinsicht nicht – ihr HIVE-Implantat unterlag ebenfalls einer deutlich erhöhten Frequenz der Basenexzisionsreparatur.
»Was schließt du daraus?«, fragte Walter und rollte in seinem Arbeitssessel heran.
»Unsaubere Programmierung«, antwortete Ash lakonisch. »Aber dennoch unkritisch, weil die natürliche DNA-Reparatur diesen Fehler der Basenpaarung wieder ausgleicht.«
»Auch bei den Shisheni?«
»So weit ich sehe – ja«, antwortet Ash und rief eine Detaildarstellung auf.
»Das Reparaturenzym wird auch bei den Shisheni-Klonen aktiv«, murmelte Ash kommentierend. »Die DNA-Glykosylase entfernt auch bei ihnen die falsche Base … die AP-Endonuklease arbeitet normal … die DNA-Polymerase synthetisiert die korrekte Base … die
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