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Sternenfaust - 185 - Das erloschene Reich

Sternenfaust - 185 - Das erloschene Reich

Titel: Sternenfaust - 185 - Das erloschene Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland
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hörbar mit den Zähnen.
    Genau in dem Moment, als die ersten wilden Eponen am Horizont auftauchten und sich dem Cluster näherten, beendete Ventor seine Rede.
    Sofort verstummte jedes Geräusch, als wollte niemand es riskieren, die scheuen Tiere zu verschrecken.
    Und in diese Stille hinein wurden endlich die Namen derer verlesen, die im direkten Wettstreit gegeneinander antreten sollten.
    Taros Name fiel erst zum Ende der insgesamt sechs Paarungen.
    Da nur noch er und Nier übrig waren, war schon kurz zuvor klar, dass sie gegeneinander antreten mussten.
    Taro sog tief den Atem ein – und mied den Blick zu Jinu. Sie wusste nicht, dass er um diese Konstellation gebeten hatte. Und im Nachhinein wünschte er fast, es nicht getan zu haben, denn in Niers Augen schimmerte die blanke Mordlust.
     
    *
     
    Mit wachsender Nervosität verfolgte Taro, wie sich ein Kandidaten-Paar nach dem anderen geistig darin maß, einen der begehrten Eponen zu erringen, die von den Exerzitoren zum Austragungsort des Ritus gelockt wurden.
    Die scheuen Wesen blieben stets fast unsichtbar bis zu dem Moment, da sich ein Sieger abzeichnete. Derweil saßen oder standen die Kontrahenten in der »Arena«, wie das abgesteckte Feld bezeichnet wurde, in das sich jede Gegnerschaft zu begeben hatte.
    Schließlich waren fünf Eponen vergeben – und zogen sich fünf leer ausgegangene, enttäuschte Verlierer in den Schoß ihrer Familien zurück, während die Sieger sich euphorisch auf das sichtbare Zeichen ihres Triumphes schwangen und davonflogen – fort, weit fort, in die entlegensten Gebiete Karols, wohin nur ein Epone sie zu tragen vermochte.
    Zuletzt wurden Taro und Nier aufgerufen.
    Auch ihr Wettstreit wurde auf handfeste Weise eingeleitet, wie bei den anderen zuvor. Mochte letztlich die charakterliche Eignung den Ausschlag geben, ebenso wie das geistige Potenzial, so wollten die Zuschauer doch auch ein wenig Spektakel, und so mussten die Kandidaten vor der eigentlichen Prüfung zunächst zu einer Art Ringkampf antreten.
    Nier richtete sich vor Taro auf und ließ seine Muskeln anschwellen. Im Moment schien es so, als habe er fast doppelt so viel Körpermasse.
    Unter den Anfeuerungsrufen der Zuschauer war der Kampf schnell entschieden.
    Für Nier!
    Er war sich nicht zu schade gewesen, in einer Position, in der er sich vor Entdeckung sicher wähnte, einen verbotenen Griff anzuwenden. Dabei stieß er auch noch gegen die nach wie vor lädierte linke Gesichtshälfte Taros, was einen anhaltenden Kopfschmerz zur Folge hatte.
    Taro, der sich auf Fairness verlassen hatte, wurde völlig überrumpelt und landete im Staub.
    Auf ihm kniend und ihn grob zu Boden drückend reckte Nier mit einer Art Kriegsschrei die Faust zum Himmel.
    Der Kampf wurde von einem Exerzitor als entschieden erklärt. Nun folgte der eigentliche Wettstreit.
    Das geistige Messen – und das einfühlsame Rufen nach einem Eponen, um diesem seine Qualitäten anzupreisen.
    Fünfmal hatte es bislang zum Erfolg geführt, fünfmal waren die jeweils Schwächeren der Paarungen gescheitert.
    Taros Gedanken waren ganz bei Jinu. Obwohl die Schmerzen um das vorgeschädigte Auge nicht nachließen und er fürchten musste, dass seine Konzentration davon beeinträchtigt würde, zog er Kraft aus der Aussicht, um sie werben zu dürfen, wenn ihm hier und jetzt das schier Unmögliche gelang.
    Bislang hatte keiner der Eponen, der sich zu einem der Kandidaten bekannt hatte, den Eindruck erweckt, zu jener seltenen Kategorie zu zählen, mit der nicht nur das hiesige Sonnensystem bereist, sondern sogar bis zu entfernten Sternen »geritten« werden konnte.
    Taro wollte dieser scheinbaren Regel die Ausnahme entgegensetzen.
    Und so begann er mit vollem Ungestüm sein mentales Flehen in den Äther zu schicken.
    Ein Flehen, das sich ausdrücklich an einen besonderen Eponen wandte.
    Es dauerte nicht lange, als gleich mehrere Schemen vom Himmel herabstürzten, als könnten sie es kaum erwarten, sich den beiden Kandidaten zu unterwerfen.
    Unklar blieb, ob sie Taros Locken folgten, oder ob sie von Nier angezogen wurden.
    Taro glaubte, ein selbstzufriedenes Grunzen aus Niers Kehle aufsteigen zu hören, während die Schemen näher und näher kamen und eine Art Tanz aufführten, als wollten sie um die höchste Gunst desjenigen buhlen, den sie im Visier hatten.
    Dann geschah etwas Eigenartiges.
    Wie in Panik stoben die Eponen nach allen Seiten davon.
    Taro war darüber ebenso verblüfft wie Nier. Doch dann gewahrten sie beide

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