Sternenfaust - 191 - Nukleus
Niss ihr Sammelnest eingerichtet hatten, nur eine Erklärung: Das Akoluthorum war bei der Aktion, die Sonne zu erhalten, beschädigt worden. Und er war sich ebenfalls sicher, dass das Akoluthorum das temporal beschleunigte Feld erzeugt hatte, welches in den hohen Zerfallsraten im Zusammenhang mit WIMP-Teilchen resultierte.
Und dennoch lieferte das Objekt den Niss so viel Energie, dass sie damit künstliche Sonnen erstellen konnten, die den inneren Planeten umkreisten. Allein die Menge an Energie, die für die Antigrav-Aggregate zur Verfügung stehen musste, um diese riesigen Gebilde auf Kurs zu halten, war gewaltig.
Jake Austen musste unwillkürlich an die HD-Zapfer des Wandlers auf der STERNENFAUST denken. Die taten eigentlich etwas ganz Ähnliches: Sie bezogen Energie aus einem höherdimensionalen Kontinuum und fügten diese dem Wandler zu, mit dessen Hilfe der HD-Antrieb und andere Schiffssysteme betrieben werden konnten.
Vielleicht war dies ja da gleiche Prinzip – das Akoluthorum als HD-Zapfer, das mit den entsprechend gemessenen Werten weit über der empfehlenswerten Belastung lag.
Jake spürte, dass er recht hatte. Und das machte ihm Angst, nicht nur, weil er sich dem Akoluthorum auf besondere Weise verbunden fühlte, sondern auch, weil er wusste, wie das Ganze enden würde. Wie ein übertakteter Computerprozessor würde das Akoluthorum irgendwann überhitzen, überlasten, seine Struktur verlieren und dann unwiederbringlich zerstört sein.
»Captain, ich muss mit Ihnen reden!«, wandte er sich an Mulcahy, während er auf ihn zuging. »Unter vier Augen, wenn es geht«, fügte er etwas leiser hinzu, als der Captain ihn fragend ansah. Er hoffte, der Translator des Niss würde es nicht erfassen und übersetzen.
Mulcahy unterbrach seine Diskussion mit Flem und folgte Jake ein wenig abseits, während dieser ihm seine Theorie erläuterte.
Captain Mulcahy machte eine nachdenkliche Miene. »Es spricht einiges dafür, dass Sie mit Ihrer Idee richtig liegen.«
»Umso wichtiger ist es, dass wir das Akoluthorum retten!«, drängte Jake. Er merkte selbst, wie sich Verzweiflung in ihm breitmachte. Das Amulett musste beschützt werden! Es hatte ihn gerufen, gebeten, angefleht es zu befreien!
Mulcahy nickte bedächtig. »Setzen Sie sich mit Lieutenant Jefferson in Verbindung. In Sachen HD-Zapfer dürfte er am ehesten wissen, wie wir diese Problem lösen könnten. Ich versuche inzwischen herauszubekommen, was die Niss über die Funktionsweise des Verstärkers wissen. Flem scheint davon nicht besonders viel Ahnung zu haben.« Der Captain seufzte. »Aber ich fürchte, auch die Niss aus anderen Stämmen sind da nicht viel weiter in ihren Erkenntnissen.«
Jake war geneigt, Mulcahy zuzustimmen. Er stellte eine Verbindung zum Shuttle her und schilderte Jefferson die vorgefundene Situation. Aber der Ingenieur konnte ihm nicht helfen.
»Ich habe so ziemlich alles gelesen, was sich in den Aufzeichnungen der STERNENFAUST zu diesem Thema finden ließ«, meinte der Genetic und sah Jake achselzuckend an. »Der Tenor ist eindeutig: Wir wissen, dass wir nichts wissen. Wir wissen etwas über die Energiemengen, die produziert werden können und rudimentär, wie die Zapfer es anstellen, den Kontakt zum HD-Raum herzustellen. Über die dortige Energieform und wie sie innerhalb der Zapfer umgewandelt wird, ist aber so gut wie nichts bekannt. Und wenn, dann sind es allenfalls Theorien. So lange nutzen wir die Technik noch nicht, um sie verstehen zu können. Der STERNENFAUST II-Zwischenfall hat den Menschen lediglich die Baupläne geliefert, nicht jedoch eine tiefere Einsicht in die energetischen Zusammenhänge zwischen verschiedenen Raumdimensionen.«
Jakes Laune war eisig. Das war zu befürchten gewesen. Sie erkannten das Problem, konnten es aber nicht lösen. »Danke, Lieutenant. Studieren Sie die Daten noch mal, vielleicht haben Sie ja etwas übersehen.«
Jefferson verzog das Gesicht zu einer abschätzigen Miene. »Bei allem Respekt, Sir, aber ich glaube nicht, dass ich etwas Wesentliches nicht erfasst habe. Um dieses Problem wirklich fachlich erschöpfend betrachten zu können, müssten wir wohl mit einem der ›Toten Götter‹ selbst sprechen.«
Jake seufzte. »Das ist uns leider nicht möglich.«
»Vielleicht doch!« Neben Jefferson drängte sich jetzt Turanagi ins Bild der Übertragung vom Shuttle. »Die Wanagi sind doch Nachkommen der ›Toten Götter‹. Und wie es der Zufall will, haben wir eine Wanagi an Bord der
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