Sternenfaust - 191 - Nukleus
jegliches Taktieren. Und als Taglieri nicht sofort antwortete, fügte Dana hinzu: »Der Senat wird Ihnen sicher bald die gleiche Frage stellen.«
»Ich leite den Einsatz«, sagte Taglieri. »Über die Auswahl der Crewmitglieder bin ich auch dem Senat keine Rechenschaft schuldig. Folglich wird er von mir auch keine erhalten.«
»Sie sind natürlich niemandem eine Rechenschaft schuldig«, erwiderte Dana versöhnlich. »Aber Sie wissen, dass ich mein Kommando niedergelegt habe. Ich sehe keinen Weg zurück.«
»Ich schon«, erklärte Taglieri. »Und ich will Ihnen eine Brücke zurück bauen.«
»Eine Brücke zurück?«, fragte Dana ungläubig. »Ich dachte immer, Sie hätten das Kommando über die STERNENFAUST gewollt!«
»Nicht auf diese Weise«, wehrte Taglieri ab. »Das bekommt keinem von uns. Ihnen nicht, nicht der Crew, nicht der Mission und auch nicht dem Senat. Auf Dauer wird man mich nicht als Ersatzkommandanten der STERNENFAUST akzeptieren. Sie sind es, die einst vom Hohen Rat der Erde das Kommando über die STERNENFAUST III erhalten hat.«
»Ich habe es im Grunde von Ihnen erhalten«, widersprach Dana.
»Sie haben es von dem Mann erhalten, der später Ratspräsident wurde. Nicht von mir.«
»Und nun versuchen Sie, alles zu tun, damit ich es behalten kann«, sagte Dana.
Taglieri nickte.
»Damit haben mir im Grunde zwei Taglieris aus zwei verschiedenen Zeiten das Kommando über dieses Schiff verschafft«, sagte Dana.
»Noch haben Sie es nicht zurück«, widersprach Taglieri. »Doch wenn die Angelegenheit doch noch ein gutes Ende findet, wird der Senat vielleicht ein Auge zudrücken.«
Dana war sich da gar nicht so sicher.
»Wie sieht es nun aus?«, wollte Taglieri wissen. »Sind Sie bereit, die Außenmission zu leiten, Commodore Frost?«
Dana nickte und lächelte. »Ich bin bereit, Commodore Taglieri!«
*
Auf Nukleus
5. August 2273, 23.34 Uhr
»Sie sind auf dem Weg!«, rief Captain Cody Mulcahy. »Dana Frost und Romana Hel’gara werden mit einem weiteren Shuttle den Planeten anfliegen und zu uns stoßen.«
Jakes Kopfschmerzen hatten einen neuen Höchststand erreicht. Inzwischen fühlte es sich so an, als drücke ihm mit jedem Herzschlag ein Riese die Handflächen gegen die Schläfen. Da half auch alles Wegatmen nichts mehr. Es war kaum noch auszuhalten.
»Dana Frost kommt?«, fragte Jake verwundert. Mulcahy hatte ihn über die veränderten Kommandostrukturen an Bord informiert.
Jake schwindelte, und ihm wurde kurz schwarz vor Augen. Es war wohl besser, wenn er sich einen Augenblick setzte. Rings um die Felsnadel, auf der das Akoluthorum ruhte, gab es in wenigen Metern Abstand kleine Felsformationen, auf die man sich hocken konnte. Er machte ein paar vorsichtige Schritte auf den nächstbesten Felsen zu und ließ sich darauf fallen.
Mulcahy und Flem folgten ihm.
»Alles in Ordnung, Commander?« Der Captain blickte ihn besorgt an. »Sie wirken nicht gerade auf der Höhe …«
Jake holte tief Luft und winkte ab. »Es geht schon, Sir. Nur ein leichtes Schwindelgefühl und Kopfschmerzen. Ich bin sicher, das legt sich gleich wieder.«
Mulcahy nickte verstehend. »Ruhen Sie sich aus. Bis Commodore Frost und Romana Hel’gara hier sind, können wir ohnehin kaum etwas ausrichten.« Er setzte sich neben Jake auf den Felsen und warf einen Blick zum Akoluthorum hinauf. »Es ist schon erstaunlich, dass so ein kleines Ding so viel Energie liefern kann. Es versorgt einen ganzen Planeten. Zum Glück nutzen die Flem das zu zivilen und friedlichen Zwecken. Nicht auszudenken, was es in den falschen Händen …«
»Es ist bereits in den falschen Händen!«, entfuhr es Jake unwillkürlich. Diese Schmerzen machten ihn rasend!
Konnten sie denn immer noch schlimmer werden?
»Commander?« Mulcahy legte ihm eine Hand auf den Arm.
Jake schlug sie weg. Das hintergründige Summen, das vom Objekt ausging, drängte sich wieder mit aller Macht in sein Bewusstsein. »Sie haben es doch selbst gehört: Die Niss haben mit dem Akoluthorum versucht, den Zerfall ihrer Sonne zu verhindern! Was hat es genützt? Es wurde beschädigt. Diese elenden Maden haben eines der wichtigsten Artefakte des Universums leichtfertig der potenziellen Zerstörung ausgesetzt!«
»Commander, ich glaube kaum, dass Sie so über die Niss reden sollten, geschweige denn vorschnelle Urteile …«
Das Summen schwoll immer mehr an und drängte Mulcahys Ermahnungen in den Hintergrund. Jake fühlte den unbändigen Drang zu brüllen. Alles
Weitere Kostenlose Bücher