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Sternenfaust - 194 - Der Hüter des Krinoi'i

Sternenfaust - 194 - Der Hüter des Krinoi'i

Titel: Sternenfaust - 194 - Der Hüter des Krinoi'i Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Laue
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seines Volkes. Er empfand einen Schauder; nicht nur weil er das Gefühl hatte, dass das Krinoi’i ihn ansah, sondern weil ihm bewusst war, dass das, was er tun wollte, der schlimmste Frevel war. Nur ein Frevel wäre noch schlimmer: einen anderen Tikar’Senn zu töten.
    Doch es musste sein.
    Entschlossen häufte er die vermischten Komponenten auf den Tisch, die er in einem Behälter mitgebracht hatte, stellte die Schatulle darauf und schüttete den Rest des Sprengstoffes darüber.
    Danach überschüttete er das Gemisch mit dem fluoreszierenden Wasser.
    Nun blieben ihm nur noch wenige Herzschläge, um zu verschwinden, ehe die Mischung explodierte. Doch wenn die anderen von der Explosion aufwachten, wäre er längst weg und in dem darauf folgenden Durcheinander wieder ungesehen in sein Haus gelangt. Und niemand würde je herausfinden, wer das Krinoi’i zerstört hatte.
    Da! Ein …
    Er fuhr herum und prallte beinahe mit jemandem zusammen. Vor ihm stand Corshoan und starrte ihn fassungslos an. Dessen Blick an ihm vorbei zeigte ihm, dass der Hüter sehr wohl erkannte, was er im Begriff war zu tun.
    Corshoan stieß ihn beiseite und rannte zum Krinoi’i.
    Er packte Corshoan am Arm und riss ihn zurück. Er wollte das Krinoi’i vernichten, nicht Corshoan versehentlich töten.
    Der Sprengsatz explodierte in dem Moment, als er Corshoan nach draußen schleuderte und von seinem eigenen Schwung mitgerissen wurde.
    Die Schatulle zerpulverte augenblicklich. Das Krinoi’i wurde von grünlichem Feuer eingehüllt und von der Druckwelle der Explosion hochgeschleudert.
    Es prallte gegen die Decke des Schreins. Ein klingender Laut ertönte. Ein Blitz, der nicht nur seine Augen blendete, sondern ihm auch schmerzhaft ins Gehirn fuhr.
    Er stöhnte.
    Corshoan schrie und presste sich die Hände gegen den Kopf. Offenbar hatte er erheblich größere Schmerzen. Auch von der Siedlung her ertönten Schreie und kamen Tikar’Senn gelaufen.
    Dann erlosch die Stichflamme im Schrein.
    Etwas fiel mit leisem Klirren zu Boden und rollte heran, drehte sich ein paar Mal um die eigene Achse und blieb im Eingang liegen.
    Er starrte darauf. Das Krinoi’i war zwar leicht grünlich verfärbt, aber es war unversehrt. Bis auf eine winzige, aber umso entscheidendere Kleinigkeit: Er spürte die Ausstrahlung seiner Macht, die Corshoans mentaler Schutz bisher eingedämmt hatte und die außer dem Hüter bisher niemand hatte wahrnehmen können, so deutlich wie die wärmenden Strahlen der Sonne. Und sein Instinkt sagte ihm, dass diese Ausstrahlung noch sehr viel weiter zu spüren war. In sehr, sehr viel größerer Entfernung.
    Corshoan, der zu Boden gefallen war, rappelte sich taumelnd auf. Blut rann ihm aus der Nase, aber er hatte noch genügend Kraft, um ihn bei den Schultern zu packen und zu schütteln.
    »Ranaon, was hast du getan? Bei den Feuern von Sorsheh, was hast du getan?«
    Ranaon starrte auf das Krinoi’i und hatte das Gefühl, einen Albtraum zu erleben.
    Das verfluchte Ding hatte nicht mal einen Kratzer abbekommen.
    Es lag auf dem Boden, und das blaue Licht der drei Monde malte Reflexe auf seine geflochtene Oberfläche, die wirkten, als würde ihn aus der Mitte des Rings heraus ein Auge spöttisch anfunkeln.
    Corshoan ließ ihn los und hielt sich stöhnend den Kopf. Tränen rannen dem Hüter aus den Augen. Das Blut, das ihm aus der Nase lief, tropfte auf den Boden.
    Er verlor das Gleichgewicht und sackte zu Boden.
    Andere rannten herbei und stützten ihn. Skuri, eine der Heilerinnen, legte ihm die Hand auf die Stirn.
    Corshoans schmerzverzerrtes Gesicht entspannte sich erleichtert, der Blutfluss hörte auf. Er stand auf, nahm das Krinoi’i, umschloss es mit beiden Händen und versuchte, es mit seinen mentalen Kräften wieder zu schützen, seine Ausstrahlung zu verbergen, damit es und mit ihm die Tikar’Senn wieder sicher wären.
    »Nicht!«, befahl Skuri.
    Dass er nicht in der Lage war, seine mentalen Kräfte einzusetzen, begriff Corshoan offenbar im selben Moment. Er stieß einen gequälten Laut aus und fasste sich an die Stirn. Skuri legte ihm die Hand auf die Schulter und ließ ihre Heilkräfte wieder in seinen Körper fließen.
    Sie nahm ihm das Krinoi’i aus der Hand, das er nur widerstrebend losließ.
    Corshoan blickte Ranaon an. »Ist dir klar, was du getan hast? Und ich rede nicht von der Ungeheuerlichkeit deines Versuchs, das Krinoi’i zu zerstören.«
    Entsetzte Ausrufe aus der Menge, die sich inzwischen versammelt hatte, zeigten

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