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Sternenfeuer: Gefährliche Lügen

Sternenfeuer: Gefährliche Lügen

Titel: Sternenfeuer: Gefährliche Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Kathleen Ryan
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schüttelte den Kopf, seine Augen ruhten weiterhin auf dem Gesicht seines Vaters. »Wird er nicht. Er braucht gar nichts mehr.«
    Kieran folgte seinem Blick und schluckte. Mason Ardvale lag auf dem Bett, so regungslos wie eine Statue.
    Kieran ließ die Sauerstoffflasche zu Boden sinken. »O nein. Es … tut mir leid.«
    »Das sollte es auch«, sagte Seth bitter, ehe er über seinem Vater zusammenbrach und ihn mit seinem Körper bedeckte, als wollte er ihn am Aufstehen hindern. Kierans Herz zog sich zusammen, so sehr verstand er den Schmerz. Seths Kapitulation vor dem Körper seines toten Vaters war eines der traurigsten Bilder, die er jemals gesehen hatte.
    Kieran zog sich aus dem Raum zurück und schloss die Tür hinter sich. Er sah die anderen an, wie sie sich über ihre Eltern beugten, ihre Gesichter betrachteten, jeden einzelnen Atemzug. Wahrscheinlich würden noch mehr sterben, ehe der Tag zu Ende ging.
    Ein paar der Jungen hatten sich im Türdurchgang versammelt. Ihre Eltern waren nicht unter den Verletzten, aber sie sahen trotzdem verängstigt aus. Arthur Dietrich war dabei, und Kieran winkte ihn zu sich. »Arthur, es muss hier irgendwo in den Büros medizinische Videos geben. Vielleicht hat Dr. Randall sie aufbewahrt. Oder Dr. Patel. Such sie für mich, okay?«
    »Gute Idee.« Arthur nickte und schlenderte davon.
    Kieran hob eine Hand über den Kopf und pfiff. »Leute, Arthur sucht nach Videos über die Behandlung von Strahlungsvergiftungen und Dekompressionsschäden. Wenn er sie gefunden hat, müssen wir sie uns anschauen, damit wir wissen, was zu tun ist. Der Sauerstoff ist ein guter Anfang, aber wir werden noch viel mehr tun – und wir werden hart arbeiten müssen.«
    Einige der Jungen starrten auf etwas hinter Kieran. Irritiert hielt er inne, wandte den Kopf – und erstarrte. Er spürte einen Stich im Nacken, direkt über der Schulter, fast wie der Stachel einer Biene. Kieran schlug danach und trieb die Injektionsnadel nur noch tiefer in sein Fleisch. Sie war bis zum Ansatz versenkt, beängstigend tief. Er drehte sich um und sah in Seths tränenüberströmtes Gesicht. In seinen Augen kreischte der Zorn.
    »Was hast du …«, begann Kieran, aber schon kroch die Lähmung über sein Gesicht und breitete sich über die Augen aus.
    Arthur Dietrich kam aus dem Büro der Doktoren zurück, Stapel von Aufzeichnungen in den Händen. Sie fielen ihm aus der Hand, glitten eine nach der anderen aus der Schutzhülle und flatterten zu Boden, während Kieran fiel, nein, sank. Kurz fragte er sich, was mit der Schwerkraft im Raum geschehen war, ruderte mit den Armen und suchte nach einem Halt, um zu verhindern, aus den Fenstern in den Nebel zu schweben, der vor seinen Augen wirbelte und wirbelte …

Die Brig
    A ls Kieran erwachte, war eine Seite seines Gesichts gegen den Metallboden gepresst, er hatte rasende Kopfschmerzen und einen Geschmack im Mund, als hätte seine Mutter den Torf, den sie im Garten benutzte, hineingestreut. Er blinzelte und sah die Unterseite einer Metallliege und einen tropfenden Wasserhahn über einem Metallwaschbecken dahinter.
    Minutenlang war er außerstande, etwas anderes zu tun, als auf den tropfenden Wasserhahn zu starren – silbernes Wasser, das Tropfen für Tropfen ins Becken fiel.
    Küche.
    Das Wort fiel ihm wie ein Eissplitter in den Schädel.
Spülbecken sind in Küchen.
Er war vielleicht in einer Küche.
    Nein. Er lag unter einem Bett. Keine Betten in Küchen.
    Sein Nacken juckte. Er versuchte sich zu kratzen und berührte etwas Hartes, etwas, das aus ihm herausragte und im Rhythmus seines Herzschlags vor und zurück schwankte. Eine Spritze.
    Er erinnerte sich an alles. Seth hatte ihm das angetan.
    Das hier war keine Küche. Es war die Brig, der Arrestbereich des Schiffs.
    Sein Körper war wie aus Gummi, als er sich abmühte, sich auf den Rücken zu rollen. Was auch immer Seth ihm gegeben hatte, war stark und zog ihn immer noch nach unten. Er betastete die Nadel, versuchte herauszufinden, wo sie in ihm steckte. Steckte sie in seinem Hals? In seiner Halsschlagader? Konnte man sie gefahrlos herausziehen? Er durfte sie mit Sicherheit nicht da drin lassen. An der gegenüberliegenden Wand hing ein Spiegel, aber er konnte sich nicht bewegen.
    »Hier«, sagte jemand.
    Etwas rutschte über den Boden und traf ihn in die Seite. Weil er fürchtete, die Nadel mit einer falschen Bewegung tiefer – oder noch schlimmer: seitlich – hineinzustoßen, blickte er nicht auf, um zu erkennen,

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