Sternenfeuer: Gefährliche Lügen
sagen würde.
Er sah Kieran frostig an. »Bilde dir bloß nichts ein.«
Kieran schüttelte verständnislos den Kopf.
»Du hast die Atmosphärenkontrolle geschrottet, als du in die Kuppel gekracht bist. Wir werden sie in EMS reparieren müssen.«
»Aber die Redundanzsysteme …«, setzte Kieran an, doch als er den wütenden Blick der anderen sah, verstummte er. Wieso tat Seth das?
»Das kriegen wir hin«, sagte Kieran verwirrt. »Du warst da. Du hast gesehen, wie schwer es war.«
»Ich hätte dich nicht fliegen lassen sollen«, sagte Seth laut, als würde er eine Vorstellung für die anderen geben.
»Lassen?«
Seth sah ihm fest in die Augen. »Ich glaube, wir wären besser dran, wenn wir dich in die Brig sperren würden.« Dann machte er sich mit seinem bewusstlosen Vater auf den Weg aus dem Hangar zur Krankenstation.
Die anderen drehten Kieran den Rücken zu und folgten Seth nach draußen.
Als Kieran ihnen seinerseits durch die Gänge folgte, funkelte ihn mehr als einer der Jungen wütend an, und auch Sarek, der sich flüsternd mit zwei anderen Zwölfjährigen unterhielt, warf ihm böse Blicke zu.
»Worüber sprecht ihr?«, fragte Kieran, aber die drei schüttelten einfach nur die Köpfe und drehten sich weg.
Als er in die Krankenstation kam, erwartete ihn blankes Chaos. Die meisten Erwachsenen waren nur halb bei Bewusstsein und stöhnten. Jungen rannten zwischen den Medizinschränken und ihren Eltern, die sich auf den Liegen befanden, hin und her. Die Hände der Erwachsenen waren vor Schmerz verkrampft, die Gesichter geschwärzt und zerschlagen von der Dekompression.
Kieran ging zwischen den Liegen hindurch und inspizierte die zerschundenen Gesichter, bis er Victoria Hand fand, die Krankenschwester. Sie lag in der Ecke des Raums, warf den Kopf auf dem Kissen hin und her und stöhnte. Kieran kämpfte sich durch die Gruppe Jungen, die sich um sie versammelt hatte, und schrie: »Vicky! Was müssen wir tun?«
Ihre Augen öffneten sich bleiern, aber es schien ihr nicht möglich zu sein, etwas zu fokussieren.
»Was machen wir bei Dekompressionsverletzungen?«, wiederholte Kieran laut.
»Sauerstoff«, murmelte sie zwischen gesprungenen, verschrumpelten Lippen hindurch.
Kieran klatschte über dem Kopf in die Hände und rief den anderen zu: »Sucht die Sauerstoffflaschen und -masken. Jeder von euch kümmert sich um die eigenen Eltern! Beeilt euch!«
Drew Jones fand die Flaschen in einem Wandschrank am Ende des Raums, und Kämpfe brachen aus, als die Jungen versuchten, übereinander zu klettern, um an den Sauerstoff heranzukommen. Als Kieran den Raum durchquert hatte, um die Rangelei zu beenden, rannten die Kinder bereits wieder zurück zu ihren Eltern, Tanten oder Onkeln und setzten ihnen die Masken auf das Gesicht.
»Was machen wir jetzt?«, fragte Bobby Martin und zeigte auf die Drehhähne auf der Oberseite der Flasche.
Kieran inspizierte die Behälter. An der Außenkante standen Zahlen. Er hatte nicht die geringste Ahnung. Mit einem »Warte« stürmte er zurück zu Vicky Hand, die das Bewusstsein verloren hatte. Ihr Sohn Austen lehnte sich über sie und setzte ihr weinend und ungeschickt die durchsichtige Plastikmaske auf das Gesicht. Immer wieder flüsterte er: »Ich bin bei dir, Mama. Alles wird gut.«
»Vicky!«, rief Kieran, und als die Frau nicht antwortete, ergriff er ihre Schultern und schüttelte sie.
»Verschwinde!«, schrie Austen, und Tränen rannen seine fetten Wangen hinab, doch Kieran schüttelte nur stumm den Kopf und rüttelte fester. »Vicky! Welche Einstellung nimmt man für den Sauerstoff?«
Sie verdrehte die Augen, fixierte ihn dann aber für den Bruchteil einer Sekunde. »Einhundert Prozent«, brachte sie heraus.
»Dreht den Sauerstoff ganz auf, Leute!«, rief Kieran in den Raum und sah zu, wie die anderen die Hähne so weit wie möglich aufdrehten.
Kieran stand über Vicky und beobachtete sie ängstlich. Er konnte es sich nicht leisten, sie zu verlieren. Sie war das einzige verbliebene medizinische Personal an Bord.
Er schaute sich nach Mason Ardvale um und sah, dass er nicht im Raum war. »Wo ist Seths Vater?«, fragte er den nächstbesten Jungen.
Der zeigte auf einen der Privaträume an der Seite. »Seth hat ihn da reingebracht.«
Kieran ging zum Wandschrank, holte eine der letzten Sauerstoffflaschen heraus und brachte sie in den Raum, in dem sich Seth über seinen Vater beugte. Das Licht war aus, und Kieran schaltete es ein. »Seth, er wird Sauerstoff brauchen.«
Seth
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