Sternenfeuer
ihn auf den Hauptbildschirm.«
An der Frontseite der Brücke zeigte die Abbildung auf dem Bildschirm einem gelbweißen Stern, der sich vor der Schwärze des Raums abzeichnete. Das Versteck war dort, wo es sein sollte. So weit, so gut.
»Bringen Sie sie rein, Mr Fairfax. Mr Klein, ich möchte eine kontinuierliche Sensorabtastung der Umgebung. Lassen Sie es mich wissen, wenn auch nur der kleinste Ausschlag auf die Anwesenheit eines anderen Schiffs als unseres hindeutet. Behalten Sie auch die broanischen Frequenzbänder im Blick.«
Landon wartete, bis die Anweisungen bestätigt worden waren, und grinste dann zum ersten Mal seit einem Monat breit. »In Ordnung, Leute, machen wir uns auf die Suche nach dem Rest der Flotte. Volle Pulle, Chefingenieurin!«
Laura Dressers Worte hallten sofort in seinen Ohren. »Volle Pulle, Captain.«
Der Schub setzte im nächsten Moment ein.
»Ist das wirklich die Himmelsblume?«, fragte Lisa Arden Sar-Say, nachdem der Captain sich abgemeldet und der Schub die beiden in die Beschleunigungsliege gedrückt hatte.
»Ja, Lisa, es ist wirklich der Nebel der Zzumer-Sonne. Ich habe ein ziemlich gutes Gedächtnis für solche Dinge.«
Lisa nickte. Das Alien hatte ihren Namen zum ersten Mal seit Monaten wieder falsch ausgesprochen und das »i« zu stark gedehnt. Das war ein beredtes Anzeichen für die Aufregung, von der Sar-Say befallen war. Aber Sie hatte Verständnis dafür, schließlich war sie selbst auch aufgeregt.
»Was ist das für ein Gefühl, fast wieder zu Hause zu sein?«, fragte sie.
»Das ist ein sehr gutes Gefühl«, erwiderte Sar-Say. »Aber es ist trotzdem noch sehr viel zu tun. Wir müssen zuerst eure Flotte finden, bevor wir nach der Zzumer-Welt suchen können, nicht?«
»Ja, wir müssen unsere Flotte finden! Der Weltraum ist ein weitläufiger Ort, wie du sicher weißt.«
Sar-Say »nickte«. Wie er sich immer wieder sagte, war das Zusammenleben mit den Menschen pädagogisch wertvoll, wenn auch nicht immer angenehm. Die Vorstellung, dass Sterne im Universum angeordnet waren wie Städte auf der Oberfläche eines Planeten, war völlig neu für Sar-Say. Er hatte keine Verwendung für Astronomie gehabt, bevor er mit diesen seltsamen Leuten in Kontakt gekommen war.
Dafür hatte er jetzt Verwendung für Astronomie.
Das Reisen zwischen Sternentoren bedeutete, dass man den Raum zwischen den Sternen vernachlässigen konnte, denn man bewegte sich von einem Sternentor zum anderen. Es war die Topologie der Tore selbst, auf die es ankam - nicht etwa die Positionen der Sterne, um die die Tore umliefen. Lisa hatte das schon zu Beginn ihres Sprachunterrichts mit einer Analogie aus dem menschlichen Leben veranschaulicht. Sie hatte Sar-Say mit einem Benutzer einer irdischen Untergrundbahn verglichen.
Sie hatte ihm erklärt, dass der durchschnittliche Benutzer einer U-Bahn sich nicht dafür interessierte, unter welchen Gebäuden er oder sie in einem gegebenen Moment vorbeifuhr, nicht einmal für die Position des U-Bahn-Waggons in Bezug auf Flüsse, die die U-Bahn ungehindert und ohne Notiz davon zu nehmen unterquerte. Was für den Benutzer einer U-Bahn jedoch wichtig war, waren die Reihenfolge der Stationen. Wegen dieser Unabhängigkeit von der tatsächlichen Geografie war die Karte, die U-Bahn-Passagiere benutzen, eine stilisierte Darstellung der U-Bahn-Strecken und kein richtiger Stadtplan. So war zum Beispiel der Maßstab der Karte im Stadtzentrum, wo die Stationen dicht beieinanderlagen, größer als in den Außenbezirken, wo die Stationen weiter auseinanderlagen. Die Karte war so konzipiert, dass die Benutzer möglichst viele Informationen darüber erhielten, was für sie wichtig war, nämlich die Anordnung der Stationen entlang der Strecke; auf unwesentliche Informationen über die Merkmale auf der Oberfläche wurde jedoch verzichtet. In anderen Worten, die Karte zeigte die Topologie des Systems ohne eine allzu große Korrelation zu seiner Geografie.
Das war genau die Situation in der Zivilisation in Bezug auf interstellare Reisen via Sternentor. Auf Reisen hatte Sar-Say nicht die »interstellaren Landkarte« im Blick, sondern nur die Folge von Sternentoren, die ihn ans Ziel brachten. Die normale Sternentor-Sequenz war Vith, Armador, Nala, Colsta und Persilin. Wo diese Sterne relativ zu den jeweils anderen standen, wusste Sar-Say nicht. Sie befanden sich vielleicht in gerader Linie oder auf verschiedenen Seiten der Zivilisation. Wenn man über ein Sternentor verfügte, kam es
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