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Sternenfeuer

Sternenfeuer

Titel: Sternenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum
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war eine Hoffnung, die jeder einzelne der 3000 Angehörigen der Expedition hegte. An Bord der Raumschiffe und im neu angelegten Tunnellabyrinth unter der steinigen Oberfläche von Sutton war die gespannte Erwartung in der nach Metall schmeckenden Luft fast mit Händen zu greifen.
    Frustriert wurden sie schon, kurz nachdem die Ruptured Whale aus dem Überlichtbereich gefallen war und Kurs auf den Stern genommen hatte, den sie Versteck nannten. Die Missionsbefehle hatten gelautet: »... Nach Erreichen des Zielgebiets nehmen alle Schiffe der Flotte Kontakt miteinander auf und achten zugleich auf Anzeichen von Aliens im System.« Dass es keine Aliens im System gab, wurde von Stunde zu Stunde offensichtlicher, während sie mit hoher Geschwindigkeit auf die riesige gelbweiße Sonne zuflogen, die ihr Ziel war. Sofern das Versteck-System einmal Leben unterstützt hatte, hatte dieses Leben vor 9000 Jahren ein jähes Ende gefunden, als die nahe Nova den Himmel in Brand setzte und einen Strahlenschauer in einer tödlichen Dosis durch das System sandte. Wenn die Nova schon auf eine Entfernung von 7000 Lichtjahren dreimal so hell wie die Venus am irdischen Himmel erschienen war, vermochte Mark sich kaum den Ehrfurcht gebietenden Anblick vorzustellen, in dessen »Genuss« die Bewohner des Verstecks in einer Entfernung von nur zehn Lichtjahren gekommen sein müssten. In Anbetracht der starken Hintergrundstrahlung, die der nahe Nebel noch immer durchs System schickte, musste die Supernova in ihrer vollen Blüte so mächtig gewesen sein, dass alle Lebewesen auf der Stelle tot waren.
    Jedoch war eingeborenes Leben nicht das Einzige, wogegen sie sich wappnen müssten. Es war durchaus möglich, dass die Broa eine Präsenz im System etabliert hatten, entweder für wissenschaftliche oder kommerzielle Zwecke - zum Beispiel Bergbau. Obwohl jeder Sensor auf maximale Verstärkung eingestellt war, hatten sie jedoch keine andere Energiequelle entdeckt außer dem rhythmischen Radiorauschen, das von der riesigen Wolke hinter ihnen ausging. Genauso wenig hatten sie eine Gravitationswelle entdeckt, die ein in der Nähe betriebenes Sternentor angezeigt hätte.
    Zuerst waren sie erleichtert, als die Sensoren nach einer zweitägigen Untersuchung nichts gefunden hatten. Doch dann wich die Erleichterung der Besorgnis. Denn im Versteck- System gab es nicht nur keine Aliens, sondern es schienen sich auch keine Menschen dort zu befinden. Sie fanden keine Spur von den anderen Schiffen der Expedition.
    »Das ist kaum verwunderlich«, hatte Will Thompson, der Chefastronom des Schiffs und Marks Fachvorgesetzter, gesagt, nachdem Mark ihm am dritten Tag nach der Ankunft im System eine Frage bezüglich der negativen Ergebnisse gestellt hatte. »Ein Sternsystem ist ein weitläufiger Ort. Teufel, wir sind gerade so weit, dass wir die Planeten von Versteck zu identifizieren vermögen, und ein Planet ist unendlich größer als das größte Raumschiff.«
    »Ich hätte eigentlich erwartet, dass unsere Teleskope die Planeten schon längst gefunden hätten.«
    Draußen hatte jemand glucksend gelacht. »Ein typisches astronomisches Teleskop hat ein Sehfeld von ungefähr einem halben Grad, was bedeutet, dass man etwa ein Fünfhunderttausendstel des gesamten Himmels sieht. Und was noch schlimmer ist - obwohl wir die schnellsten Computer aller Zeiten haben, sind so viele Daten auf den Sensorchips, dass es ein paar Sekunden dauert, einen auszulesen. Das heißt wiederum, dass wir auch nur so schnell suchen können. Wir werden noch für eine halbe Woche so weitermachen müssen; es sei denn, wir haben Glück und stolpern über etwas, das sich entweder als eine Scheibe oder eine halbe Scheibe erweist. Sobald wir ein paar Planeten finden, sind wir imstande, die Ekliptik dieses Systems zu ermitteln, und dann werden wir auch schneller vorankommen.«
    Mark hatte genickt. Im Sonnensystem war die Ekliptik die Ebene, in der die Erde die Sonne umlief und - mit gewissen Abweichungen - alle anderen Planeten. Dass alle Planeten eines Systems mehr oder weniger auf derselben Ebene liegen müssen, war eine der Maximen der Astrophysik. Sterne und Planeten entstanden, wenn eine interstellare Staubwolke unter der Wirkung ihrer eigenen Schwerkraft kollabierte. Während die Wolke sich zusammenzog, geriet sie ins Rotieren, um ihre Winkelgeschwindigkeit aufrechtzuerhalten. Irgendwann bildete die Wolke dann eine große Kugel im Zentrum und eine viel dünnere »Akkretionsscheibe« um die Mitte aus. Die

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