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Sternenfeuer

Sternenfeuer

Titel: Sternenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum
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einem Viertel der menschlichen Standard-Gravitation auf, als die Normalraumgeneratoren angefahren wurden. Das war aber schon fast zwei Stunden her.
    Der konstante Schub sagte ihm alles, was er über die Absichten der Menschen wissen musste. Sie waren zu ihren Artgenossen in der Oort'schen Wolke unterwegs. Hätten sie nur die Parkbahn geändert, dann hätte der Schub nur für ein paar Sekunden angehalten. Schon eine halbe Stunde auf diesem Beschleunigungsniveau genügte, um die lokale Orpheus-Fluchtgeschwindigkeit zu erreichen. Wenn sie zum Sternentor zurückflogen, steuerten sie es auf einem hyperbolischen Hochgeschwindigkeitsorbit an.
    Zum hundertsten Mal, seit diese letzte schreckliche Nachricht ihm an die Ohren gedrungen war, fragte er sich, was vielleicht geschehen war. Sein Plan schien doch astrein funktioniert zu haben. Die Art und Weise, wie die Menschen ihm auf einer persönlichen Ebene begegneten, war doch ein Beweis dafür, dass er ihre Psychologie richtig erfasst hatte. Er hatte sogar Freundschaft mit einzelnen Menschen wie Lisa geschlossen. Sie gewährleistete während der langen Monate der Gefangenschaft seine geistige Gesundheit. Dass man auch Alien-Freunde haben konnte, war eine völlig neue Vorstellung für Sar-Say. Und dass er die Menschen wirklich mochte, war geradezu eine Offenbarung. Sie waren in vielerlei Hinsicht eine bewundernswerte Art. Zwar störten ihn ihre Schwächen, aber ohne diese wären sie auch keine Menschen gewesen.
    Kurz nachdem er in Gefangenschaft geraten war, hatte er entschieden, dass der Weg in die Freiheit darüber führte, freundlich zu seinen Häschern zu sein und sich bei ihnen nützlich zu machen. Er hatte das auch konsequent beherzigt. Hatte er ihnen nicht geholfen, ihre Schiffe so zu tarnen, dass sie mit einem sicheren Gefühl tief in die Zivilisation einzudringen vermochten? Hatte er ihnen nicht während ihres Kontakts mit den Voldar'ik geholfen? Durch diese Dienste, so glaubte er fest, würden sie schließlich ein Einsehen haben und ihm erlauben, sich ihrer Delegation anzuschließen, die das Ergebnis dieser fast zwei Jahre langen Übung in Diplomatie war. Er hatte so kurz davorgestanden!
    Und nun waren seine schönen Pläne Makulatur. Die Menschen verließen Klys'kra't mit einer Geschwindigkeit, die ihm sagte, dass sie nie mehr dorthin zurückkehren würden. Wenn sie ihm doch nur sagten, was schiefgegangen war - vielleicht konnte er ihnen helfen, es zu richten.
    Es gab jedoch eine »größte anzunehmende Panne«, auf die alle bekannten Fakten hindeuteten - eine Möglichkeit, die er höchst ungern in Betracht zog. Er musste sich aber der ungeschminkten Realität stellen. Es bestand nämlich die Möglichkeit, dass die Menschen hinter sein sorgfältig gehütetes Geheimnis gekommen waren. Während er die ultimative Katastrophe erwog, wurde Sar-Say von einem Gedanken überrascht, der aus dem Unterbewusstsein emporquoll.
    Es geschah nicht sehr oft, dass so etwas jemandem seiner Art widerfuhr. Der Gedanke kam auch so überraschend, dass er einen Moment brauchte, um seine ganze Bandbreite zu ermessen. Es gab eine Strategie — nein, eine Verzweiflungstat —, die vielleicht funktionierte, wenn seine schlimmsten Befürchtungen sich bewahrheiteten. Die Wahrscheinlichkeit des Erfolgs war gering. Tatsächlich waren seine Chancen, im bevorstehenden Kampf den Sieg davonzutragen, in etwa so groß wie auf einen Gewinn bei einer der staatlich gesponserten Lotterien, auf die die geistig umnachteten Zweibeiner so versessen waren. Dennoch hatte er eine Chance auf den Sieg, wenn er handelte - und keine, wenn er nichts tat. Allein schon der Gedanke an das Risiko machte ihn trunken. Es wäre das größte Glücksspiel, auf das er sich jemals eingelassen hatte. Ein Erfolg würde ihm Reichtum und Macht bescheren. Ein Scheitern könnte ihn das Leben kosten.
    Eine schlecht gelaunte Gruppe versammelte sich in der Offiziersmesse der Ruptured Whale. Die ganze Delegation — Dan Landon, Michail Vasloff, Lisa Arden und Mark Rykand - saß um den langen Tisch und starrte sich düster an. Raoul Bendagar und Laura Dresser vervollständigten die Gruppe. Die Stimmung im Abteil erinnerte Bendagar an ein Begräbnis. Das war ein Gedanke, den laut auszusprechen er sich aber hütete.
    Die Luke öffnete sich, und Sar-Say kam herein. Im Gang dahinter wurden die vier Wachen, die ihn eskortiert hatten, für einen Moment sichtbar. Sie blieben draußen und schlossen die Luke hinter dem Alien. Sar-Say ging weiter und

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