Sternenfeuer
PoleStar?«
»Ich weiß es nicht. Ben spricht über eine offene Telefonleitung nicht über seine Arbeit. Er will nicht das Risiko eingehen, dass eine eventuelle Entdeckung in der Öffentlichkeit breitgetreten wird. Zumal ich den Eindruck habe, dass der Informationsfluss dieses Mal viel strenger kontrolliert wird.«
»Wieso?«
»Zunächst einmal darf er mich nur einmal pro Woche anrufen. Als er in der Hochstation war, haben wir jeden Abend miteinander telefoniert.«
»Und weiter?«
»Bei unseren Gesprächen tritt eine Verzögerung von fünf Sekunden zwischen der Zeit auf, in der ich spreche und der Zeit, in der er antwortet.«
»Das dürfte eigentlich nicht sein. Die PoleStar ist im Erdorbit. Die Kommunikationsverzögerung ist von dort nicht größer als bei Punkt-zu-Punkt-Verbindungen auf der Erdoberfläche. Sie sagten, ein Computer würde seine Anrufe kontrollieren?«
»Ich glaube schon.«
»Und er hat Ihnen nicht gesagt, woran er arbeitet?«
»Nicht das geringste Detail. Als die Unterhaltung einmal in diese Richtung ging, wechselte er schnell das Thema.« Salli Rheinhardt zögerte und fragte sich, wie viel sie dem berühmten Fremden offenbaren sollte.
Vasloff erkannte den Grund für dieses Zögern und sagte lächelnd: »Sie können sicher sein, dass dieses Gespräch vertraulich behandelt wird, Salli, und ich würde auch nicht fragen, wenn es für die Sache nicht wichtig wäre.«
»Er hat nie etwas gesagt, Sie verstehen, aber wir sind schon so lange verheiratet, dass seine Gefühlsregungen wie ein offenes Buch für mich sind. Woran auch immer er arbeitet, er hält es für wichtig.«
»Könnten Sie das bitte ein wenig präzisieren?«
»Als er mich das erste Mal anrief, um mir zu sagen, dass er sicher angekommen sei, war er übermäßig aufgeregt. Ich konnte es in seinen Augen sehen.«
»Interessant. Gibt es sonst noch etwas, das Sie mir sagen könnten?«
»Könnten Sie mir denn sagen, worum es hier überhaupt geht, Michail?«
»Nein, meine Dame. Nicht zu diesem Zeitpunkt. Wir werden Sie aber über die Entwicklung auf dem Laufenden halten. Und vielleicht wäre es am besten, wenn Sie dieses Gespräch gegenüber Professor Rheinhardt nicht erwähnen.«
»Ich kann doch keine Geheimnisse vor meinem Mann haben, selbst wenn er in Bezug auf diese interstellare Narretei anderer Ansicht ist als wir.«
Tatsächlich diskutierten Ben und Salli Rheinhardt oft über den Aufwand, die näheren Sterne zu erforschen. Ben behauptete, dass das Verständnis außerirdischer Biosphären ein Motor des wissenschaftlichen Fortschritts sei. Salli war hingegen der Ansicht, dass man das Geld lieber dafür verwenden sollte, die Probleme auf der Erde zu beheben. Niemand war sonderlich an der Gründung von Kolonien auf anderen Sternen interessiert - schon gar nicht auf den nur bedingt bewohnbaren Welten, die die Menschheit bislang gefunden hatte.
»Sie dürfen es ihm natürlich erzählen, wenn Sie wollen. Es ging mir nur darum, ihm ... berufliche Probleme zu ersparen, um es einmal so auszudrücken.«
»Ich werde darüber nachdenken.«
»Dann bleiben wir also in Verbindung, meine Dame. Vielen Dank für Ihre Hilfe.«
Michail Vasloff zog die Stirn in Falten, als die Abbildung von Salli Rheinhardt auf dem Bildschirm verblasst war. Was er erfahren hatte, war zwar interessant, aber nicht sehr befriedigend. Was als bloßer Gefallen für einen reichen Mäzen begann, hatte sich inzwischen zu einem Mysterium ausgewachsen. Mark Rykand hatte in einer Hinsicht recht gehabt. Die Magellan war früh zurückgekehrt - acht Monate zu früh, um genau zu sein. Außerdem war das nur der erste Punkt in einer langen Reihe merkwürdiger Geschehnisse gewesen.
Die Sternenforschung hatte eine Betriebsroutine für Schiffe, die von der Erforschung fremder Sternsysteme zurückkehrten. Sie legten an der Hochstation an, die den Äquator in mehr als 100000 Kilometern Höhe umkreiste. Die Station war so hoch, dass sie scheinbar in Gegenrichtung am Himmel umlief. Dort wurde das zurückgekehrte Schiff unter die routinemäßige Quarantäne gestellt, bis alle sicher waren, dass es keine Parasiten oder Krankheitserreger eingeschleppt hatte. Nach dem Ende der Quarantäne wurde dann die ganze wissenschaftliche Gemeinschaft zu einer Konferenz im Hauptquartier der Sternenforschung geladen, wo die Entdeckungen des Schiffs mitgeteilt und Gebote für Forschungsprojekte entgegengenommen wurden.
Bezüglich der Magellan waren bislang keine solchen Aktivitäten erfolgt, obwohl
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