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Sternenfeuer

Sternenfeuer

Titel: Sternenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum
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Spur.
    »Gesamtdarstellung, Radius 100 Kilometer«, befahl er. Die geisterhaften Linien vor ihm änderten sich, und der Computer zeigte eine Darstellung des umgebenden Raums irgendwo in der Nähe von Polaris. Die Schiffe und das Habitat vereinigten sich zu einem einzigen Symbol. In diesem Maßstab war nur noch der PoleStar-Reflektor so groß, dass er nicht als bloßer Punkt dargestellt wurde. Der Reflektor erschien als eine kleine Scheibe mit einer rosa Korona. Die rosa Zone zeigte den Kernschatten - der Raumsektor, auf den der große Spiegel der Magellan den Blick verstellte. Er erkannte, dass die letzte bekannte Position des Eindringlings am Rand dieser Zone war.
    »Er hat sich hinterm Reflektor versteckt!«, meldete Frees der Kontrolle. »Kurtzkov, Donner, ihr fliegt zum Spiegel! Kurt, Sie übernehmen den Zenitpunkt. Donner, Sie gehen auf vier Uhr, und ich werde auf acht gehen. Wir legen uns auf die Lauer, bis er wieder ins Sichtfeld des Schiffs kommt. Dann werden wir den Bastard von hinten festnageln!«
    Die Raumfahrer bestätigten die Anordnungen. Funken stoben aus Steuerdüsen nach oben und seitwärts, als die anderen zwei ihre Vektoren änderten, um die bezeichneten Positionen über dem Spiegel zu besetzen. Er folgte ihrem Beispiel, und bald schwoll die Konstruktion riesig an. Geschwindigkeit ist im Vakuum eine trügerische Größe, weil es keine Möglichkeit gibt, Größe oder Entfernung zu bestimmen. Es gibt jedoch einen Punkt, wo in der Mikrogravitation sehr große Objekte unvermittelt von »unten« nach »oben« kippen. Das ist eine psychologische Reaktion des menschlichen Auges, die Millionen Jahren der Evolution in der Sohle der Gravitationsquelle der Erde geschuldet ist. Frees war noch einen Kilometer vom Reflektor entfernt, als die Gleichgewichtsstörung ihn plötzlich befiel. Als das Schwindelgefühl wieder verflog, hatte das Weltall sich um neunzig Grad gedreht. Frees sah, dass er zu einer riesigen Ebene hinabstieg, die vom Schein des Mondes und dem Licht der Sterne erleuchtet wurde. Aus diesem Winkel glich der Spiegel einem überdimensionierten Tamburin mit einem Wabenkern aus Verstrebungen.
    Während das Anzugsradar die Entfernungsmesswerte einblendete, schaltete Frees auf Automatik und überließ dem Computer die Flugregelung. Die Anzugsdüsen feuerten automatisch, und die dünne reflektierende Folie, aus der der große Spiegel bestand, kräuselte sich im unsichtbaren Wind. Er schaltete schnell wieder auf manuelle Steuerung um und regulierte die Schubdüsen auf minimale Leistung. Die Folie kräuselte sich noch immer, aber längst nicht mehr so stark. Trotz seiner Vorsicht breiteten die Störungen sich wie Wellen in einem Teich aus und übertrugen sich bald auf den ganzen Spiegel.
    »Vorsicht mit dem Abgasstrahl«, warnte er die beiden anderen. »Sanfter, gleichmäßiger Schub!«
    Frees kam zum Stillstand und hätte mit den Stiefeln fast die Verstrebungen des Reflektors touchiert. Nach einer Drehung um die Gier- bzw. Hochachse düste er zum Rand des Spiegels, um die Ankunft des Eindringlings zu erwarten.
    Marks Augen schmerzten. Der PoleStar- Spiegel blendete schon über ein Drittel des Himmels aus und war immer noch praktisch unsichtbar. Diese Komplikation hatte er nicht eingeplant. Er hätte den Spiegel sehen müssen, um zur Vermeidung einer Kollision seitwärts auszuweichen. Dennoch war der Spiegel — abgesehen von einem extrem schwachen Glühen, das wieder verschwand, wenn er zu intensiv hinschaute — genauso schwarz wie der Raum, den er widerspiegelte.
    Überprüfung der Instrumente alle paar Sekunden. Er war mit einer Geschwindigkeit von annähernd 300 km/h von der Gossamer Gnat gestartet, was bedeutete, dass er mindestens eine Minute Querschub verlieren würde, wenn er einen Zusammenstoß mit dem Spiegel vermeiden wollte. Das wäre auch kein Problem gewesen, wenn er mit dem Anzugsradar eine Entfernungsmessung vorzunehmen vermocht hätte. Wenn er jedoch Radarimpulse aussandte, müssten seine Verfolger sich nicht erst von ihrem Schiff sagen lassen, wo er war. Sie würden nur auf ihre Anzugs-Instrumente schauen müssen.
    Und er vermochte auch die Tatsache nicht zu ignorieren, dass irgendwo vor ihm Männer waren, die den Auftrag hatten, ihn von der Magellan abzuschneiden. Alle paar Sekunden überflog er besorgt den Himmel. Der Verstand sagte ihm zwar, dass optische Aufklärung in den Weiten des Alls für die Katz' war, doch rein instinktiv schaute er sich trotzdem um.
    Mark suchte gerade

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