Sternenfeuer
und rissen sie von den Füßen. Mit der freien Hand hangelten sie sich an den Sicherheitsleinen entlang zur Schleuse zurück. Frees betätigte mit dem Kinn das Bedienelement, das ihn mit der Haupt-Befehlsschaltung des Schiffs verband.
»Frees, auf der Hülle mit sechs Raumfahrern und Miss Dresser. Ich habe sie und zwei Männer reingeschickt und warte auf weitere Anweisungen.«
»Wo ist der Generator, Lieutenant?«, fragte der Offizier vom Dienst.
»Auf dem Weg in die Unendlichkeit, Sir. Er wird die Gefahrenzone in einer halben Minute verlassen.«
»Sehr gut. Warten Sie auf weitere Anweisungen.«
Im nächsten Moment ertönte die rauschende Stimme des Captains auf der Schaltung. »Frees, welche Betriebsstoff-Reserven haben Sie noch?«
»Wir haben noch Sauerstoff für vier Stunden, Captain. Alles andere ist voll.«
»Ein Objekt nähert sich von dieser Solarjacht unter uns. Das Flugprofil zeigt einen Besucher in einem Vakuumanzug, obwohl wir das noch bestätigen müssen. Das Objekt zeigt kein Positionsfunkfeuer. Ich wiederhole, kein Funkfeuer! Ich möchte, dass Sie und ein paar Ihrer Männer sich Flugtornister besorgen und das Objekt abfangen - was auch immer es ist. Verstanden?«
»Aye, aye, Captain.« Frees schaltete auf seine lokale Frequenz. »Donner, Kurtzkov, ihr kommt mit mir. Die beiden anderen schnappen sich Flugtornister und versuchen, den verdammten Reaktor zu stabilisieren, bevor er außer Sicht gerät. Bewegung!«
Mark Rykand hatte größere Angst als je zuvor in seinem ganzen bisherigen Leben. Er erinnerte sich an die Nacht, in der er diesen Plan ausgebrütet hatte: weil er moralisch am Boden war und einen dicken Hals auf die Welt hatte. Das war für ihn die einzig vorstellbare Kombination, die ihn dazu veranlassen konnte, ein derart verdammtes Husarenstück auch nur in Erwägung zu ziehen. Er erinnerte sich auch daran, mit welcher Inbrunst er Gunter Perlman versichert hatte, dass er die Magellan allein zu erreichen vermochte und im Fall eines Scheiterns nur die Station anrufen müsse, damit jemand ihn aufsammelte. Null Problemo, oder? Irgendwie hatte bei der ursprünglichen Vorstellung, die er davon hatte, im Vakuumanzug zu einem Schiff und zu einer Station zu fliegen, die zu klein waren, um sie überhaupt zu sehen, etwas gefehlt: das Blut, das ihm nun in den Ohren rauschte, und das Adrenalin, das ihn in höchste Aufregung versetzte. Wäre er doch nur nicht so verdammt überzeugend gewesen ...
Den eigentlichen Fehler hatte er begangen, sagte er sich, als er Gunter am nächsten Morgen nicht angerufen und die ganze Sache abgeblasen hatte. Stattdessen hatte er einen Anruf an Sam Wheeling getätigt und ihm seinen Wunsch dargelegt. Wheeling hatte ihm dann eine ortsansässige Firma für Vakuumausrüstung empfohlen, wo er die notwendige Ausrüstung kaufen und einen Mechaniker engagieren konnte, der die gewünschten Änderungen vornehmen würde. Der Grund, weshalb er nicht den Hersteller mit diesen Änderungen betraute, lag auf der Hand: Die fraglichen Änderungen waren ungesetzlich.
Die Vakuum-Handelsgesellschaft war überglücklich gewesen, ihm ihren besten Raumanzug zu verkaufen - mit Flugtornister, Sauerstoff-Zusatztanks, Stromversorgung, Sensoren und dem Navigationssystem, das für lange Flüge von Orbit zu Orbit erforderlich war. Problematisch wurde es jedoch, als Mark erkannte, dass das komplette Ensemble in der Erdenschwere mehr als hundert Kilo wog und so gar nicht zu dem kleinen Sportwagen passte, den er fuhr. Schließlich besetzte der Anzug den Beifahrersitz - er ähnelte einem zu groß geratenen Gorilla, wie er kopfüber dort hockte. Die Rückbank quoll vom Flugtornister und den zusätzlichen Sauerstofftanks schier über. Obwohl der Anzug angeschnallt war, tendierte er in Rechtskurven dazu, dem Fahrer in den Arm zu fallen. Beim ersten Mal, als das geschah, verlor Mark fast die Kontrolle über das Auto.
Der nächste Schritt war schon schwieriger gewesen. Mark fuhr zu der kleinen Werkstatt, die der selbstständige Mechaniker in seiner Garage betrieb, und nachdem er dem Mann zwanzig Minuten auf den Zahn gefühlt hatte, erteilte er ihm den Auftrag, den Anzug gemäß seinen Spezifikationen zu ändern. Die erste Änderung beinhaltete das Aufbringen einer nicht reflektierenden schwarzen Schicht auf den Anzug, die Radarwellen absorbierte. Die zweite umfasste eine Softwareänderung an den drei Computern des Anzugs. Das Positionsfunkfeuer eines Vakuumanzugs sollte so lange funktionieren wie die
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