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Sternenfeuer

Sternenfeuer

Titel: Sternenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum
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liegende Halbkugel ansteuerte und sich zwischen der Ausrüstung versteckte, müsste die nicht reflektierende Beschichtung des Anzugs ihn unsichtbar machen. In dieser Deckung vermochte er sich dann zur anderen Seite der Station vorzuarbeiten. Von dort wäre es nur noch ein Katzensprung zum Raumschiff — es wäre unwahrscheinlich, dass man ihn auf dieser kurzen Strecke noch abfangen würde. Wenn er es bis zu einer Luftschleuse der Magellan schaffte, dann konnte er sein Anliegen Janis kommandierendem Offizier vortragen.
    Lisa Arden schwelgte in ihrem einzigen Luxus. Sie nahm eine Dusche.
    Sie hätte eigentlich erwartet, dass ihr Arbeitspensum sich verringern würde, wenn Sar-Say erst einmal gelernt hatte, Standard zu sprechen. Stattdessen arbeitete sie immer härter und länger, um ihr »Tätigkeitsprofil« an Sar-Say's zunehmenden Kenntnisstand anzugleichen. Sie war nun weniger eine Linguistin als eine Lehrerin/Mentorin. Obwohl er die Sprache inzwischen fließend beherrschte, gab es immer noch viele menschliche Begrifflichkeiten, die zu erfassen Sar-Say schwerfiel.
    Zumal der Lernprozess auch keine Einbahnstraße war. Während das kleine Alien Standard zu sprechen lernte, unterrichtete es Lisa gleichzeitig in der Umgangssprache der Broa. Sie war wegen des schleppenden Lernfortschritts frustriert und befürchtete zudem, dass ihre schwache Leistung ein schlechtes Licht auf die Menschheit insgesamt warf. Ob die Menschen vielleicht doch nicht so klug waren wie die Taff?
    Auch war der Rollentausch vom Lehrer zum Schüler nicht die einzige Änderung ihrer Position gewesen. Sie war immer öfter als Sar-Say's Befragerin tätig. Anstatt den ganzen Tag damit zu verbringen, die Fragen des Aliens zu beantworten, stellte sie ihm häufig Fragen, die ihr von der Erde übermittelt wurden. Außer den Wissenschaftlern an Bord der PoleStar hatte die Sternenforschung auch eine wissenschaftliche Arbeitsgruppe auf der Erde etabliert, um die Aussagen des Aliens zu analysieren. Der Anzahl der Fragen nach zu urteilen, die sie jede Woche übermittelten, schienen sie ihren Auftrag in Lisas Augen viel zu ernst zu nehmen.
    Diese neuen Pflichten bescherten ihr einen Sechzehnstunden-Arbeitstag, nach dem sie dann müde und reizbar war. Einmal wöchentlich gab sie der Begierde nach, stieg in einen Duschzylinder und aalte sich im warmen Wasser/Luft-Gemisch, bis die Spannung von ihr abfiel. Es gab doch nichts Sinnlicheres, als das Gesicht nach oben in den Strahl zu halten und das Wasser an sich herabrinnen zu lassen. Außerdem verursachte die warme Luft im Wasser im Abfluss eine Sogwirkung und vermittelte ihr zumindest die Illusion von Schwerkraft.
    Durch ein lautes Klopfen gegen das Glas des Zylinders wurde sie aus den Träumereien gerissen. Sie öffnete die Augen, wischte sich das Wasser ab und sah die Konturen von Sar-Say's kompakter Gestalt durch das Milchglas. Seufzend betätigte sie den Regler, der das Wasser abstellte.
    »Was gibt's denn?«, fragte sie. Dabei hallte ihre Stimme seltsam in dem engen Raum, als der Wasserschwall zu einem Tröpfeln versiegte.
    »Dieter Pavel ist für dich auf dem Computer«, sagte das Alien.
    »Sag ihm, ich bin gerade unter der Dusche und werde ihn zurückrufen.«
    »Er sagt, es sei dringend.«
    »Ist doch immer wieder die gleiche Leier«, murmelte sie. »Gib mir ein Handtuch«, sagte sie dann zu Sar-Say.
    Mark schwitzte im Anzug, obwohl das Umweltregelsystem sich nach Kräften bemühte, ihn zu kühlen. Wie in jeder anderen Phase dieser tollkühnen Aktion wunderte er sich darüber, dass er überhaupt noch lebte. Er hatte dem Anzugs-Computer befohlen, ihn schnellstmöglich zum PoleStar- Habitat zu befördern. Und der Anzug hatte genau das getan. Es hatte seiner ganzen Willenskraft bedurft, um das Programm nicht per Überrangschaltung zu deaktivieren, als er schnell der überaus massiv wirkenden Halbkugel mit den erleuchteten Schleusen entgegengefallen war. In letzter Minute hatte der Anzug die Düsen automatisch gezündet und sie abgeschaltet, als er mit den Stiefeln auf der PoleStar- Station aufsetzte.
    Er war auf der Schattenseite der Station gelandet, aber die Umgebung war nicht so dunkel, wie er es zunächst erwartet hatte. Ein flüchtiger Blick zurück offenbarte ihm auch den Grund dafür. Die Erde stand tief über der Station und tauchte den Bereich in reflektiertes Sonnenlicht, das hundertfach heller war als der Vollmond. Er flog dicht über die unterschiedlichen Auswüchse hinweg, die die Hülle in eine

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