Sternenfeuer
verkraftete, als es offensichtlich der Fall war. Außerdem hat niemand den Umstand berücksichtigt, dass sein Kontostand ihm eine Handlungsfreiheit ermöglicht, die für Normalsterbliche utopisch ist. Schließlich vermag nicht jeder Bürger es sich zu leisten, eine Jacht für einen Abstecher in den Orbit zu chartern.«
»Sind Sie sicher, dass wir es hier nur mit einem verwöhnten reichen Bengel zu tun haben? Diese Geschichte, dass er nur Gewissheit über den Tod seiner Schwester haben wollte, erscheint mir doch etwas schwach angesichts der Tatsache, dass wir ihn in dem Moment erwischten, als er durch ein Sichtfenster unseren Gast betrachtete.«
»Dieter Pavel hat ihn eingehend befragt. Er bleibt bei der Version, dass er nicht glaubt, seine Schwester sei durch irgendwelchen Weltraumschutt getötet worden, und er wollte nur an Bord der Magellan, um eine Erklärung von Captain Landon zu verlangen.«
»Er würde kaum etwas anderes behaupten, wenn er ein Profi ist. Wie kam es überhaupt, dass er schnurstracks dieses Sichtfenster angesteuert hat?«
»Er behauptet, dass es Zufall war.«
Nadines Erwiderung war eine so deftige, wie man sie von einer Welt-Koordinatorin am allerwenigsten erwartet hätte. »Ith glaube nicht an Zufälle. Ich sage, dass es ein Leck gibt.«
»Wieso haben die Medien die Geschichte dann noch nicht gebracht?«
»Weil sie davor zurückschrecken, etwas so Bizarres ohne Beleg zu veröffentlichen«, erwiderte sie angesäuert.
»Wir hätten es aber mitbekommen, wenn sie dort herumgeschnüffelt hätten.«
»Woher wollen Sie denn wissen, dass wir keine Hinweise gehabt hätten? Haben Ihre Untergebenen es etwa eilig, schlechte Nachrichten zu melden? Was haben Ihre Leute im Orbit Mr Rykand erzählt, nachdem sie ihn in Gewahrsam genommen hatten?«
»Nichts.«
»Sind Sie sicher?«
»Ziemlich sicher. Ich habe Pavel diesbezüglich exakte Anweisungen erteilt, nachdem er mir das Vorkommnis gemeldet hatte.«
»Haben Sie sich auch schon Gedanken darüber gemacht, wie wir mit Mr Rykand verfahren sollen?«
»Wir werden ihn wegen der Beschädigung öffentlichen Eigentums, der Gefährdung des Raumflugs, der vorsätzlichen Missachtung von Warnhinweisen und allem anklagen, das wir ihm außerdem noch anhängen können.«
»Ach? Und wann ist sein Gerichtstermin?«
»Gerichtstermin?«
»Sie haben ihn festgenommen und wollen ihn anklagen. Sie glauben doch nicht, dass wir ihn einfach so in den Kerker werfen könnten, oder? Wir werden ihn schon vor einem ordentlichen Gericht anklagen müssen. Wenn Sie mir den Termin nennen, werde ich es einrichten, dort zu erscheinen. Es dürfte interessant sein, seine Verteidiger bei der Arbeit zu beobachten.« »Ah ... ja, verstehe«, sagte Bartok. Der Direktor hatte einen Gesichtsausdruck, als ob er gerade in eine faule Zitrone gebissen hätte. »Aber wir können ihn nicht einfach so gehen lassen. Er hat zu viel gesehen.«
»Was schlagen Sie vor, Anton - dass wir ihn aus einer Luftschleuse werfen?«
»Nein, natürlich nicht.«
»Was haben Sie also mit ihm vor?«
Bartok dachte für einen Moment darüber nach und verzog das Gesicht. »Ich weiß nicht.«
»Vielleicht sollten Sie ihm einen Job anbieten.«
»Wie bitte?«
»Sie wissen schon, eine Arbeit, die man gegen Bezahlung für jemanden ausfuhrt.«
»Aber wie sollte ich ihn überhaupt beschäftigen?«
»Das ist Ihr Problem, Herr Direktor. Ich weiß nur, wenn wir ihn am Plaudern hindern wollen, werden wir ihn an Bord der PoleStar behalten müssen. Aber er muss aus freien Stücken bleiben. Ergo müssen wir ihn locken.«
»Aber der Mann ist doch ein Dilettant!«
»Vielleicht wird er sich zur Abwechslung mal über ein wenig ehrliche Arbeit freuen. Schauen Sie, Anton, Sie haben doch alle Teile des Puzzles. Er will wissen, was mit seiner Schwester geschehen ist, richtig? Erzählen Sie's ihm! Überzeugen Sie ihn davon, dass wir die Schuldigen zu ermitteln versuchen. Er könnte sogar als Freiwilliger dienen.«
»Ich werde die entsprechenden Anweisungen sofort erteilen.«
»Gut. Und nun wollen wir die weiterreichenden Folgen dieses kleinen Dramas betrachten. Angenommen - rein hypothetisch -, dass Rykand doch die Wahrheit sagt und nur durch Zufall über unser kleines Geheimnis gestolpert ist. Wenn das bei ihm möglich ist, dann auch bei jedem anderen. Ehrlich gesagt, als ich dieser Geheimsache zustimmte, hatte ich nicht erwartet, dass es so lange dauern würde.«
»Aber wir sind noch nicht so weit, um uns an die
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