Sternenfinsternis (German Edition)
ein, dass der Colonel, dem sie schon so viele Male zuvor das Leben rettete nun nicht mehr zu retten war. Er hatte vermutlich bereits zuviel von diesem Dunst eingeatmet.
Lucas entschied sich kurzerhand, Jaro zu schnappen, denn dem Syka stand der Qualm schon bis zur Hüfte, und ihn vor einem Erstickungstod zu bewahren, hatte nun die höhere Priorität. Ohne ihn war ein Kampf gegen die Sonnenzerstörer vollkommen aussichtslos.
Lucas stieg als Erster auf die Pritsche, während die Mè Jaro emporhob. Noch nie hatte es eine Situation in ihrer gemeinsamen Vergangenheit erforderlich gemacht, dass sie ihn hatte heben müssen, daher war es umso überraschender, dass er schwerer war, als er tatsächlich aussah. Als schließlich alle drei auf der Erhöhung standen, fiel ihnen auf, dass Kri‘Warth noch immer an der Tür stand und diese verzweifelt zu öffnen versuchte.
»Hey, Chewy«, rief Lucas in Cameron Manier. »Komm hier rüber!«
Der Golar reagierte jedoch nicht auf ihn. Verbissen drückte, zog und riss Kri‘Warth an der Ausgangspforte, doch allen Bemühungen zum Trotz erreichte der deprimierte Hüne nichts, als seine Hoffnungslosigkeit noch weiter zu steigern. Schwer atmend, den Qualm bereits an seiner Brust, lehnte er sich geschafft mit dem Rücken an die Tür, die nicht aufzubrechen war.
Jaro war zwischenzeitlich mit Nokturijès und Lucas Hilfe auf die letztmögliche Ebene geklettert, einem kleinen schmalen Sims, der sich oberhalb der Liegeflächen befand, um den anderen in seiner Überlebenschance ebenbürtig zu sein – als sie mitansehen musste, wie ihr treuer hünenhafter Freund vor Schwäche kaum noch dazu in der Lage war, atmen zu können. Immer weiter glitt er kraftlos, die Tür hinab, hinein in den undurchdringlichen Nebel.
»Kri‘Warth!«, schrien Nokturijè und Jaro beinahe schon zeitgleich, mit derselben Dramatik in der Stimme, doch von dem Hünen war noch nicht mal mehr der ungepflegte Haarschopf zu sehen.
Er wurde ganz und gar von dem Nebel verschlungen.
Langsam wurde auch für die drei Übriggebliebenen die Luft merklich dünner, während der Rauch unaufhaltsam weiter stieg.
Die Mè sah trauernd an die Stelle, an der sie ihren Freund vor nur wenigen Sekunden noch gesehen hatte und bemerkte dabei nicht, dass es Jaro, der neben ihr stand, zunehmend schlechter ging. Der Syka musste schon seit einer ganzen Weile gegen die starken Schwindelgefühle ankämpfen, die ihn innerhalb immer kürzerer Abstände befielen. Seine Lungenkapazität war bei Weitem geringer als die seiner Gefährten, daher machte ihm der geringe Sauerstoffgehalt weitaus mehr zu schaffen als dem Menschen oder der Turijain.
Jaro wurde auf einmal schwarz vor Augen. Ohne es beeinflussen oder gar jemanden auf seinen Zustand aufmerksam machen zu können, kippte der Kleinwüchsige nach vornüber und verschwand ebenfalls in dem undurchdringlichen Nebel.
Fassungslos, nichts dagegen getan, es noch nicht einmal bemerkt zu haben, blickten Lucas und Nokturijè in den dichten Qualm. Vor allem die Mè, die sich unmittelbar neben dem Syka befand, konnte es sich nicht erklären, wie sie nur so unachtsam sein konnte. Jaros Tod war ganz alleine ihre Schuld.
»Jaro! Jaro Tem!«, schrie sie und holte tief Luft, um in Gedanken nach ihrem Syka Freund in dem Nebel zu tauchen.
»Was machst du da? Bist du verrückt?«
Lucas fing an, einen starken Hustenreiz zu verspüren, während ihm das Luftholen mehr und mehr Probleme bereitete. Nokturijè schien die Auswirkungen des Dampfes, der beiden mittlerweile bis zur Brust stand, nicht wahrzunehmen. Dem jungen Menschen jedoch verschwammen die Bilder vor den Augen. Es war nur noch eine Frage der Zeit, dass er sein Bewusstsein vollends verlor.
»Nok ... Ich ... kein ... Luf«, quälte Lucas aus sich heraus, bevor er zusammenbrach.
Diesmal jedoch konnte Nokturijè rechtzeitig reagieren. Sie umschlang den Jungen mit ihren Armen und hielt ihn fest an sich gedrückt, damit er in keinster Weise mehr Gefahr laufen konnte, wie die anderen in dem Qualm zu verschwinden. Wenn sie nun gehen sollten, dann gemeinsam. Niemals wollte sie sich Vorwürfe machen müssen, jeden einzelnen ihrer Crew verloren zu haben, ohne die geringste Chance genutzt zu haben, auch nur einen von ihnen zu retten.
Gerade als Nokturijè gedanklich mit allem abzuschließen versuchte, da sie keinen Ausweg aus dieser Hölle mehr sehen konnte, aktivierte sich ein schmaler, länglicher, violetter Lichtstrahl, der ihren und Lucas Körper abtastete.
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