Sternenfinsternis (German Edition)
grau-weißen Robe herausragte, ließ vermuten, dass der Körper des Wesens gänzlich von diesem Haarkleid bedeckt war. Sein Gesicht war unbehaart und hell gefärbt – wie das eines Menschen europäischer Abstammung. Markant waren die Überaugenwülste, seine platte Nase und die deutlich hervorstehende Mundpartie. Seitlich des in der Mitte gescheitelten Haarschopfes ragten seine rundlichen Ohren hervor.
Der Syka hatte das Tierreich der menschlichen Heimatwelt sehr lange und mit großer Faszination studiert, da es in seiner Vielfalt in dieser Galaxie nahezu einzigartig war. Aus diesem Grund zog er sofort den Vergleich mit einem auf der Erde beheimateten Primatenwesen. Selbst die Füße, die bei jedem Schritt unter der Robe hervorblickten und eigentlich mehr an ein weiteres Handpaar erinnerten, ließen keinen Zweifel. Dennoch übte es einen aufrechten Gang aus.
Das affenähnliche Wesen steuerte direkt auf Jaro zu.
»Als Allererstes muss ich mich für die Unannehmlichkeiten entschuldigen, die wir euch bereitet haben. Die Kammer, in der ihr euch befunden habt, war gewiss nicht, um euch Angst einzujagen oder unsere Dominanz zu untermauern und schon gar nicht, um euch eures Lebens zu berauben. Dieser Prozess war leider notwendig und generell vollkommen ungefährlich. Auf diese Weise werden sämtliche Krankheitserreger im Körper unschädlich gemacht, das heißt also, ihr erfreut euch im Augenblick, wie auch den gesamten Zeitraum, den ihr an Bord meines Schiffes verbringen werdet, bester Gesundheit.«
Wutentbrannt schoss Nokturijè auf den Fremden zu, so schnell, dass Jaro noch nicht einmal den Gedanken fassen konnte, sie von einer unklugen Tat abzuhalten und stellte sich dem feingekleideten Affen von Angesicht zu Angesicht. In seinen Augen konnte die Mè sehen, dass ihm dies äußerst unangenehm war und er am liebsten zurückgewichen wäre. Doch die Angst ließ ihn vermutlich erstarren.
»Wenn dieser Prozess doch so ungefährlich ist, warum ist unser Golar-Freund nicht ebenso wieder erwacht, wie die anderen? Oder wollen sie bestreiten, dass er aufgrund ihres Reinigungsprozesses gestorben ist«, sagte sie scharf und warf ihm dabei eisige Blicke zu.
»Gestorben? Oh nein, da liegt ihr falsch. Der Golar, wie ihr ihn nennt, ist am Leben, ebenso das dunkelhäutige männliche Wesen, das bei euch war. Sie sind beide in unserer Krankenstation, wo sie sich in den besten Händen befinden«, entgegnete er nervös.
Jaro fand es inzwischen äußerst unangebracht von Nokturijè, wie sie sich ihrem Gastgeber gegenüber verhielt. Auch wenn es vielleicht ein nicht allzu gelungener Start war, sollte man ihm dennoch den gebührenden Respekt sowie auch Dankbarkeit für ihre Rettung erweisen.
»Da wir diese Sache nun hoffentlich ein für allemal geklärt hätten, würde ich sagen, dass es angebracht wäre, sich wieder ein wenig gesitteter zu verhalten und einander offiziell vorzustellen«, sagte der Syka, womit er hauptsächlich die Mè ansprach, um ihr zu verdeutlichen, dass sie ihrem Gastgeber den gebührenden Abstand lassen sollte. Was Nokturijè als solches auch verstand.
»Ich gebe ihnen vollkommen recht. Erlauben sie mir, den Anfang zu machen. Mein Name ist Poam. Ich bin der Kommandant dieses prächtigen Schiffes. Meine Besatzung und ich entstammen dem Volk der Porex, aus der euren nächstgelegenen Galaxie, namens Sassyaly.«
»Sassyaly? Von einer Galaxie mit diesem Namen, habe ich noch nie gehört«, entgegnete Jaro verwundert. »Die uns nächstgelegene ist unseres Wissens nach Andromeda.«
»Es würde mich auch überraschen, wenn wir, obwohl seither keinerlei Verbindung zwischen unseren Welten bestand, auch noch den gleichen Namen für ein und dieselbe Galaxie verwenden würden. Eure nannten wir stets Dorytamud.«
»Milchstraße!«, sagte Lucas, der sich unbemerkt zu ihnen gesellte und damit sogleich die Aufmerksamkeit des Gastgebers auf sich zog.
»Mir scheint, dass nicht nur das weibliche Wesen Skepsis in sich trägt. Doch glaubt mir. Dies wird sich schnell in Wohlgefallen auflösen«, entgegnete Poam.
»Dieser junge Mensch heißt Lucas Scott. Er stammt von der Erde genau wie der bewusstlose Mann dunklerer Hautfarbe. Die heißblütige Xanthippe, mit der ihr bereits Bekanntschaft machtet, ist Nokturijè. Sie gehört dem Matriarchinnen Reich der Turijain an. Und mein Name ist Jaro Tem. Ich war einst Botschafter meines Volkes der Syka, bevor es den Sonnenzerstörern zum Opfer fiel und Milliarden meiner Spezies auslöschte.
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