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Sternenfinsternis (German Edition)

Sternenfinsternis (German Edition)

Titel: Sternenfinsternis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Atum
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Menschen.
    Wie dieser evolutionäre Schritt vonstatten ging, der sich zeitlich gesehen, schon beinahe von heute auf morgen ereignete, konnte nie gänzlich enträtselt werden. Innerhalb von wenigen tausend Jahren besiedelte der Mensch nahezu den gesamten Planeten und machte ihn sich zu eigen.
    Die einen sahen die grandiose Entwicklung des Menschen als eine Erfolgsgeschichte an, während andere die stark wachsende Population mit einem Virus gleichsetzten, der den wunderschönen Erdball zerstörte. Aus welchem Blickwinkel auch immer man dies sehen mochte, eines war deutlich – die kurze Zeit, in der sich der Mensch zur dominanten Spezies entwickelte, war enorm.
    Ob sie mit der vorhergegangenen Herrscherrasse, den Dinosauriern, in der Dauer ihrer Existenz gleichziehen würden, war jedoch äußerst fraglich.
    Denn auch wenn die Menschen über Logik und einen einzigartigen Verstand verfügten, im Gegensatz zu den gewaltigen Reptilien waren sie trotz ihrer Intelligenz dazu prädestiniert, sich selbst zu vernichten. Im Vergleich zur Menschheit erschienen die Giganten der Urzeit, die unzweifelhaft unersättlich waren, plötzlich wie harmlose Schmusetierchen. Das Streben nach Macht und Reichtum machte die Primatenrasse zu noch hungrigeren Raubtieren, doch der religiöse Fanatismus, der Kampf um die Vorherrschaft und Richtlinien eines erdachten Gottes machte sie zu wahren Monstern.
     
    Mit starrem Blick saß Nokturijè an Camerons Bett auf der Krankenstation und versuchte sich immerzu selbst einzureden, dass er nur schliefe und jeden Augenblick erwachen könnte. Doch wie sehr sie sich dies auch wünschte, wusste sie, dass dies nicht der Wahrheit entsprach.
    Sanft strich sie dem Menschen über sein kurzes dunkles Haar. Wüsste sie doch nur, wie sie ihm helfen konnte. Auch wenn die Porex alles in ihrer Macht stehende taten, den Colonel von diesen fehlprogrammierten Robotern in seinem Körper zu befreien, waren die Erfolgschancen äußerst gering.
    Der quälende Gedanke, dass sie allein verantwortlich für seinen derzeitigen Zustand war, brachte die Mè beinahe um ihren Verstand. Wie hätte sie auch wissen können, dass Ippnak vollkommen durchgeknallt war und Cameron als sein persönliches Versuchskaninchen ansah. Er war stets ein vertrauenswürdiger Wissenschaftler, der, seit sie denken konnte, jedem einwandfreie Produkte einpflanzte.
    Nokturijè erschrak sich ein wenig, als sie bemerkte, dass ihr eine Träne über die Wange kullerte, und wischte sie schnell wieder hinfort. Einer Mè war es nicht gestattet, Trauer zu zeigen oder gar zu empfinden. Sie konnte sich schon beinahe nicht mehr daran erinnern, als sie das letzte Mal weinte. Es mussten Jahrhunderte her sein, als sie noch ein Mädchen war – doch noch viel erschreckender war für sie, was sie für diesen Menschen empfand.
    Er war anders als alle Männer, die sie im Laufe ihres langen Lebens kennenlernte. Ihre Gefühle für Cameron waren eindeutig, doch wusste sie nicht, ob es richtig war, dies für ihn zu empfinden. Zu lieben war ihr nach dem Kodex der Justikarinnen nicht gänzlich untersagt, doch machten sie große Unterschiede zwischen Liebe und lieben. Sich mit jemandem lieben aus reiner sexueller Begierde, sprich zu vereinigen, war ihnen erlaubt. Doch mit der Liebe stand es ein wenig anders. Die Liebe zu einem einzelnen Individuum schuf eine Schwachstelle – eine Verletzbarkeit, die es unter allen Umständen zu verhindern galt. Wer sich für die Liebe entschied, entschied sich letztlich gegen den Kodex der Mè.
    Wie lange lebte sie dieses Leben schon und wie oft sehnte sie sich nach Geborgenheit, nach einem Heim, nach Beständigkeit. Nach so langer Zeit war sie nun vielleicht bereit, dies alles aufzugeben, sofern er es ebenso wollte.
    Und plötzlich schämte sie sich nicht mehr ihrer Tränen.
    Gefühlvoll ließ sie ihre Finger über Camerons Stirn gleiten und lächelte ihn dabei an.
    »Ich weiß, du kannst mich nicht hören. Aber ich fühle, dass dies der richtige Augenblick dafür ist, dir etwas zu gestehen. Ich brauche dich Cameron Davis, ich brauche dich mehr als alles andere in diesem Universum. Du darfst also nicht kampflos aufgeben, denn ansonsten gibst du auch uns auf – ich liebe dich ... ich liebe dich, wie ich noch nie zuvor jemanden liebte.«
    Plötzlich öffnete sich die Schiebetür der Krankenstation und Lucas eilte aufgeregt herein. Als er die Mè jedoch an Camerons Bett sah, blieb er überrascht stehen.
    »Oh! Ich wusste nicht, dass Cam Besuch hat.

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