Sternenfinsternis (German Edition)
bin ich mit dem Weißen Haus verbunden?«, fragte Galime verwirrt, da sie mit dem Begriff Ovaloffice nichts anfangen konnte.
»Durchaus. Mit wem spreche ich?«, entgegnete Miss Nicolas irritiert.
»Mein Name ist Galime Cee und ich bin die leitende Wissenschaftlerin des Mauna-Kea-Observatoriums auf Hawaii. Mein Assistent und ich haben eine erschreckende Entdeckung gemacht und müssen umgehend mit Präsidentin Coldwin darüber sprechen.«
»Verzeihen sie mir, Miss Cee, doch es ist der Präsidentin im Augenblick leider nicht möglich, persönlich mit ihnen zu sprechen.«
»Mir ist durchaus bewusst, dass Miss President eine viel beschäftigte Frau ist, doch dies ist wirklich von höchster Wichtigkeit. Unser aller Leben könnte davon abhängen«, entgegnete sie drängend.
Galime blieb es nicht verborgen, was sich für ein Getöse und Stimmen-Wirr-War im Hintergrund ereignete. Sie konnte es nicht genau analysieren, doch sie glaubte, Angst und Panik in den Stimmen zu vernehmen.
»Was ist da bei ihnen los?«, fragte Galime nach einer kleinen Sprechpause.
Auch Miss Nicolas schien auf einmal ihre Emotionen nicht mehr unter Kontrolle halten zu können.
»Wissen sie denn gar nicht, was soeben auf der ganzen Welt vor sich geht? Sehen sie denn kein Fern? Glauben sie mir, wir und die Präsidentin können ihnen nicht helfen – wir können noch nicht einmal ...«
Plötzlich war es vollkommen still am anderen Ende der Leitung. Galime nahm den Hörer vom Ohr und starrte verwundert auf das Display – ›Verbindung unterbrochen‹ stand dort in grünlich schimmernden Lettern. Sie versuchte, die Nummer von eben erneut anzuwählen, doch es ertönte noch nicht einmal ein Freiton.
»Die Leitung ist tot!«, sagte sie und sah Matthew furchtsam an.
Dieser riss ihr das Mobilteil aus der Hand und versuchte ungläubig, seinerseits jemanden zu erreichen. Auch wenn er sich wünschte, dass die Syka, wie bereits viele Male zuvor, nur nicht mit der irdischen Technologie zurechtkam, weil sie ihrer Meinung nach zu primitiv sei, musste er feststellen, dass sie tatsächlich die Wahrheit gesprochen hatte – die Telefonleitung war allem Anschein nach nicht mehr funktionstüchtig.
»Haben wir hier ein TV-Gerät?«, fragte Galime.
Obwohl sie bereits seit Jahren in dieser Einrichtung beschäftigt war, wusste sie in der Tat nicht, ob sie einen Fernseher besaßen. Die Syka interessierte sich schlichtweg nicht für dieses irdische Unterhaltungsmedium. Wenn sie etwas über die Bräuche und Gewohnheiten der Menschen wissen wollte, las sie ein Buch oder zog die wissenswerten Informationen aus dem Internet. Sie konnte nie die Vorzüge dieses Apparates verstehen oder gar schätzen lernen, ganz im Gegensatz zu Matthew. Eine Nachtschicht ohne TV hätte ihn vermutlich längst um seinen Verstand gebracht, auch wenn es sich nicht um eines der neusten High-Tech-Geräte handelte, erfüllte der 46-Zoll-Flat-TV für den Assistenten voll und ganz seinen Zweck.
»Hier«, sagte er und tätschelte seinen Freund, der ihm so manche einsame Stunde mit seinen über eintausend High-Definition-Kanälen versüßte, sanft. Galime betrachtete den Bildschirm, der sich in ihren Augen nicht von den anderen Monitoren auf seinem Arbeitstisch zu unterscheiden schien.
»Das ist ein Fernseher?«, wirkte sie überrascht. »Ich habe unzählige Male gesehen, wie du über diesen Bildschirm Datenanalysen abgeglichen hast. Und jetzt erzählst du mir, dass das in Wahrheit ein Fernsehgerät ist?«
»Ist es eigentlich nicht. Es ist ein Hybrid, ein Monitor mit eingebautem TV-Tuner. Nicht unbedingt das Neueste auf dem Markt, doch äußerst praktisch und platzsparend.«
»In Ordnung, aktiviere es. Am besten einen Nachrichtensender.«
Matthew nickte zustimmend, wandte sich seinem TV-Monitor zu und sprach laut und deutlich: »TV Kanal 0032.«
Das Gerät reagierte prompt und zeigte am linken oberen Bildrand den gewünschten Kanal 0032 – WNC, den World News Channel, der wie kein anderer Nachrichtenkanal gekonnt Geschehnisse aus der ganzen Welt zusammentrug, um diese schnell und informativ den Zuschauern nahezubringen.
Galime glaubte kaum, was sie über den Newsticker, der am unteren Bildschirmrand lief, las. Anscheinend waren über den größten Städten der Welt gewaltige Raumschiffe in Position gegangen und verharrten dort regungslos, über den Köpfen der verängstigten Menschen schwebend. Wie in einem Hollywood-Steifen aus längst vergangenen Zeiten, schienen sie auf den richtigen
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