Sternenfinsternis (German Edition)
aber ich hatte keine Ahnung, wie ich zu einem solchen Abenteuer kommen sollte. Die jüngsten Ereignisse, zwei kollabierte Sonnen, stifteten mich dazu an, mich nach Jahren wieder dem wissenschaftlichen Feld der Astrophysik zuzuwenden, jene Arbeit, die ich vor meiner Berufung zum Botschafter meines Volkes ausführte. Als ich dort jedoch keine Antworten zu finden schien, recherchierte ich in einem, für die rational denkenden Syka, eher paradoxen Gebiet. Ich fing an, die Mythen und Legenden der Kulturen zu studieren, welche ich einst besuchte. Zeit verging und als ich schon beinahe davon überzeugt war, dass dies ein nutzloses Unterfangen gewesen sei, entdeckte ich die Legende eines verschollenen Artefakts im Buch der Ninsag. Mit diesem Artefakt, bei dem es sich um eine geheimnisvolle Schale der Ur‘Ulusal handelte, soll man laut der Überlieferung dazu in der Lage sein, darin die Vergangenheit, Zukunft und das Ende des Universums sehen zu können.«
»Ich habe bereits von diesem Artefakt gehört, doch nahm ich an, dass es sich dabei nur um einen Mythos handele. Nur die Mè von Hidoria, die mächtigste Justikarin aller Zeiten, war dazu in der Lage, in die Zukunft zu blicken, doch selbst sie war nicht dazu imstande, das Ende aller Tage zu sehen. Doch sage mir, weiser Freund. Warum denkst du, durch dieses Artefakt Antworten auf die aktuellen Vorkommnisse zu finden? Denkst du nicht, dass es nur Zufall ist, dass die beiden Sonnen kurz hintereinander kollabierten?«, fragte die rotgelockte Kriegerin befangen.
Jaro kratzte sich an seinem haarlosen Haupt.
»In der Astrophysik gibt es keine Zufälle. Vielleicht mag ich mich auch irren, doch mein Instinkt sagt mir, dass dieses verschollene Artefakt uns Antworten geben kann. Wenn ich falsch liegen sollte, dann ist dem nunmal so. Doch ich will keine Gelegenheit unversucht lassen, dieses Rätsel zu lösen. Den Rat meines Volkes kann ich nicht mit dieser Sache betrauen. Nicht nur, dass ich von ihnen wahrscheinlich für verrückt erklärt werden würde, sie wären auch nicht dazu in der Lage, mich in meinem Unternehmen zu unterstützen. Aus diesem Grund ersuche ich euch, meine Freunde, um Hilfe.«
»Und wo soll sich diese besagte Weissagungsschale befinden?«, fragte Nokturijè interessiert.
Der Syka überlegte angestrengt, als ob er in diesem Moment in seinen Gedanken nach dem Text suchte.
»Grün waren sie, spröde Schuppen bedeckten ihre Leiber. Ihre Augen glühten so rot wie die Kohlen im Feuer und ihre Zähne waren so spitz und scharf wie der Dolch des Harolit. Keiner vermochte es, den Zorn dieser unzähmbaren Bestien zu überstehen, die über das höchste Gut dieses und jedes folgenden Universums wachten«, zitierte der Botschafter Wort für Wort, was er vor Kurzem gelesen hatte.
»Grün und mit Schuppen«, wiederholte Nokturijè nachdenklich. »Ich kenne keine Spezies, welche diese Merkmale besitzt.«
»Roctar«, murmelte Kri‘Warth leise, der sich, wie so oft, nicht in die Gespräche der beiden Freunde mit einbringen konnte. Er war ein Krieger und kein Redner.
»Was hast du da eben gesagt?«, fragte Jaro ungläubig nach, der ihn mit seinen exzellenten Ohren sehr wohl verstanden hatte.
Der Hüne blickte freudig überrascht den Syka an.
»Die Roctar«, wiederholte er laut. »Die sind grün und haben Schuppen. Machmal sind sie auch eher bräunlich, aber ...«
Jaro unterbrach seinen treuen Freund.
»Das ist es ... Wie konnte ich nur diese abscheulichen Kreaturen vergessen. Die Roctar, Kri’Warth, du bist einfach brillant.«
Der Hüne grinste über sein gesamtes Gesicht und stellte seine ungepflegten braungelben Zähne zur Schau. Noch nie hatte ihn Jaro oder irgendjemand sonst als brillant bezeichnet und dies erfüllte ihn mit Stolz.
»Diese Rasse sagt mir nichts«, musste Nokturijè zugeben, was Jaro sichtlich entrüstete.
»Tausend Jahre lebst du nun bereits und bereist die komplette Galaxie auf der Suche nach Ungerechtigkeit und dir ist der Planet, der vor Unrecht nur so strotzt, nicht bekannt? Da‘Mas Roctar ist der reinste Sündenpfuhl und nichts im Vergleich zu Aloria.«
Nokturijès Augen begannen zu leuchten.
»Worauf warten wir dann noch. Auf nach Da‘Mas Roctar – lasst uns diesen sündigen Echsen einheizen.«
Auch wenn Jaro Tems Vorhaben in den Augen der Mè fragwürdig war und vielleicht nicht den Erfolg erzielte, den sich der kleine Syka daraus versprach, war die Tatsache, dass Da‘Mas Roctar nur so vor Ungerechtigkeit strotzte, Grund genug
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