Sternenfinsternis (German Edition)
dachten allesamt, dass der ewig erscheinende Sand nie mehr enden würde, als sie wenig später auf dem höchsten Punkt der zweiten Düne standen und auf die Stadt herabblickten. Obwohl sie nicht sonderlich groß war, herrschte dort reger Verkehr. Nicht nur Roctar hielten sich an diesem belebten Ort auf, auch Spezies anderer Herkunft, die vermutlich gekommen waren, um dort Handel zu treiben. Eines hatten sie jedoch alle gemeinsam – es waren allesamt fragwürdige und äußerst zwielichtige Gestalten.
Bereits von oben sah Jaro die große Festung am Rande der Siedlung, welche wie all die anderen, einfacheren Gebäude dieser kleinen Stadt aus Sandstein errichtet war.
Die Kapuzen ihrer Roben tief in die Gesichter gezogen, betraten sie die Siedlung. Während Kri‘Warth und Nokturijè sich entschieden, die örtliche Bar anzusehen und nach dem langen Marsch ihren Durst zu löschen, lief Jaro die Straße weiter hinab, um die Festung der Roctar nach Schwachstellen zu erkunden. Er war sich inzwischen nahezu sicher, dass sich, das was er suchte, hinter diesen Mauern befinden musste.
Er versuchte, sich so unauffällig wie möglich zu verhalten. Von Vorteil war, dass sich unmittelbar vor dem Haupttor ein kleiner Markt befand, der neben Obst und Gemüse aus der gesamten Galaxie auch Stoffe und Lederwaren anbot. Die Situation war günstig, sich unbemerkt unter die anderen zu mischen, und aus sicherer Distanz ihre Möglichkeiten abzuwägen, wie sie am geschicktesten in die Festung eindringen konnten.
Während er eine seltsam aussehende, stachelige, violette Frucht aus dem Warenkorb des Standes einer glubschäugigen Frau mit langen geringelten Tentakeln nahm, ruhten seine Augen auf dem Haupttor. Davor standen zwei riesenhafte reptilienartige Wesen, die sich keinen Millimeter von ihrer Position bewegten. Auch wenn sie nicht ganz so groß wie Kri‘Warth waren, so standen sie ihm in seiner Muskelmasse in nichts nach.
Beide trugen nur je einen langen Stab bei sich, an deren oberen Enden sich eine lange sichelartige Klinge befand. Aus weiter Distanz waren diese Waffen sicherlich nahezu unwirksam, wenn nicht gar nutzlos. Doch im Nahkampf, wenn man verstand, diese richtig einzusetzen, waren es die reinsten Mordinstrumente.
Obwohl sich Jaro noch so zurückhaltend verhielt, hatte er ohne es zu bemerken, die Aufmerksamkeit eines ungewöhnlich schlanken, geradezu schlaksigen Roctar auf sich gezogen. Seine geschlitzten wachen Reptilienaugen hatten den Syka fest im Blick.
Jaro wollte noch ein wenig näher an das Haupttor kommen und steuerte einen mit Schmuck belegten Stand an, der diesem am nächsten war. Diese Situation nutzte der dürre Roctar aus. Er stiess Jaro mit voller Wucht von hinten, sodass der kleine leichte Syka zwischen den beiden Warentischen hindurch geschleudert wurde. Durch das leicht abschüssige Gelände überschlug er sich einige Male und kam schließlich, unweit der Torwachen zum Liegen.
»Syka, Syka ...«, rief der schlaksige Roctar, der mit dem Finger auf den am Boden liegenden Jaro zeigte.
Die beiden Wachen reagierten sofort und liefen auf den kleinen Mann zu, der sich nach dem schweren Sturz bereits wieder aufzurappeln versuchte.
Nokturijè und Kri‘Warth, die sich noch immer in der Bar befanden und auf die Rückkehr von Jaro warteten, hörten den Tumult, der sich weiter unten in der Straße ereignete. Sie taten es einigen anderen Gästen nach und eilten nach draußen, um zu erfahren, was dort vor sich ging. Inzwischen stand eine riesige Traube unterschiedlicher Wesen vor den Toren der Festung.
Die beiden Gefährten bahnten sich, so unauffällig wie möglich, ihren Weg durch die Menge und mussten mitansehen, wie einer der Roctar-Wachen den kleinen Jaro an seiner Robe in die Luft hob und baumeln ließ.
»Was will ein Syka auf unserem Planeten? Sag schon, warum bist du hier, kleiner schuppenloser Wurm«, fragte derjenige, der Jaro mit Leichtigkeit emporhielt.
Dieser antwortete seinem Peiniger jedoch nicht. Woraufhin er den Syka heftig zu schütteln begann.
Kri‘Warth wollte schon Hals über Kopf aus der Menge heraus nach vorn stürmen, um seinem Freund zuhilfe zu eilen, als Nokturijè den Hünen mit einer schlichten Handbewegung von seinem unüberlegten Handeln abhielt. Sie wusste, auf diese Weise den Botschafter der Syka zu befreien, wäre unklug. Dies würde in einer Katastrophe enden und könnte das Gemetzel auf Aloria bei Weitem in den Schatten stellen. Und als ob die Mè es bereits ahnte,
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