Sternenfinsternis (German Edition)
zum Kotzen sind. Was ich eigentlich damit sagen will, ist, auch wenn ich Gewalt und kriegerische Handlungen absolut bescheuert finde, beinahe ebenso sehr wie sie, Botschafterin Kisha, befinden wir uns leider in einer Position, die uns keinen Freiraum für Überlegungen gibt – entweder sie oder wir. Erst gar nicht auf dem Spielfeld zu erscheinen, würde bedeuten, kampflos aufzugeben.«
Camerons Worte, vermutlich aufgrund seiner Art sich auszudrücken, verwirrten und schockierten Kisha.
»Mir sind die kriegerischen Handlungen der Menschen, die sie beinahe an den Rand ihrer Selbstzerstörung brachten, durchaus bekannt. Doch ich hoffe nicht, dass sie dies alles nur als ein Spiel sehen, Cameron«, entgegnete sie und sah ihn dabei scharf an.
Entgeistert richtete er seine Blicke auf die streng wirkende Sha. Cameron wollte ihr etwas entgegnen, doch aus seinem Mund drang kein einziges Wort hervor. Es gab selten Momente in seinem Leben, in denen er sich wünschte, einfach den Mund gehalten zu haben, doch dieser Augenblick würde fortan dazugehören.
»Ich denke nicht, dass der Colonel dies als ein Spiel ansieht, ebenso wenig wie wir dies tun«, versuchte Jaro, die Situation zu entschärfen. »Dabei handelte es sich nur um eine Metapher, wie ich unseren Freund kenne, auch wenn diese nicht sonderlich glücklich gewählt war. Doch wie dem auch sei ... unsere Vorbereitungen sind nahezu abgeschlossen und der Sprung der Sphäre, an die wir uns heften, wird in zwei Frags eingeleitet werden. Wir sollten uns also langsam auf den Weg machen, um dieses Zeitfenster nicht zu verpassen.«
»Du hast recht, Jaro, mein Freund. Auch wenn ich dem mit Sorge entgegenblickte, scheint dies wohl der einzige Weg zu sein. Ich danke dir für deine Zeit und wünsche uns alles Glück, auf dass wir nicht nur siegreich aus diesem Krieg hervorgehen, sondern auch wenige weitere Opfer zu beklagen haben werden.«
»Das hoffe ich auch meine liebe Kisha. Möge der Geist des großen Duluk über uns alle wachen.«
Mit diesen Worten verabschiedete sich Jaro und verließ gemeinsam mit Cameron den Raum der Sha Botschafterin.
Die beiden machten sich auf den Weg zurück zum Porex-Schiff. Nahezu während der gesamten Zeit, welche sie schweigend nebeneinander hergingen, spielte Cameron mit dem Gedanken, Jaro auf etwas anzusprechen, was ihn bereits seit Längerem beschäftigte. Als sie sich schließlich im Aufzug zum Hangardeck befanden, hielt der Mensch es nicht mehr aus.
»Jaro? Ich hätte da eine Frage.«
Der Syka nickte ihm wohlwollend zu.
»Nun, wohlan. Ich bin bereit, dir alle Fragen, die du hast, zu beantworten.«
»Was zum Geier ist ein Frags?«
Jaro runzelte die Stirn und begann schließlich zu lachen.
»Ich hätte mit jeder Frage gerechnet, doch nicht mit dieser. Auch wenn dies vielleicht für den Moment nicht von sonderlich großer Wichtigkeit ist, will ich es dir dennoch sagen. Frags ist eine Zeiteinheit, die zur allgemeinen Verständigung der Völker unserer Milchstraße festgelegt wurde. Umgerechnet auf die euch bekannte Solstunde, ist ein Frags in etwa 2,75 Sternstunden.«
Cameron machte den Anschein, als würde er im Kopf versuchen, eine Rechenaufgabe zu bewältigen.
»2,75? ... das heißt, dass wir in fünfeinhalb Stunden ein Rendezvous haben.«
»So ist es«, entgegnete Jaro und verließ den Aufzug.
Kapitel 38
Kampfeswille
Nokturijè blickte vom Grund des Gefängnisdistriktes in die nahezu endlose Höhe hinauf. Eine Ebene saß auf der anderen und verlor sich in einer Vielzahl der Folgenden in die scheinbare Unendlichkeit. Sie fragte sich, wie viele unterschiedliche Spezies inzwischen hier gefangen waren und ihre letzten Frags in diesen Zellen fristeten, um schließlich einen grausamen Tod zu sterben – für eine Sache, welcher gänzlich der Sinn fehlte.
Ihr Vorhaben nahm nun eine Dimension an, der sich die Mè nicht mehr gewachsen fühlte. Wie sollte sie es alleine schaffen, all die Übergebliebenen aus der Vielzahl an Zellen zu befreien und dies in der nur kurzen Zeit, welche ihr zur Verfügung stand. Erschwerend kam noch hinzu, dass auf den Zellenebenen, die sie imstande war zu sehen, jeweils zehn dieser schwarz-gepanzerten Soldaten zugegen waren. Nokturijè war ganz und gar ratlos.
Derart versunken in ihre Gedanken, bemerkte sie nicht, wie sich von hinten jemand an sie heranschlich.
Gänzlich unerwartet spürte sie auf einmal eine Hand auf ihrer Schulter. Blitzschnell fuhr sie eine ihrer Klingen aus, machte einen Schritt
Weitere Kostenlose Bücher