Sternenfinsternis (German Edition)
umgeschrieben habe, bestätigen und ...«
»Warte!«, rief Lucas und streckte seine Hand nach der ihren aus, die nur noch einen Fingerbreit davon entfernt war, den Code in den Hauptrechner einzuspeisen.
Die Mè hielt in ihrer Bewegung inne und sah Lucas aufmerksam an.
»Ich weiß, wie meine Leute ticken. Sobald die Kraftfelder verschwunden sind und es ihnen langsam dämmert, dass sie da rauskommen, werden sie mit blinder Wut auf die Wärter losgehen.«
»Ja? Aber das wollen wir doch!«, entgegnete Nokturijè ein wenig verwirrt.
»Nein! Das wollen wir nicht ... nicht so, glaube mir. Die werden vor nichts und niemandem haltmachen ... die werden in ihrer Panik, Hysterie oder was auch immer jeden über den Haufen rennen, der nicht schnell genug ist. Sprich die Kinder, Schwachen, Kranken und die Alten würden regelrecht totgetrampelt werden. Wir müssen sie irgendwie vorwarnen. Ihnen sagen, was wir vorhaben.«
»Du hast Recht, dass könnte sich tatsächlich zu einer nicht zu unterschätzenden Komplikation entwickeln. Doch wie willst du dieses Problem lösen?«
Lucas überlegte einen Moment lang, bis ihm ein Einfall kam, der unter Umständen die optimalste Lösung darstellen konnte. Es war nur die Frage, ob dies auch tatsächlich machbar war und wenn, ob die Mè dazu imstande war, dies auch technisch umzusetzen.
»Wie hast du deine Subraumnachricht aufgenommen?«, fragte Lucas sie geheimniskrämerisch.
»Mit einem kleinen Aufzeichnungsgerät, dass ich von Poam erhalten habe«, antwortete sie, zog ein münzgroßes Objekt aus einer ihrer unzähligen Taschen und blickte den Jungen fragend an, voller Spannung, was dieser nun zum Besten geben würde.
Nachdenklich nahm Lucas es ihr aus der Hand und betrachtete es flüchtig.
»Frage. Wenn wir eine Nachricht aufzeichnen würden, wärst du dann dazu in der Lage, diese auf alle Kraftfelder zeitgleich zu projizieren?«
Mit weit aufgerissen Augen und einem offenstehenden Mund, sah die Mè ihn verblüfft an, bevor sich der Ausdruck in ihrem Gesicht in ein freches Grinsen wandelte.
»Lucas Scott, du schaffst es immer wieder aufs Neue, mich zu überraschen. Es ist rein theoretisch machbar. Ich müsste vermutlich nur eine neue Codesequenz schreiben und einen Platz im Protokoll dafür finden.«
Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, wandte sie ihre Blicke wieder dem Ziffernwirrwarr zu und begann das System methodisch zu durchforsten, um Lucs brillanten Einfall in die Tat umsetzen zu können. Während Nokturijè mit dieser schwierigen Aufgabe beschäftigt war, zog sich Lucas in eine stille Ecke zurück und nutzte die Zeit, eine Botschaft auszuarbeiten, die zwar den Ernst der Lage deutlich machen, zugleich die Menschen jedoch nicht in Panik verfallen lassen sollte.
Nach ein paar, seiner Meinung nach, missglückten Aufnahmen, glaubte er die perfekte Ansage aufgezeichnet zu haben – noch gerade rechtzeitig ...
»Ich bin so weit, deine Nachricht in das System einzuspeisen. Bist du fertig?«, fragte ihn die Mè.
Lucas nickte und reichte ihr das kleine Aufzeichnungsgerät, mit dem sie umgehend zu dem Terminal zurückkehrte. Nokturijè benötigte nur wenige Handgriffe, welche für Lucas zu schnell vonstatten gingen, als dass er es hätte technisch nachvollziehen können, da verkündete sie auch schon, dass nun alles bereit wäre.
Lucas sah Nokturijè an, die nur auf ein Zeichen wartete, den Vorgang starten zu können. Sein Herz fing auf einmal an, wie wild zu pochen. Er wusste, dass sobald die Mè nur einen Finger bewegte, es kein Zurück mehr geben würde.
Er zögerte einen Augenblick, doch nicht aus Zweifel, sondern nur, um noch einmal tief durchatmen zu können, dann bestätigte er ihr sein Einverständnis, mit einem unmissverständlichen Nicken und Nokturijè aktivierte den Vorgang.
Mit einem Mal erschien auf jedem Energiekraftfeld, auf allen Ebenen, das Gesicht des Jungen.
»Mein Name ist Lucas Scott«, hallte seine Stimme durch den gesamten Gefängniskomplex. »Und in wenigen Sekunden werden wir die Kraftfelder einer jeden Zelle deaktivieren. Bereitet euch darauf vor, gemeinsam für unsere Freiheit zu kämpfen. Unabhängig unserer Herkunft oder Religion stehen wir hier und heute vereint gegen unsere Vernichtung. Wir kämpfen für unser Recht zu leben – zu existieren. Wir sind vielleicht die letzte Hoffnung der Menschheit, möglicherweise die einzig Überlebenden, die den Fortbestand unserer Spezies sichern. An diesem Tag, auch wenn unsere Heimat nicht mehr bestehen
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