Sternenfinsternis (German Edition)
grölten und feierten die Menschen, standen über den exekutierten Soldaten, die so viel Leid und Tod über sie gebracht hatten. Selbst die zurückgebliebenen im Gefängnisdistrikt, die sich am Kampf nicht beteiligen konnten, feierten lobpreisend ihre Erlöser.
Lucas trat an das Sichtfenster der Brücke und erblickte ein Schiff, weit entfernt, doch gerade groß genug es mit bloßem Auge entdecken zu können.
»Nokturijè, sieh doch.«
Die Mè wandte sich dem Holotisch ab und lief zu Lucas.
»Dort, siehst du es?«, fragte er und versuchte ihr mit dem Finger die Richtung zu deuten, wo es sich befand.
»Das ist die Bastille«, sagte sie überrascht.
»Die Bastille? Die Raumstation Bastille? Aber wie ist das möglich?«, wollte er wissen, doch die Mè hatte keine Zeit, ihm dies zu erklären. Sie lief geschwind zurück zu dem Bedienelement und versuchte, einen Kommunikationskanal nach draußen zu öffnen.
»Bastille ... hört ihr mich ... Bastille – hier ist die Sphäre der Freiheit ... antwortet Bastille!«
Dann schwieg sie und alle Anwesenden, es waren inzwischen mehr Leute zu ihnen gestoßen, taten es ihr nach und lauschten angespannt.
»Sphäre der Freiheit ... hier ist die Bastille. Nokturijè bist du das, meine Liebe?«, ertönte es aus den Lautsprechern der Brücke.
Erneut brachen Jubelschreie bei den Anwesenden aus.
»Ja ja, ich bin es. Jaro mein Freund, es tut gut, deine Stimme zu hören«, antwortete sie, schon beinahe ein wenig emotional.
»Ich glaube es nicht. Du hast die Sphäre in deine Gewalt gebracht?«
»Ja, aber dies ist auch den Menschen zu verdanken. Mit ihrer Hilfe gelang es uns, die Mÿnotrôn zu überwältigen.«
Jaro lachte.
»Meine gute alte Freundin. Immer wieder für eine Überraschung gut.«
»Jaro, hör mir zu. Ich bitte euch, an die Sphäre anzudocken. Uns bleibt nicht lange Zeit, bis das Schiff den Sprung initialisieren wird. Alle Menschen müssen von dem Schiff runter und das auf dem schnellsten Wege. Sie sind hier nicht sicher.«
»Ich verstehe«, sprach der Syka in einem etwas bedrückten Tonfall. »Ich melde mich nach dem Andockmanöver wieder bei dir für weitere Instruktionen. Bastille Ende!«
Nokturijè wandte ihre Blicke Lucas zu, der neben ihr gestanden hatte und alles mit anhörte.
»Was hat das zu bedeuten? Denkst du nicht, dass die Sphäre bei Weitem sicherer ist, als die Bastille. Wir sollten eigentlich alle hierher holen.«
»Nein Lucas. Das halte ich für keine gute Idee und ehrlich gesagt würde ich mich besser fühlen, wenn auch du zur Bastille wechseln würdest.«
Nokturijès Augen verhießen nichts Gutes. Lucas glaubte beinahe, dass die Mè ihm irgendetwas zu verheimlichen versuchte.
»Was? Warum? Ich verstehe nicht. Wir sind doch ein gutes Team oder nicht?«
»Ja, das waren wir«, sprach sie in sanfter Stimme zu ihm. »Doch nun muss ich hier alleine weiter machen. Für dich, wie für alle anderen Kinder, wäre es besser, fernab des Kampfes zu sein.«
»Den anderen Kindern?«, schrie Lucas sie erbost an. »Ich bin kein Kind mehr und ich dachte gerade DU wüsstest das, nach allem was wir zusammen durchgestanden haben.«
»Nein Lucas, verstehe mich bitte nicht falsch. Es ist einfach zu gefährlich hier für dich.«
»Oh nein. Ich verstehe dich vollkommen richtig, du willst mich los werden und dein Ding hier alleine durchziehen. Was ich jedoch nicht verstehe, ist, weshalb? Also erkläre es mir.«
Die Mè tat sich sichtlich schwer, die richtigen Worte zu finden. Doch sie sah ein, dass Lucas inzwischen erwachsener war, als sie es sich eingestehen wollte. Er hatte es verdient, die Wahrheit zu erfahren.
»In Ordnung. Ich werde es dir sagen, doch dies ändert nichts an meiner Entscheidung, dass du zur Bastille wechseln musst.«
Nokturijè pausierte einen Moment und atmete tief durch.
»Ich habe im Leitsystem die Kurseingabe entdeckt und glaube daraus gelesen zu haben, dass dieses Schiff nach dem Austritt aus dem Hyperstream direkt den Mittelpunkt ansteuern und zusammen mit anderen Sphären eine Formation bilden wird.«
»Dann schreib das Protokoll doch einfach um, wie du es schon einmal gemacht hast.«
»Diesmal ist es was anderes. Sicherlich werde ich es versuchen, doch wenn es mir nicht gelingt, dann werde ich andere Optionen in Erwägung ziehen müssen. Dich zu diesem Zeitpunkt an meiner Seite zu haben, würde mich nur vom Äußersten abhalten.«
Lucas schien zu begreifen, was Nokturijè ihm mit ihren Worten zu vermitteln
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