Sternenfinsternis (German Edition)
nach Luft schnappend aufzusetzen versuchte, in der Hoffnung wieder zu Atem zu finden, trat Jaro Tem aus der Dunkelheit ins schummrige Mondlicht.
»Sonderlich intelligent scheinst du nicht zu sein«, fuhr der Botschafter fort.
Lucas wollte etwas entgegnen, doch reichte die wenige Luft in seiner stark in Mitleidenschaft gezogenen Lunge dafür noch nicht aus.
Wehmütig sah der Syka den auf dem Boden sitzenden Jungen an, kniete sich zu ihm hinab und strich ihm sanft durch sein kurzes blondes Haar.
»Wo … sind … wir?«, quälte Lucas aus sich heraus.
Der Syka drückte einen seiner kurzen knubbeligen Finger auf Lucas Lippen.
»Nicht sprechen! Dafür bleibt noch genug Zeit. Du solltest dich nun besser ausruhen!«
Als ob die Worte Jaros eine hypnotische Wirkung auf ihn zu haben schienen, sank sein Oberkörper sanft zu Boden und er fiel in einen tiefen, festen Schlaf.
Lucas erwachte von seltsamen, ungewöhnlichen Geräuschen, die seine Gehörgänge durchwanderten. Sie bestanden aus einer Aneinanderkettung von Krächz- und Fauchlauten, als ob es sich dabei um eine Sprache handelte. Langsam öffnete Lucas seine Lider und wurde sogleich von einem ungewöhnlich grellen Licht geblendet. Wie oft kam es vor, dass Lucas erst am Nachmittag erwachte, dann wenn die Sonne am höchsten stand und ihre hellen warmen Strahlen durch das Fenster am Kopfende seines Bettes schickte. Jeder, der schon einmal in der prallen Sonne eingeschlafen war, weiß, dass man eine Weile benötigte, um wieder normal zu sehen und es alles andere als angenehm war. Doch dieses Licht war irgendwie anders. Es verursachte sofort ein starkes Brennen, als ob man ihm tausend Nadeln durch seine Augäpfel bohren würde. Reflexartig schloss der Junge sogleich wieder seine Lider.
»Du solltest aus dem Licht gehen! Deine Augen werden sonst wie Dalatifrüchte in glühender Hitze verbrennen«, vernahm er die Stimme Jaros.
Erst jetzt besann sich der Junge seiner Situation. Er war noch immer in diesem Kerker, zusammen mit diesem Fremden, wobei er sich gewünscht hatte, dass es sich nur um einen bösen Traum handelte.
Lucas begab sich mit geschlossenen Augen auf alle Viere, als sogleich ein weiterer Schmerz stechend seine Glieder durchfuhr. Lucas zischte leise durch seine Zähne und ballte die Fäuste, sodass seine aufgerissenen Handflächen nicht direkt auf dem verdreckten Boden auflagen.
»Wo bist du?«, fragte er mit leicht schmerzverzerrter Stimme.
»Hier bin ich!«
Die Antwort des Syka war nicht weit entfernt und wies ihm den ungefähren Weg, den er einzuschlagen hatte. Langsam und behutsam, ohne seine Wunden allzu sehr zu belasten, krabbelte er in Richtung seines Zellengenossen.
»Gut so!«, trieb Jaro den Jungen an.
Durch seine geschlossenen Augenlider bemerkte Lucas, wie die starken Lichteinflüsse langsam nachließen, was ihm die Chance ermöglichte, sie einen kleinen Spalt zu öffnen, um zumindest ein wenig sehen zu können. Auch wenn seine Augen nach wie vor stark brannten, erkannte er verschwommen durch das Wasser in seinen Augen die Umrisse des Botschafters, der sich in einer düsteren Ecke vor den aggressiven Strahlen der fremden Sonne verbarg.
Er hatte es geschafft. Ungeschickt wie ein Kleinkind, das zum ersten Mal vom Krabbeln in die sitzende Position zu gelangen versuchte, drehte sich Lucas, sodass sein Oberkörper mit dem Rücken an der Wand lehnte. Das Herz des Jungen raste vor Anstrengung und sein Atem war unregelmäßig und schwer. Neben ihm die kleine gedrungene Person, die ihn mit großen Augen durch ihre absonderliche Brille anstarrte.
»Deine Wunden sehen nicht gut aus«, bemerkte Jaro, mit dem Blick auf Lucas Hände gerichtet, die er in seinen Schoß, mit den Innenflächen nach oben, gelegt hatte.
Lucas betrachtete seine pochenden und brennenden Wunden, welche sich über die kompletten Flächen erstreckten. Das Blut war inzwischen getrocknet und der Junge war kaum in der Lage, ohne den Schmerz noch zu verstärken, seine Finger zu bewegen.
»Ich habe eine Tinktur bei mir und hoffe, dass diese zumindest den Schmerz lindern wird.«
Der Syka zog unter seiner Robe ein kleines Fläschchen hervor, was Lucas skeptischen Blickes verfolgte.
»Was befindet sich in dieser Tinktur?«
»Seine Zusammensetzung ist ein streng gehütetes sykasches Geheimnis. Sei also unbesorgt, es wird sicherlich seinen Zweck erfüllen.«
Zögerlich streckte er ihm seine Hände entgegen und der kleine Mann setzte dazu an, ihm die Mixtur aufzutragen. Lucas
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