Sternenfinsternis (German Edition)
der Mensch hat mich nicht beleidigt, aber den Grund meiner Trauer zu erklären, hat noch Zeit. Doch, was gesagt werden muss, ist, dass er auch dich nicht beleidigen oder kränken wollte. Das Implantat, das der Colonel trägt, scheint einen Defekt aufzuweisen. Er konnte dich nie verstehen, also solltest du ihm sein Verhalten verzeihen. Es war keine böse Absicht, dich zu missachten.«
Kri‘Warth blickte die Mè zuerst verwundert an, dann wandte er sich Cameron zu. Auf einmal begann er lauthals zu lachen und fiel dem Menschen sichtlich erleichtert um den Hals. Cameron war diese Nähe ein wenig unangenehm, da, wie er fand, der Hüne auch einen äußerst strengen Geruch an sich hatte. Doch als dieser seine Umarmung wieder löste, versuchte er seine entsetzte Miene zu verbergen und durch ein Lächeln zu ersetzen. Was ihm offensichtlich gelang, da Kri‘Warth es erwiderte – auf seine eigenwillige Art und Weise.
»Okay, Jungs. Die Versöhnungsparty ist jetzt vorbei. Wir müssen weiter – die Zeit drängt«, sprach die Mè fordernd und die beiden männlichen Wesen kamen ihrem Wunsch nach.
Immer weiter folgten sie dem schmalen röhrenartigen Gang, der Cameron wie ein Abwasserkanal vorkam – nur mit dem Unterschied, dass es zwar modrig und stickig war, jedoch zu seinem Glück nicht nach Exkrementen oder anderen Ausscheidungen roch.
Jäh endete ihr Weg an einer Mauer, welche ihnen das Weitergehen verwehrte.
»Het surag, devoj«, sprach Kri‘Warth sichtlich verärgert und schlug mit dem Schaft seines Säbels wütend gegen die Mauer, was ein großes Stück aus dem Ganzen herausbrach.
Cameron hob den faustgroßen Brocken, der nicht unweit seiner Füße gelandet war, auf und inspizierte ihn.
Er stellte fest, dass der Stein äußerst porös war und sich ohne große Anstrengung mit der bloßen Hand zerkrümeln ließ. Nokturijè war merklich erstaunt und trat an einer anderen Stelle gegen die Wand, um sich davon zu überzeugen, dass dies dort ebenso der Fall war. Auch hier fiel ein großes Stück heraus und lies sich ebenso mit Leichtigkeit zerkleinern.
Die Roctar waren alles andere als begnadete Baumeister. Ihre Stärken lagen im Plündern und Besetzen. So war es nicht verwunderlich, dass die Wahl des Baumaterials, um diese Schwachstelle zu beseitigen, alles andere als weise war.
Doch so einfach diese Wand auch zu zerstören war, wussten sie nicht, was sich unmittelbar dahinter befand.
Während Cameron und Nokturijè darüber nachdachten, wie sie den Durchgang freilegen konnten, ohne großes Aufsehen zu erregen, trat Kri‘Warth einige Schritte zurück und aktivierte seinen Olum-Säbel, was einen kaum hörbaren Pfeifton zur Folge hatte.
Cameron nahm das Geräusch nicht wahr, doch die Mè wusste nur zu gut, wie es klang, wenn der Golar sein Kampfgerät schussbereit machte.
»D‘red aluw!«, sagte er und zielte auf die Wand.
Nokturijè stürmte auf Kri‘Warth zu, während der Colonel, der schließlich nicht wusste, was der Hüne sagte, vor der Wand stand und diese nachdenklich anstarrte.
»Nein, Kri‘Warth! Nicht!«, schrie sie panisch, was Cameron augenblicklich aus seinen Gedanken riss.
Er drehte sich um und blickte schockiert in den Lauf des Olum-Säbels, welchen der Hüne scheinbar auf ihn richtete. Nahezu im selben Moment beobachtete er, wie die Mè in einer blitzschnellen, akrobatischen Aktion zum Sprung ansetzte und dem Golar die Waffe aus seinen Händen schlug, bevor dieser sie auch nur ansatzweise hatte kommen sehen.
Der Säbel schnellte durch die Luft und trat gefährlich nah neben Camerons Kopf in die marode Wand ein.
Vollkommen erstarrt vor Schreck, mit einem Pulsschlag, wie ihn wahrscheinlich nur die ersten Raumfahrer kurz vor dem Start ihrer Rakete hatten, schielte er die rasiermesserscharfe Doppelklinge neben sich an. Er konnte trotz des nur schwachen Fackellichts in der Spiegelung des Säbels die Leichenblässe in seinem Gesicht erkennen. Alleine der Gedanke, dass ihn dieses Mordinstrument nur um Haaresbreite aufgespießt hätte, verschlug ihm den Atem.
»Mua sedak! Helak di Roctar«, beschwerte sich der Hüne bei seiner Gefährtin.
»Denk doch nur einmal über deine Handlungen nach. Was denkst du, was passiert wäre, wenn du diesen Schuss abgefeuert hättest.«
»Gra kratau«, antwortete er ihr.
»Sicher! Die Wand wäre eingestürzt, doch wir hätten innerhalb kürzester Zeit, hunderte, wenn nicht gar tausende Roctar am Hals. Ich dachte, wir wären uns einig, so lautlos und
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