Sternenflut
während das Heulen in seinem Kopf dem Höhepunkt zustrebte, nickte sie, und Toshio sah, wie ein mattes, dankbares Lächeln ihre Lippen kräuselte.
Auch Sah’ot fühlte es. Noch während die Psychowelle über ihn hinwegrollte, schäumte der Tümpel plötzlich von panisch erregten Kiqui. Sah’ot versank in einem Babel von Lärm, der um ihn herum und in ihm ertönte. Es war schlimmer, als von einem Suchscheinwerfer geblendet zu werden. Am liebsten wäre er tief hinabgetaucht, um der Kakophonie zu entgehen. Aber er kämpfte die Panik zurück und zwang sich, stillzuhalten.
Er versuchte das Getöse in seine Bestandteile zu zerlegen. Den menschlichen Anteil zuerst. Dennie und Toshio schienen schlimmer dran zu sein als er. Vielleicht waren sie empfindlicher gegen solche Anschläge. Von ihnen war jedenfalls keine Hilfe zu erwarten.
Die Kiqui waren von Entsetzen erfüllt. Kreischend stürzten sie sich ins Wasser.
:?: Flieht Flucht...
vor den großen, traurigen Wesen
:?: Helft doch jemand
den großen, traurigen, verwundeten Wesen!
Aus dem Munde der Kinder... Wenn er sich darauf konzentrierte, fühlte sich diese »PSI-Attacke« tatsächlich ein wenig so an wie ein Hilferuf. Es schmerzte wie die Hölle der Tiefen, aber er stellte sich dem Schmerz und versuchte den Ruf zu erfassen.
Ihm war, als mache er Fortschritte – zumindest gab er nicht nach –, aber plötzlich gesellte sich noch eine Stimme dazu, und diese drang über die Neuralkupplung in sein Gehör! Das Lied aus der Tiefe, das er die ganze Nacht hindurch nicht hatte entschlüsseln können, war wieder erwacht. Aus den Tiefen von Kithrups Eingeweiden rollte es donnernd herauf. In seiner Einfachheit gebot es Verständnis.
WER RUFT?
WER WAGT ES, ZU STÖREN?
Ächzend riß Sah’ot die Verbindung zum Robot ab. Drei gellende Geräusche auf verschiedenen Sinnesebenen reichten ihm völlig. Noch mehr davon, und er würde den Verstand verlieren!
Buoult, der Thennanin, hatte Angst, wenngleich ein Offizier der Großen Geister den Tod ebenso geringschätzte wie seine lebenden Feinde.
Das Shuttle schob sich durch die Schleuse seines Flaggschiffs, der Quegsfire. Das gewaltige Portal, beruhigend massiv und robust, schloß sich hinter ihnen. Der Shuttle-Pilot gab den Kurs zum TanduFlaggschiff ein. Tandu!
Buoult spreizte seinen Rückenkamm in einer Demonstration der Zuversicht. Durch dieses Segel aus Nerven und Blutgefäßen würde er in der eisigen Atmosphäre des Tandu-Schiffes Wärme verlieren, aber es war unbedingt notwendig, den Anschein zu wahren.
Es wäre vielleicht um einen Hauch weniger abscheulich gewesen, statt dessen eine Allianz mit den Soro einzugehen. Zumindest waren die Soro thennaninoider als die gliederfüßigen Tandu, und sie lebten in anständigen Temperaturen. Außerdem waren die Klienten der Soro ein interessantes Völkchen, etwa von der Sorte, die Buoults Volk gern selbst gelittet hatte. Für sie wäre es besser gewesen, wenn wir es getan hätten, dachte er. Denn wir sind freundliche Patrone. Wenn die lederhäutigen Soro schon ungehobelt und streitsüchtig waren, so konnte man die spindeldürren Tandu wirklich nur als entsetzliche Geschöpfe bezeichnen. Ihre Klienten waren gespenstische Kreaturen, und der bloße Gedanke an sie versetzte Buoults Schwanzspitze in nervöse Zuckungen. Buoult verzog angewidert das Gesicht. Die Politik führte zu eigenartigen Gen-Transfers. Die Soro waren jetzt die stärksten unter den Überlebenden. Die Thennanin waren die schwächsten unter den Großmächten. Die Philosophie der Tandu mochte die widerlichste von allen sein, die dem Abdikatorglauben gegenüberstanden, aber sie waren die einzigen, die einem Sieg der Soro noch im Wege standen. Die Thennanin waren gezwungen, sich vorläufig mit ihnen zu verbünden. Sollte es so aussehen, als würden die Tandu siegen, würde man noch einmal Gelegenheit haben, die Seiten zu wechseln. So war es schon ein paarmal gewesen, und so würde es wieder sein. Buoult wappnete sich für das vor ihm liegende Treffen. Er war entschlossen, sich das Grauen, mit dem er an Bord eines Tandu-Schiffes kam, nicht anmerken zu lassen! Den Tandu schien es völlig gleichgültig zu sein, welches Risiko sie mit ihrem irrwitzigen, kaum verstandenen Wahrscheinlichkeitsantrieb eingingen. Die wahnsinnigen Realitätsmanipulationen ihrer episiarchischen Klienten gestatteten ihnen oft, sich rascher von einem Ort zum anderen zu bewegen, als ihre Gegner es vermochten. Aber manchmal verschlangen die daraus
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