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Sternenflut

Sternenflut

Titel: Sternenflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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ist.«
    Er nickte Tsh’t zu. »Ist das in Ihrem Sinne, Lieutenant?« Der Vierte Offizier der Streaker klappte mit den Kiefern und nickte. Sie wußte Orleys Höflichkeit zu schätzen, aber sie hätte sich vermutlich eher den Schwanz abgebissen, als einem Vorschlag zuwiderzuhandeln, den er gemacht hatte. Die Streaker war die erste große Expedition, die von Delphinen befehligt und durchgeführt wurde. Von Anfang an war klar gewesen, daß bestimmte Menschen dabei waren, deren Rat die Patina der Patronomie trug.
    Sie rief auf Trinär:

    Team eins, zu mir –
    verstummen zu lassen, was himmelwärts schallt
    Team zwei, zu Suessi –
    zu suchen, was hier sich an Schätzen verbirgt
    Team drei, zu Orley –
    zu helfen ihm, wenn er die Pläne ergründet
    Hinterlaßt nichts Irdisches hier –
    was unsern Besuch verrät
    Und wenn ihr denn scheißen müßt –
    beseitigt gründlich, was bleibt
    Denkt vor dem Handeln –
    mit tropisch-klarer Logik
    Und jetzt, Streakers, lautlos –
    hinweg!
    In präzisen Formationen schwammen die drei Teams auseinander, und eine Gruppe vollführte eine synchronisierte Rolle, als sie an Orleys Schlitten vorüberglitt. Wie Tsh’t es befohlen hatte, war außer dem schnellen Klicken der Delphinsonare nichts zu hören.
    Orley glitt mit dem Schlitten bis auf vierzig Meter an das Wrack heran. Dann klopfte er Hannes auf den Rücken und ließ sich seitlich herunterrollen.
    Welch ein wundervoller Fund dieses Schiff war! Orley benutzte einen Schweißbrenner-Spektrographen, um eine schnelle Analyse des Metalls an den Rändern des klaffenden Risses in der Flanke des Schiffes durchzuführen. Als er das Verhältnis der verschiedenen BetaVerfallsprodukte bestimmt hatte, stieß er einen Pfiff aus, der die Fen in seiner Nähe veranlaßte, sich umzudrehen und ihn neugierig anzuschauen. Hinsichtlich der ursprünglichen Legierung und der Frage, in welchem Ausmaß sie der Neutrinostrahlung seit dem Zeitpunkt ihrer Herstellung ausgesetzt gewesen war, konnte er nur Vermutungen anstellen, aber nach vernünftigen Schätzungen war das Schiff mindestens dreißig Millionen Jahre alt! Tom schüttelte den Kopf. Eine Erkenntnis wie diese ließ einen erkennen, wie weit der Weg war, den die Menschheit noch zurücklegen mußte, bevor sie die Galactics eingeholt hatte. Wir stellen uns gern vor, daß die Rassen, die die Bibliothek benutzen, in eingefahrenen Bahnen stecken, unkreativ und wenig anpassungsfähig sind, dachte Orley. Großenteils schien es auch so zu sein. Nicht selten wirkten die galaktischen Rassen stur und phantasielos. Aber... Er starrte auf das dunkle, unförmige Schlachtschiff und überlegte.
    Die Legende wußte zu berichten, daß die Progenitoren zur unablässigen Suche nach Wissen aufgerufen hatten, bevor sie vor Äonen in unbekannte Regionen verschwunden waren. Aber in der Praxis suchten die meisten Spezies in der Bibliothek, und nur in der Bibliothek, nach Wissen. Aus diesem Grund wuchs sie nur sehr langsam.
    Was hatte es für einen Sinn, Dinge zu erforschen, die in Urzeiten schon viele tausend Male entdeckt worden sein mußten? Es war zum Beispiel ein leichtes, hochentwickelte Raumschiffentwürfe aus den Bibliotheks-Archiven zu nehmen und ihnen blindlings zu folgen, ohne mehr als nur einen Bruchteil dessen, was man baute, auch zu verstehen. Die Erde besaß ein paar Schiffe, die so entstanden waren, und es waren Wunderwerke.
    Der Terragenenrat, der für die Beziehungen zwischen der Erde und der galaktischen Zivilisation verantwortlich war, hatte sich dieser bestrickenden Logik einmal fast unterworfen. Viele Menschen drängten darauf, galaktische Modelle zu kopieren, die schon von älteren Rassen ihrerseits nach uralten Entwürfen kopiert worden waren. Sie beriefen sich dabei auf das Beispiel Japans, das im neunzehnten Jahrhundert vor einem ähnlichen Problem gestanden hatte – wie es nämlich neben Nationen überleben sollte, die unermeßlich viel mächtiger waren als es selbst. Das Meiji-Japan hatte alle seine Energien darauf konzentriert, zu lernen, wie es seine Nachbarn am besten imitieren konnte, und am Ende war es geworden wie diese. Die Mehrheit im Rat der Terragenen einschließlich nahezu aller cetaceischen Mitglieder hatte dieses Ansinnen jedoch abgelehnt. Sie betrachtete die Bibliothek als einen Honigtopf – verlockend und wahrscheinlich nahrhaft, aber zugleich eine gefährliche Falle.
    Man fürchtete das Syndrom des »Goldenen Zeitalters«... die Verlockung, »rückwärts zu schauen«, Weisheit in

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