Sternengötter
Flinx’ Nervosität nach, und er entspannte sich ein wenig. Die Schädelfortsätze des Maulbären taten es ihm nach. Das Wesen stieß ein leises Schnaufen aus, drehte sich um und wanderte ins Unterholz, ohne sich nur einmal umzusehen, ob das seltsame knochige Wesen, das ihn inmitten der dichten Vegetation überrascht hatte, Anstalten machte, ihm zu folgen.
Sehr seltsam, dachte Flinx. Normalerweise erlaubte es ihm seine einzigartige Fähigkeit nur in unregelmäßigen Abständen, nicht empfindungsfähige Wesen zu beeinflussen. Zwar konnte er sein Talent heute besser kontrollieren als vor einigen Jahren, doch hatte er es noch lange nicht perfektioniert. Nichtsdestotrotz hatte er diesen aufgeschreckten fremden Pflanzenfresser ohne große Mühe davon überzeugen können, dass er keine Gefahr für ihn darstellte.
Mit einem Achselzucken tat er die Begegnung als glücklichen Zufall ab. Doch dieses Ausblenden der Vernunft hatte nur so lange Bestand, bis er der kleinen Herde langohriger und langschwänziger Graser begegnete.
In anderen Teilen dieser Welt mochte es Bäume geben, doch auf dieser Halbinsel, auf der er gelandet war, bestand die höchste Vegetation aus zahlreichen einblättrigen Pseudogräsern. Einige Arten waren gestreift, weitere gefleckt, wiederum andere zeichneten sich durch außergewöhnliche und zuweilen sogar bizarre Farbkombinationen aus, ebenso wie durch ihre Größe. Einige vereinzelte Gigantenblätter erstreckten sich bis über seinen Kopf. Als Kontrast dazu wuchsen an mehreren Stellen pinkfarbene Büschel dicht nebeneinander und bildeten unter seinen Füßen einen hellen Teppich. Überall, wo er hinblickte, huschten winzige, sich sehr schnell bewegende Kreaturen durch das variantenreiche, wogende Grasland.
Er wanderte weiter und versuchte, ein Gespür für seine Umgebung zu bekommen, während er sich gleichzeitig daran erinnern musste, ja nicht zu große Sprünge zu machen. Dann überquerte er eine weitere Düne, schlug sich durch einige eng stehende, gelb gestreifte, einblättrige Pflanzen und stand plötzlich vor einem Rudel aus Kreaturen, die damit beschäftigt waren, dicke blaue Blätter, die in dichten, voneinander getrennt stehenden Inseln wuchsen, emsig in sich hineinzustopfen. Anders als das Bärenwesen waren diese Graser von flacherer Statur, wiesen jedoch dieselben unterteilten Gliedmaßen auf wie das größere Tier, allerdings endeten die Gemeinsamkeiten da auch schon fast.
Jedes der Tiere war etwa so groß wie ein kleines Schwein. Sie wurden nach vorn hin schmaler, während ihr Hinterteil breit und flach war. Auch sie verfügten über vier Beine, die sich in insgesamt acht Unterschenkel aufteilten. Ein einzelnes kleines Auge starrte ihn aus einer runden Höhle nahe der vorn zulaufenden Spitze an, und ein zweites, weitaus größeres lag direkt dahinter und etwas höher. Angesichts der ungewöhnlichen Anordnung vermutete Flinx, dass ein Auge permanent Dinge in der Nähe fokussierte, während sich das andere auf Bewegungen in der Ferne konzentrierte. Wie der Maulbär besaßen auch diese Tiere glatte Körper, die abgesehen von vereinzelten grauen und schwarzen Flecken erstaunlich cremeweiß waren. Mit dem Bärenwesen verband sie außerdem die Tatsache, dass sie ebenfalls über ein Paar Schädelfortsätze verfügten, die vorn aus dem Kopf herauswuchsen. In diesem Augenblick zeigten sie damit alle direkt auf Flinx.
Er schloss halb die Augen, um sich etwas zu entspannen, und spürte, dass er ein Gefühl des völligen Wohlbefindens, der Ruhe und Zufriedenheit ausstrahlte, das fast schon an Lethargie grenzte.
Innerhalb von Sekunden umringten ihn die Kreaturen und rieben sich wie fremdartige Hauskatzen in Pfeilform an seinen Beinen. Dabei stießen sie spitze Klickgeräusche aus, die ihn an Audioaufzeichnungen von terrestrischen Grillen, die er einmal gehört hatte, erinnerten – nur dass die Zirper in diesem Fall außerordentlich groß waren.
Die Gefühle waren im besten Wortsinne gegenseitiger Natur. Je mehr er sich entspannte, desto lockerer wurden auch die Pfeilkatzen, was wiederum dazu führte, dass er sich noch mehr beruhigte – sogar so sehr, dass er sich trotz der leichten Nervosität, die Pip ausstrahlte, sicher genug fühlte, um sich inmitten der Herde auf den Boden zu setzen. Die Tiere umringten ihn sofort und machten einen Lärm, als wäre ein halbes Dutzend gedämpfter Trommeln zum Leben erweckt worden, da sie nichts als freundschaftliche Emotionen empfingen.
Von den
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