Sternengötter
versichert hatte, das Wesen sei freundlich – was sie zwar nicht garantieren konnte, doch hatte sie es ihnen trotzdem beteuert.
Eine facettenreiche Flut an Gefühlen stürzte auf Flinx ein, der sich ihr bereitwillig öffnete. Neugier, Hoffnung, großes Interesse, verzweifelte Not und Angst – das waren die stärksten Emotionen. Nirgendwo sonst auf seinen Reisen hatte er über die Fähigkeit verfügt, die Emotionen, die er empfing, so einfach an- und ausschalten zu können, als würde er einen Wasserhahn auf- und zudrehen.
Beim ersten Hinweis auf den sich nähernden Pulk war Pip von seiner Schulter geflogen. Nun schwebte sie hoch über ihren Köpfen nahe der Kuppelspitze der Scheune und beobachtete alles. Sie war nicht besorgt, da keiner der Neuankömmlinge ihrem Herrn feindlich gesonnen zu sein schien. Sie blieb wachsam und vorsichtig, wurde aber nicht feindselig.
Flinx spürte ebenfalls, dass sie ihm nicht schaden wollten. Die Tiefe der Gefühle, die er empfand, ließ jedoch etwas anderes erahnen. Aufgrund des begrenzten Wissens über die Dwarra, das er sich angeeignet hatte, und mithilfe des Übersetzers, der noch immer um seinen Hals hing, wurde bald offensichtlich, was sie von ihm wollten.
Dwarranische Eltern mit verletzten Nachkommen buhlten um seine Aufmerksamkeit, ebenso wie jene mit gealterten Partnern, die den Wunsch nach einer wundersamen und biologisch unmöglichen Verjüngungskur verspürten. Die Gemütskranken wollten wieder gesunden. Opfer von marodierenden Kriegsfürsten hofften auf die Heilung ihrer Wunden.
Veteranen plündernder Armeen hatten gebrochene Knochen, die es zu versorgen galt. Alle drückten, drängten und drängelten sich um den Fremden, der diese Wunder laut Storra wirken konnte. Dutzende Fühlerpaare richteten sich auf ihn, als würde der bloße Körperkontakt mit ihm die Bedürfnisse ihrer Besitzer auf irgendeine Weise befriedigen. Ihre kollektive Verzweiflung war überwältigend. Storra hatte sich seitlich davongestohlen und war zu ihrem Gefährten geeilt. Sie sah zufrieden aus, er wirkte hingegen schuldbewusst.
Von allen Seiten von Dwarra bedrängt, beugte der verstörte Flinx die Knie und hüpfte in die Luft. Dank der geringeren Schwerkraft auf Arrawd war er in der Lage, über die Köpfe der eng gedrängten Gruppe hinweg auf eine Plattform zu springen, die die anderen nur über eine der breiten Leitern, die an ihre Körperformen angepasst waren, erreichen konnten. Ein lautes Ausatmen, das wie eine Mischung aus einem von vielen Personen ausgestoßenen Zischen und einem erstaunten Pfeifen klang, begleitete seine erstaunliche körperliche Leistung. Nachdem er sein Gleichgewicht wiedergewonnen hatte, drehte er sich um, um auf sie herabzublicken. Seine neue Position über ihren Köpfen ließ ihn nun nur noch überlegener wirken, auch wenn der alaspinische Minidrache, der sich nun auf seiner Schulter niederließ, keinesfalls engelsgleich wirkte.
Er musste gar nicht erst so tun, als wüsste er nicht, was sie hierher geführt hatte. Zweifellos kannten sie die Geschichten über seine empathischen Fähigkeiten – die vermutlich maßlos übertrieben waren – bereits von Storra. Daher sprach er einfach zu ihnen und verließ sich darauf, dass sein Übersetzer seine Sprachmuster korrigieren und anpassen würde. In dem Augenblick, in dem er die Stimme erhob, wurden sie still und staunten trotz all dem, was ihnen Storra erzählt hatte, als sie ihre eigene Sprache aus der Nähe, aber nicht immer aus dem Mund des Fremden kommen hörten. Flinx fiel auf, dass seine Worte überdies den Effekt hatten, den Sturm der miteinander wetteifernden Emotionen zu beruhigen.
»Es stimmt – ich bin ein Besucher von einem anderen Ort, einem anderen Planeten.« Vollkommen runde Augen blickten ihn verzückt an. »Und es stimmt ebenfalls, dass ich einige Dinge tun kann, zu denen ihr nicht in der Lage seid. Aber ich kann nicht jedem von euch bei seinen Problemen helfen oder seine Fragen beantworten, weil das gegen die Gesetze der Regierung, der ich unterstehe, verstoßen würde.«
Es gab ein kurzes Schweigen, doch dann stürmten schon alle auf die Plattform zu, auf der er stand. Widerwillig dachte er, dass es ohne Belang war, wie weit er reiste und wie sehr er sich anstrengte – letzten Endes stand er doch immer wieder im Mittelpunkt.
»Habt ihr nicht gehört, was ich gesagt habe?«, brüllte er sie erschöpft an. »Ich kann das, was ihr wollt, nicht tun.«
»Warum nicht?« Während er zu der Menge
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