Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten)

Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten)

Titel: Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
Vom Netzwerk:
dem östlichen Horizont auftauchen. In meinem Kopf spielte schwach die Sphärenmusik, doch ich wurde den Eindruck nicht los, dass sie einen höhnischen Unterton hatte.
    Ohne Shepherd war es an Kapitän Walken, uns von der Luftschleuse aus im Auge zu behalten. Dr. Turgenev befand sich auf der Brücke und beobachtete uns durch die Glaskuppel. Hinter uns trieb an Sicherungsleinen die ganze Ausrüstung, die wir für die Arbeit oben benötigten: der Sauerstoffkanister, Tobias’ massiges Lichtbogenschweißgerät und eine zusätzliche Werkzeugtasche.
    »Dir wird jetzt aber nicht schwindlig und du willst zum Mond davonfliegen«, sagte ich zu Tobias über Funk.
    Ich hörte ihn kichern. »Versprochen.«
    Wir hatten schon einen separaten Ausflug zum Heck des Schiffs gemacht, um das Bullauge des Krähennests abzudecken. Ich dachte an die enorme Hitze, die das Schiff aushalten musste, wenn wir wieder eintraten, und hoffte, dass das, was wir gemacht hatten, ausreichend war.
    Als wir den höchsten Punkt der Kuppel erreicht hatten, brachten wir uns in eine sichere Position und manövrierten allmählich die Ausrüstung an die richtige Stelle. Tobias war trotz seiner unförmigen Handschuhe erstaunlich geschickt. Noch in der Starclimber hatte er um den Sauerstofftank – unsere Rakete – einen dicken Kragen befestigt, damit er sie sicherer außen an das Schiff schweißen konnte. Ich gab mir größte Mühe, den Tank für ihn möglichst ruhig zu halten. Aus dem Augenwinkel konnte ich den blauen Lichtfunken an Tobias’ Schweißbrenner erkennen, als er an die Arbeit ging. Ich richtete all meine Aufmerksamkeit und Kraft darauf, den Tank geradezuhalten. Er würde unser einziger Motor sein, und wenn er nicht ordentlich befestigt war, würde er uns nicht auf den richtigen Heimweg schicken.
    »Wechseln wir den Platz«, sagte Tobias. »Ich muss die andere Seite schweißen.«
    Als wir fertig waren, inspizierte ich seine Arbeit. Der Tank sah aus, als wäre er extra dafür entworfen worden, auf die Kuppel der Starclimber zu passen.
    »Das ist gute Arbeit«, sagte ich.
    »Es müsste halten.«
    Ich schaute nach dem Ventil des Tanks. Wenn es so weit war, würde eine gute Drehung einen Stoß komprimierten Sauerstoffs freisetzen, der unser Schiff in Richtung Erde treiben würde. Zurück nach Hause. Zurück zu meinem Himmel.
    »Wir kommen rein«, meldete ich dem Kapitän. »Die Starclimber hat jetzt Raketenantrieb.«
    Auf der Brücke flatterten überall um uns herum Dr. Turgenevs Notizblätter, jedes von ihnen bedeckt mit verwirrenden Gleichungen und Diagrammen. Immer wieder schlug er plötzlich um sich, schnappte sich eines, sah etwas nach, um dann schnell etwas auf den Block zu notieren oder an seinem Astrolabium entlangzupeilen.
    An der Akademie hatte ich genügend Navigation nach den Gestirnen gelernt, um zu wissen, was er tat. Er suchte nach Bezugspunkten am Himmel, damit er unsere gegenwärtige Flugbahn um den Planeten berechnen konnte. Und aus der würde er auf Winkel, Geschwindigkeit und Entfernung unseres Wiedereintritts schließen. Mich schauderte bei dieser Aufgabe. Wir verlangten eine Menge von ihm. Es gab keinen Spielraum für auch nur eine einzige falsche Berechnung. Ein Dezimalpunkt konnte zwischen Leben und Tod entscheiden.
    »Sehr kompliziert«, murmelte er vor sich hin. »Sehr komplex, alles in Bewegung. Wir bewegen uns, Erde bewegt sich. Erde rotiert. Erde umkreist…«
    Mein Gesicht fühlte sich fieberheiß an, auch wenn die Heizgeräte auf die niedrigste Stufe gestellt waren. Kapitän Walken, Tobias und ich, wir waren alle auf der Brücke und vollzogen wie wild die Berechnungen nach, die uns Dr. Turgenev vorlegte. Es wurde viel geredet, während uns Fakten und Zahlen um die Ohren flogen.
    Die Erde dreht sich mit 1047 Meilen in der Stunde…
    Die Starclimber bewegt sich mit 15000 Meilen in der Stunde auf einer östlichen äquatorialen Umlaufbahn, die sich mindern würde, wenn wir beschleunigten…
    Die Anziehungskraft der Erde zieht uns näher, ändert unsere Flugbahn, zieht uns niedriger…
    Unsere Umlaufbahn verändert sich von kreisförmig zu elliptisch und wir schleudern mit jeder Minute schneller um die Erde…
    Alles war in Bewegung, genau wie Dr. Turgenev gesagt hatte. Wenn es zu lange dauerte, eine Gleichung zu lösen, hatten sich bereits alle Zahlen wieder verändert.
    »Mr Cruse«, der Wissenschaftler schnippte mit den Fingern. »Haben Sie Zahlen, die ich gegeben Ihnen?«
    Ich reichte ihm mein Blatt. »Bitte überprüfen

Weitere Kostenlose Bücher