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Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten)

Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten)

Titel: Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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Sie sie, Dr. Turgenev. Ich traue mir selbst nicht…«
    Mit blutunterlaufenen Augen überflog er meine Ausarbeitung. »Gut, Mr Cruse, das ist sehr gut. Danke.«
    An der Akademie hatte ich mich mit Mathematik und Physik herumgeschlagen und nie gedacht, dass solche verdammten Lehrsätze jemals irgendeinen Nutzen hätten. Jetzt war ich froh, dass ich mich dazu gezwungen hatte, sie zu beherrschen.
    Wieder blickte ich zur Schiffsuhr, wo die Sekunden vertickten, und ich hatte das Gefühl, Sand durch ein Stundenglas stürzen zu sehen. Kapitän Walken hatte eine Weltkarte ausgebreitet, sie auf dem Kartentisch befestigt und machte sich Notizen. Wir hatten die Prärie gleich östlich von Moose Jaw in Saskatchewan als unseren idealen Landeplatz ausgesucht. Da war es flach, hofften wir zumindest, und der Wind ging mäßig.
    »Wenn wir die Hydriumballons bei vierzigtausend Fuß einsetzen, hier«, sagte uns der Kapitän und zeigte mit seinem Zirkel, »dann können wir im freien Ballonflug zur Erde sinken, wenn wir je nach Lage Hydrium ablassen.«
    Das würde eine schwierige Angelegenheit werden, doch wir hatten genügend Platz, und unsere Landung musste in einem Weizen- oder Maisfeld stattfinden.
    »Was bedeutet all diese Gekritzel hier?«, fragte Dr. Turgenev gereizt.
    Wir drehten uns zu dem Wissenschaftler um, der auf ein Blatt Papier blinzelte, als habe er es noch nie in seinem Leben gesehen. Ich beugte mich vor, um einen Blick darauf zu werfen.
    »Sind das nicht Ihre abschließenden Berechnungen, Dr. Turgenev?«, fragte ich und bemühte mich, nicht besorgt zu klingen. Ich glaube, wir hatten alle Angst, dass Dr. Turgenev bei diesem Stress einen Anfall von Astralpsychose erleiden könnte. Er war der einzige Kopf hier, der fähig war, uns sicher nach Hause zu bringen.
    »Das ist völlig Quatsch«, murmelte er, und dann: »Oh… ja… Ich verstehe jetzt. Es ist getan. Das ist es. Gut. Wir sind fertig. Schauen Sie hier.«
    Er trieb dichter an die Karte heran und zeigte auf die mongolische Steppe. »Wir wiedereintreten in Atmosphäre hier, mit Winkel nicht größer als siebenundeinhalb Grad. Dann reisen wir nach Osten über Pazifikus und Rocky Mountains. Und dann, wenn wir sind nicht geschmolzen – kleiner Scherz, haha – kommen wir raus über Prärie. Das ist, was wird passieren.«
    Kapitän Walken klopfte ihm auf die Schulter. »Ich danke Ihnen, Dr. Turgenev.«
    Schritt für Schritt gingen wir den Vorgang des Wiedereintritts durch. Es gab Stellen, bei denen ich mich sehr stark konzentrieren musste, damit meine Gedanken nicht zu den Katastrophen abdrifteten, die uns bei jeder Umrundung zerschmettern konnten. Ich durfte mich nur auf das ausrichten, was wir tun mussten, um überhaupt eine Hoffnung auf Überleben zu haben. Es war eine Kette von gewagten und riskanten Aktionen, die von einem ausgefransten Spinnennetz zusammengehalten wurden.
    »Ist nun alles klar?«, fragte Kapitän Walken.
    Es gab ein paar verzwackte Einzelheiten, die wir noch ein zweites Mal durchgingen.
    »Wir sind über der Zeit«, meinte ich.
    Tobias blickte auf den Spannungsanzeiger. »Unsere Batterien sind fast leer«, sagte er.
    »Solang nur das Ventilationssystem weiterläuft«, sagte ich. »Das ist alles, was wir brauchen.«
    »Nicht ganz«, erinnerte mich Tobias. »Wir brauchen noch genug Energie, um die Notballons mit dem Explosionsverschluss zu starten.«
    »Wir müssen Starclimber jetzt ausrichten«, sagte Dr. Turgenev. Er bewegte sich zum Astrolabium hinüber. »Ich bleibe hier, um Schiffsposition zu Sternen und Erde zu kontrollieren. Ich brauche eine paar Minuten, um vorzubereiten. Kapitän, Sie bleiben hier und leiten meine Anweisungen per Schiffstelefon. Mr Cruse und Mr Blanchard gehen nach unten und sind bereit, Toiletten zu spülen.«
    Als Tobias und ich uns von der Brücke nach unten bewegten, wartete Kate auf Deck A am Fuß der Treppe auf uns. Sie sah wütend aus. »Ich wollte gerade nach oben kommen und herausfinden, was los ist!«, sagte sie.
    »Wir haben den Wiedereintrittsplan zurechtgeschmiedet«, erzählte ich ihr.
    »Natürlich habt ihr das. Aber ihr seid über zwei Stunden da oben gewesen! Ihr müsst uns anderen berichten, was nun passieren wird. Ihr könnt uns doch nicht einfach hier unten vergessen. Das ist sehr rücksichtslos!«
    »Das tut mir leid«, sagte ich und das tat es mir auch wirklich. Es musste schrecklich für sie gewesen sein, immer nur zu warten, während wir unsere Berechnungen machten. Einen Augenblick dachte ich, sie

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