Sternenjagd
dem gleichen Grund. Das Ziel hat einen Zug mehr und kann als erster schlagen. Also ist es ein Unentschieden, weil keine Seite imstande ist einen Zug zu machen, der mehr bewirkt als der anderen Seite auszuweichen.« Leise fügt Korie hinzu: »Er ist dort draußen, Leitender. Er spielt ein sehr genau durchdachtes Spiel mit uns.«
»Sir…? Sie glauben noch immer, daß es dort draußen ein Schiff gibt?« Korie blickt auf. »Glauben? Ich bin überzeugter als jemals zuvor. Wir verstecken uns voreinander, und jeder wartet auf den Augenblick, in dem der andere verwundbar ist. Die Frage, Leitender, ist die: Warum hat er uns nicht angegriffen, als wir aus dem Hyperraum kamen? Denn das war der Augenblick, in dem wir am verwundbarsten waren.
Ich muß das Spiel von Anfang an rekonstruieren. Ich finde keinen entsprechenden Gegenzug, bevor ich nicht seine Strategie verstehe. Die eigentliche Frage lautet: Warum ist er zu Beginn überhaupt vor uns weggelaufen?«
»Sir…« Leen versucht Korie zu unterbrechen, aber Korie redet weiter.
»Nein, nein, hören Sie mir zu. Bitte.«
Die Worte verblüffen Leen. Bitte? Aus Kories Mund?! Er blickt in Kories Gesicht und findet die Verzweiflung. Korie braucht jemanden, der ihm zuhört. Und in diesem Augenblick empfindet Leen Mitleid.
»Danke, Leitender. Danke sehr. Und jetzt denken Sie nach…«
»Mister Korie…« sprudelt Leen plötzlich hervor, »… dort draußen ist nichts! Lassen Sie uns endlich nach Hause fahren.«
»Was?« Kories Kopf ruckt alarmiert hoch. »Was haben Sie gesagt?«
»Ich sagte, es gibt nichts dort draußen. Sir. Lassen Sie uns endlich nach Hause fahren.«
»Wir können nicht nach Hause. Es wäre… es wäre Flucht. Es würde Niederlage bedeuten. Es ist genau das, was der Gegner von uns will.«
»Aber es gibt keinen Gegner, Sir!« Leen ist ein wenig zu laut und ein wenig zu schnell mit seiner Antwort.
»Nein. Genau das ist es, was wir glauben sollen. Er ist verdammt schlau, unser Feind. Verstehen Sie, Leitender? Er tut so, als wäre niemand da – in der Hoffnung, daß wir darauf hereinfallen.«
Leen starrt ihn ungläubig an. Die Gerüchte stimmen also doch. Kode ist einer Wahnvorstellung aufgesessen.
»Hören Sie einfach zu, Leitender. Hören Sie mir einfach eine kleine Weile zu. Solange die Roger Burlingame durch den Raum treibt sind wir sicher. In dem Augenblick, in dem wir uns zu bewegen beginnen, wird er uns sehen. An unserem Kurs wird er erkennen, was wir denken. Wenn wir wenden und nach Hause fliegen, dann ist es offensichtlich, daß wir aufgeben. Unternehmen wir etwas anderes, dann weiß er, daß wir noch immer suchen, und er muß weiterhin so tun, als gäbe es ihn nicht. Aber solange wir treiben, hat er keinerlei Möglichkeiten herauszufinden, was wir planen oder denken. Jetzt sind wir seine Enigma. Weil wir nämlich gar nichts tun. Solange die Roger Burlingame mit heruntergefahrenen Maschinen driftet weiß er noch nicht einmal, wo wir stecken. Oder ob wir überhaupt noch hier sind. Unsere Kraftfeldwellen sind so gut wie nicht sichtbar, während unser Schiff nur treibt. Und genau das ist es, was er auch getan hat. Sich treiben lassen. Seltsam, nicht wahr? Plötzlich sind die Rollen vertauscht. Er hat uns hereinkommen gesehen. Er konnte uns gar nicht übersehen. Und jetzt kann er seine Maschinen nicht mehr anwerfen, ohne seine Position zu verraten. Wenn er uns wirklich glauben machen will, er wäre nicht dort dann darf er sich nicht bewegen, solange wir noch hier sind. Also haben wir ihn in der Falle. Leen. Er kann sich auch nicht bewegen. Wir haben ihn in einer logischen Umklammerung, und wir sind im Vorteil, glaube ich. Wir tun nämlich nicht so, als würden wir ihn nicht jagen. Unser Problem ist es herauszufinden, wie wir am meisten aus unserem Vorteil profitieren können, bevor er zu dem Schluß kommt daß sein Spiel keinen Sinn mehr macht und wir versuchen, ihn zum ersten Zug zu bewegen. Ich schätze, es wird mindestens zwei Wochen dauern. In unserem Zustand können wir monatelang treiben. Ich habe halbe Rationen angeordnet wissen Sie? Und es wird Ihnen sicher aufgefallen sein, wie schwach die Beleuchtung brennt wie dunkel und still es im Schiff ist – o ja, stimmt ja – ich habe Ihnen diese Befehle erteilt Tut mir leid, Mister Leen. Ich werde langsam… äh, ich meine… ich habe den Faden verloren.
Worüber sprachen wir gerade? Ach so, das andere Schiff. Der Feind. Wir, äh, wir können nicht mit Sicherheit sagen, für wieviel Tage der
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