Sternenjagd
sagte er. »Ich danke Ihnen.«
Sie schenkte ihm ein sanftes Lächeln, aber keine Hoffnung. Keine Hoffnung.
Trilby mochte vielleicht noch am Leben sein. Doch er musste die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass sie es nicht mehr war.
Er stiefelte auf die obere Brücke und bellte übel gelaunt scharfe Befehle in alle Richtungen, damit alle merkten, wie wütend er war, weil ihn eine armselige kleine Indie-Spediteurin zum Narren gehalten hatte.
Und verbarg seine entsetzliche Angst, sie nicht mehr lebend wiederzusehen.
Fünf Minuten später war die Razalka unterwegs. Und zehn Minuten später tauchte Kospahr an seiner Seite auf, aufgeblasen und schadenfroh.
»Sehen Sie, Tivahr? Sie denken immer, Sie wissen alles. Aber das Weibsstück hat Sie an der Nase herumgeführt, Sie und Ihr gesamtes Team. Hätte ich nicht einen so guten Draht zu Lieutenant Gurdan, dann wäre sie uns glatt entwischt.«
»Gurdan? Das werde ich mir merken.«
»Oh, ich sorge schon dafür, dass Sie das nicht vergessen. Sie sind mir was schuldig. Das alles haben Sie nämlich nur mir zu verdanken.« Er wedelte mit der Hand zum Ansichtsschirm, auf dem sich jetzt ein Bild der Schwadron und eines kleinen, elliptischen Frachtschiffs abzeichnete. »Das alles da.«
»Das vergesse ich bestimmt nicht, Kospahr. Keine Sorge.«
Er erhob sich aus dem Kapitänssessel und tat so, als müsse er an der Konsole zu seiner Linken etwas einstellen. Dann spähte er hochinteressiert einem der Brückenoffiziere über die Schulter und sah nichts. Er drehte sich um. Vor ihm lag die Treppe zur unteren Brückenebene. Er zwang sich, sie gemächlich hinabzusteigen, als wäre er nur auf Kontrollgang, um das eine oder andere unaufmerksame Crewmitglied an seine Pflichten zu erinnern. Doch er strebte zu Jankova und ihrer Station.
»Irgendwas Neues?«, fragte er sie leise und tat, als blicke er aufmerksam in die Gegenrichtung. Er wusste, sie hörte den Funkverkehr der Kampfschiffe ab. Und scannte nebenbei sorgsam die verbeulten Überreste der Venture , um alles aufzuspüren, was sich mittels bester imperialer Technologie nur finden ließ.
»Zwei Lasertreffer direkt ins Heck. Der Frachtraum an Steuerbord und der Maschinenraum haben am meisten abbekommen. Dennoch läuft noch ein Lebenserhaltungssystem, es muss von irgendwoher versorgt werden. Ich messe einen geringen Energiefluss mittschiffs.«
»Sie hat dort einen kleinen Generator.«
»Dann ist es das.«
»Die Brücke?«
»Die Scanner zeichnen menschliche Körpertemperatur auf. Mehr lässt sich im Moment nicht sagen.«
Also ein warmer Körper. Aber man konnte nicht sagen, ob er noch am Leben war. Er riskierte einen Blick zu Jankova. »Nochmals vielen Dank, Hana.«
»Ich denke, sie könnte durchaus noch am Leben sein, Sir.«
»Und ich denke, es wäre verfluchtes, verdammtes Glück, wenn sie noch lebt.«
Rasch ging er weiter, bevor seine Stimme endgültig brach und ihn verriet.
Drei Minuten vor dem Abfangzeitpunkt stand er im kleinen Bereitschaftsraum vor Shuttledeck 6-D. Er spreizte seine Hände gegen die hohe Glaswand. Sein Bordarzt samt medizinischem Notfallteam stand ein paar Schritte hinter ihm.
Das Dockinglicht blinkte zweimal, dann leuchtete es rot.
Noch eine Minute. Der Andockprozess war jetzt eingeleitet. Die Luft wurde aus der Anlegebucht gesogen.
Die großen Tore rumpelten. Ein Spalt öffnete sich und gab den Blick auf einen grauen Klumpen frei, der oben und unten von Traktorstrahlen gehalten wurde. Wenn die Tore sich vollständig geöffnet hatten, würde ein weiterer Traktorstrahl zugeschaltet werden und das Schiff in die Bucht ziehen, während aus dem Boden die Auffanglager ausfuhren.
Er sah die Traktor- und Andocksysteme seines Schiffs mit unbeirrbarer Präzision arbeiten. Seine Kehle war trocken, sein Herz hämmerte in der Brust, er hatte noch nie in seinem Leben solche Angst gehabt.
Die Venture wurde in Schräglage hereingezogen. Die Brücke lag auf der abgewandten Seite. Er konnte nur die Fenster an Steuerbord erkennen. Dunkel. Leblos.
Dann schalteten sich die Scheinwerfer des Anlegers ein, und alles, was er noch hätte sehen können, verschwand in den gleißenden Reflektionen.
Die Schiffshülle war steuerbords verbeult und durchlöchert. Die Haupteinstiegsluke war eingedrückt.
Hilflos ballte er die Faust und hätte sie am liebsten durch die Scheibe geschlagen.
Der Frachtraum fehlte. Weg. Ausgeputzt. Stattdessen eine klaffende Lücke, abgerissene Kabelstränge baumelten lose umher.
Noch mehr
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