Sternenkinder
wie er sich ausdrückte. Pirius weigerte sich, seine Kameradinnen allein zu lassen. Es endete mit einer Konfrontation zwischen Pirius und dem kleinen, massigen Sanitäter auf dem aufgewühlten Boden des Asteroiden. Der Sanitäter gab nach, zuckte die Achseln und erklärte, die Offiziere würden das später klären.
Also luden sie Cohl und Tili ins Landeboot. Mittlerweile waren ihre Hautanzüge erstarrt und hatten sich mit einer grünlichen Stabilisierungsflüssigkeit voller Nährstoffe, Betäubungsmittel und Stimulanzien gefüllt. Man sollte dieses Zeug tatsächlich atmen. Pirius hatte es in der Ausbildung versucht, und trotz aller beruhigenden Worte über den Sauerstoffgehalt der zähen Masse hatte es sich angefühlt, als ertrinke er. Aber die beiden Verwundeten waren gnädigerweise bewusstlos; als sie hochgehoben wurden, schwappte die dicke Flüssigkeit um ihr Gesicht.
Das Landeboot hob mühelos ab. Pirius warf einen Blick zurück auf die zerstörte Stellung und das zernarbte Stück Boden, das den Standort der Monopolfabrik kennzeichnete. Es war nur eines von Millionen Schlachtfeldern in einem ewigen Krieg. Aber es wäre beinahe der wichtigste Ort seines ganzen Lebens geworden, denn er hätte mit Leichtigkeit hier sterben können. Er wusste, dass er ihn nie wieder sehen würde.
Der Flug war nur kurz, ein Katzensprung zum nächsten Verbandsplatz. Das Landeboot strich dicht über den Boden hinweg. Die Verwundeten lagen da wie zwei Statuen, eingeschlossen in ihre starren Anzüge. Das Boot verfügte über keinerlei medizinische Versorgungseinrichtungen. Es konnte nicht einmal mit Luft gefüllt werden, sodass die Verwundeten in ihren Anzügen bleiben mussten.
Der Sanitäter war guter Dinge; er pfiff sogar tonlos vor sich hin, während er das Boot flog. Pirius schaltete seinen Helmfunk ab.
Nach ein paar Minuten kamen weitere Landeboote in Sicht, andere Lichtblasen, die in geringer Höhe über die ramponierte Oberfläche des Asteroiden flogen. Sie kamen aus allen Richtungen und steuerten alle denselben Punkt an. Ein primitives Verkehrsleitsystem trat in Aktion, und Pirius’ Landeboot reihte sich in eine Warteschlange ein. Bald waren sie so nah an dem Boot vor ihnen, dass Pirius dessen Passagiere und ihre verwirrten Mienen sehen konnte. Auch in die andere Richtung strömten Landeboote, die wieder über den Stein ausschwärmten, um noch mehr Verwundete zu bergen.
Der Verbandsplatz war in einem großen Einschlagskrater untergebracht. Eine luftgefüllte Kuppel mit einem Durchmesser von etwa einem Kilometer stand im Krater wie ein riesiger Wassertropfen. Ihre Haut kräuselte sich träge. Sie war mit einem Tetraeder markiert, dem Symbol der freien Erde.
Die Kuppel war mit Luftschleusen übersät, an die sich Raumfahrzeuge schmiegten. Einige davon waren Landeboote, aber es gab auch größere, sogar die Korvette eines Captains. Andere Boote stiegen stetig zu einer Flotte von Spline-Schiffen empor, die weit über ihnen schwebten, fleischige, geduldige Monde. Durch die transparenten Wände sah Pirius Bewegung in der Kuppel: Sie war ein Bienenstock hektischer Aktivität. Doch auch außerhalb der Kuppel wimmelten Menschen herum, und der Boden des Steinbrockens in der Umgebung der Kuppel war mit glitzernden Reihen bedeckt, als wäre er umgepflügt worden, wie eine große Nano-Nahrungsfarm.
Pirius rechnete damit, dass sein Landeboot an einem der Kuppelports andocken würde. Zu seiner Überraschung ging es jedoch ein paar hundert Meter neben der Kuppel herunter. Es landete auf einem kahlen Staubflecken, einem Landeplatz, der in aller Eile abgesperrt und mit blinkenden Kugellampen markiert worden war.
Die Hülle öffnete sich, und der immer noch sachlich-nüchterne und gut gelaunte Sanitäter bat Pirius, ihm mit den Verwundeten zu helfen. Sie legten Cohl und Tili in ihren starren Anzügen auf den kahlen Boden.
Überall um das Boot herum lagen Soldaten im Dreck. Ihre Hautanzüge leuchteten orange oder rot. Das war es, was Pirius von oben gesehen hatte, was er für die Furchen einer umgepflügten Nano-Nahrungsfarm gehalten hatte. Die Furchen waren Reihen von Verwundeten, tausende oder zehntausende, die geduldig im Dreck lagen und darauf warteten, dass sie behandelt wurden.
»So ist das immer«, sagte der Sanitäter.
Pirius begriff allmählich, wie die Dinge hier liefen. Die Verwundeten wurden aus allen Winkeln des Steinbrockens hierher gebracht. Bei der Ankunft legte man sie in diese groben Reihen. Nah an den Wänden der
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