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Sternenkinder

Sternenkinder

Titel: Sternenkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
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unsteten Bahnen um die noch jungen Sterne sausten.
    In diesen Schmelztiegeln entwickelte sich Leben.
    Da war zum Beispiel die junge Erde, auf der rege Aktivität herrschte. Ihre abkühlende Oberfläche war mit warmen Teichen gesprenkelt, in denen ein paar hundert Arten von Kohlenstoffverbindungen heftig miteinander reagierten und neue Verbindungen hervorbrachten, die ihrerseits auf neue Weise miteinander interagierten. Die Interaktionsnetze wurden rasch komplexer, bis schließlich autokatalytische Zyklen möglich wurden, geschlossene Schleifen, die ihr eigenes Wachstum förderten; und einige dieser autokatalytischen Zyklen trafen zufällig auf Rückkopplungsprozesse, die sie stabilisierten; und, und, und…
    Autokatalyse, Homöostase, Leben.
    Abrupt zu Bewusstsein gelangt, schwangen sich die Menschen zu Herren über ihre Umwelt auf, verließen ihren Ursprungsplaneten und fragten sich, woher sie gekommen waren.
     
    Den Menschen schien es, als wäre die Zeit vor der ihren unglaublich kurz gewesen, ein bloßes Aufblitzen in der Nachglut der Singularität, und sie sahen nichts als einen kalten, dunklen Tunnel vor sich. Sie dachten, nur jetzt wäre ein erfülltes Leben möglich. Aber das war ein verbreiteter Irrtum. Die meisten Menschen verstanden nicht, dass ihre Existenz ein alltägliches Wunder war.
    Aber sie stellten fest, dass sich diese Ära der Sterne schon wieder dem Ende zuneigte. Tatsächlich hatte die Sternbildung bereits eine Milliarde Jahre vor der Geburt der Erde ihren Höhepunkt erreicht. Mittlerweile starben mehr Sterne, als geboren wurden, und das Universum würde nie wieder so hell sein wie in jenen vergangenen Zeiten.
    Und nicht nur das. Die Menschen erkannten allmählich, dass auch noch andere Kräfte am Werk waren, die diese Verdunkelung beschleunigten.
    Das Universum schien auf einmal ein gefährlicher Ort für Menschen zu sein.

 
54
     
     
    Hoch über der glänzenden Oberfläche des Orion-Steins, ins grelle Licht der dicht geballten Sterne des Hohlraums getaucht, formierte Pirius Rot seine Staffel.
    Jees, seine beste Pilotin, war natürlich die Schildmeisterin – mit einem Silbergeist in ihrer Ingenieursblase. Pirius Rot selbst bezog direkt hinter Jees auf der Steuerbordseite Position; Commander Darc, der Reserve-Schildmeister, bezog die entsprechende Position an Backbord. Die restlichen Schiffe nahmen ihre Plätze hinter ihnen ein und meldeten sich der Reihe nach zur Stelle. Nach all dem Training, das Pirius so vertraut geworden war wie das Innere seines eigenen Kopfes, bildeten sie nun eine Formation.
    Pirius verspürte eine eigentümliche, nervöse Erregung. Trotz des Trainings war dies das erste Mal, dass die Staffel – seine Staffel – sich formiert hatte, um einen echten Einsatz zu fliegen – das erste und, wenn alles gut ging, letzte Mal.
    Aber er hatte zu viel zu tun, um solchen Gedanken nachzuhängen. Kundschafterdrohnen meldeten bereits eine Xeelee-Reaktion auf das plötzliche Auftauchen des Steinbrockens aus den Wolken des Spiralarms. Wenn die Staffel nicht sofort von hier verschwand, würde sie nirgendwohin fliegen, und die Vorbereitung wäre umsonst gewesen.
    Er rief die anderen ein letztes Mal über Funk. Die vertrauten Stimmen meldeten sich von den Schiffen: Jees selbst, Darc, Torec, Diese Bürde Wird Vergehen, sogar sein älteres Ich, Pirius Blau – alle waren sie aufbruchbereit.
    »Staffel«, rief er, »auf Unterlicht gehen.«
    Er spürte einen leichten Schub, als der Antrieb seines Schiffes in Aktion trat. Die Sterne vor ihm verschwammen, blau verschoben. Binnen Sekunden erreichten die zehn Schiffe der Staffel neunzig Prozent der Lichtgeschwindigkeit, das Optimum für die Errichtung des Grav-Schildes. Die Formation sah immer noch gut aus; die Trainingsstunden zahlten sich aus.
    »Auf Ihr Kommando, Jees«, sagte er.
    Direkt vor Jees’ winzigem Schiff bildete sich der Grav-Schild. Er war wie eine riesige Linse, die das grelle Licht des innersten Kerns der Galaxis verschlierte.
    »Schild stabil«, rief Jees.
    »Gute Arbeit. Formiert euch, formiert euch.«
    Die Staffel rückte auf und perfektionierte die Formation.
    Sie befanden sich schon nicht mehr im selben Universum wie der Orion-Stein, dachte Pirius; während sie, verborgen in diesem Taschenkosmos, knapp unter Lichtgeschwindigkeit durchs Hauptuniversum glitten, würden die Xeelee sie nicht sehen können. So lautete jedenfalls die Theorie.
    Bevor sie auf Überlicht gingen, bestand seine letzte Aufgabe darin, noch einmal

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