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Sternenkinder

Sternenkinder

Titel: Sternenkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
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schwachen Punkt zu treffen – die Ellipsoide an einem Pol, die rechteckigeren Gebilde an einer Kante oder Ecke. Bei den Kugeln war es am schwierigsten, aber man hatte trotzdem eine Chance, wenn man sein Geschoss nah an einem der kleinen Fenster platzierte, die sich öffneten, damit die Waffen der Drohnen feuern konnten. Zielen war jedoch so gut wie unmöglich; man konnte lediglich drauffeuern wie alle anderen auch. Cohl wusste nicht einmal, ob ihre Schüsse das Ziel getroffen hatten.
    Unterdessen erwiderten die Xeelee das Feuer mit Lanzen aus konzentrierter Energie, die unsichtbar waren, außer dort, wie sie den aufgewühlten Asteroidenstaub trafen.
    Bei diesem Sprung fiel ein weiteres Mitglied von Cohls Zug. Eine dritte Soldatin erwischte es nach der Landung; ihr linker Arm wurde sauber abgetrennt. Die Soldatin blieb am Leben, war jedoch wie betäubt. Blut spritzte einen Moment lang in die Höhe und wurde dann zu zinnoberrotem Eis. Binnen kurzem war ein Sanitäter bei ihr. Er schlug mit der flachen Hand auf das Tastenfeld an der Brust ihres Hautanzugs. Die Wunde wurde mit einem Lichtblitz kauterisiert, und der Hautanzug verschloss sich und begann, in hellem Ziegelrot zu leuchten, der Signalfarbe für einen Notfall. Der Sanitäter zog die Verwundete zu der Feldschanze zurück, aus der sie gerade gekommen war.
    Überall auf der Oberfläche des Steinbrockens sah Cohl Soldaten feuern, fallen und sterben. Es war ein beständiger Verschleiß, ein Hagel von tödlichen Treffern und schrecklichen Verwundungen, der irgendwie banal wirkte. Die Sanitätsteams arbeiteten an der gesamten Frontlinie zwischen den Wellen der vorrückenden Truppen. Als der Rückstrom der Opfer von den Linien auf dem ganzen Stein einsetzte, hatten die seltsamen, industriellen Bearbeitungsprozeduren, denen die Verwundeten und Toten unterzogen wurden, bereits begonnen. Und sie mussten sich noch hundert Meter bis zu der Stellung durchkämpfen.
    Cohl überprüfte ein weiteres Mal ihren Zug. Drei ausgefallen, sieben noch einsatzfähig. »Los«, rief sie erneut. »Auf mein Kommando. Drei, zwei, eins…«
    Und sie warf sich ins Feuer.
     
    Dann waren es nur noch acht.
    Nach zwei Stunden kam es bei Nummer drei zu einer Instabilität im GUT-Energie-Generator: Das Schiff musste umkehren und den Rückflug zur Heimatbasis antreten. Pirius vermutete, dass es sich eher um menschliches als um technisches Versagen handelte. Eine der schwierigsten Aufgaben bei diesen umgemodelten Schiffen bestand darin, die Systeme im Gleichgewicht zu halten, damit die Energiesysteme nicht übermäßig belastet wurden; ein besserer Pilot oder Ingenieur hätte das vielleicht geschafft.
    Aber sie alle spürten die Belastung. Pirius’ Augen brannten, auf seinem Gesicht stand der Schweiß, den die Klimaanlage seines Hautanzugs offenbar nicht zu beseitigen vermochte, und seine Hände waren zu Klauen verkrümmt von der beständigen Anstrengung, die Überlichtsprünge und Unterlichtflugphasen durch die exakte Bedienung seiner Steuerelemente auszugleichen. Er konnte sich nicht den kleinsten Mangel an Konzentration leisten, wenn er sein schwerfälliges Schiff ans Ziel bringen und seine Staffel zusammenhalten wollte.
    Während sie sich zu Chandra vorarbeiteten, änderte sich allmählich die astrophysikalische Geografie. Die Staffel folgte jetzt einem Merkmal, das die Planer als »das Band« bezeichneten: Es war der Angelpunkt der Babyspirale, ein riesiger, leuchtender Gürtel aus molekularem Gas, der die Brücke zwischen dem östlichen und westlichen Arm markierte. Pirius sah das Gasband wie eine leuchtende Straße unter seinem Schiff. Er wusste, diese Straße führte direkt zu dem System, welches das supermassive schwarze Loch namens Chandra umgab, auch wenn dieses zentrale Rätsel immer noch unsichtbar war.
    Und wenn er hochschaute, sah er hinter einer Wolke aus kleineren Sternen die strahlend blauen Lampen des IRS-16-Haufens. Irgendwo da oben war der Orion-Stein, dessen menschliche Fracht jetzt gerade kämpfte und starb.
    Da Pirius im Taschenuniversum des Schildes steckte, sah er das alles in einem virtuellen Display. Das Licht, das durch den Grav-Schild fiel, war stark verquirlt und verschliert, aber mit entsprechender Rechenleistung ließen sich einige Informationen herausfiltern.
    Im Lauf der vierten Stunde erregte die Staffel zunehmend größere Aufmerksamkeit. Auf einmal hatten sie eine Eskorte aus – Pirius zählte rasch – einem Dutzend, fünfzehn, zwanzig Nachtjägern, die sie in

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