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Sternenkinder

Sternenkinder

Titel: Sternenkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
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blaue Bahn löste sich auf und verschwand.
    Auf einmal zog die Textur dieser Wand unter seinem Bug dahin. Er machte ein unregelmäßiges Gewebe aus glänzenden Fäden aus, ausgebreitet wie die Lichter einer riesigen Stadt, alles verdunkelt von einem Sturm einfallenden Plasmas. Aus dieser Nähe sah er nichts von der Krümmung; der Ereignishorizont war praktisch eine Ebene, über die das Grünschiff hinwegflog.
    Bilson übertrug die ersten vergrößerten Bilder. Bei der Struktur handelte es sich wirklich um eine Art Netz, ein Gewebe aus silbrigen Fäden. Kleine schwarze Gebilde krochen an diesen Fäden entlang – »klein« waren sie jedoch nur in diesem gewaltigen Maßstab; der kürzeste Faden musste tausend Kilometer lang sein. Die vorherrschende Struktur war hexagonal, aber die Sechsecke waren unregelmäßig, und das Ganze wirkte eher wie eine Spinnwebe als wie ein Netz.
    »Ein Netz, groß genug, um den gesamten Ereignishorizont einzupacken«, hauchte Bilson. »Ich glaube, diese schwarzen Dinger sind Schiffe.«
    »Xeelee?«, fragte Cabel.
    »Vermutlich. Ein bislang unbekannter Typ. Sie scheinen die einfallende Materie einzufangen. Offenbar ernähren sie sich von ihr. Und schaut, da kommen weitere Schiffe aus dem Innern des Netzes herauf.«
    »Dann ist das also die zentrale Xeelee-Maschinerie«, sagte Bilson. »Damit stellen sie ihre Nachtjäger her, damit führen sie ihre Berechnungen durch. Dieses Netz ist der Motor des Hauptradianten. Es muss eine Milliarde Jahre gedauert haben, es zu bauen.«
    Lethe, dachte Pirius. In was sind wir da hineingeraten?
    »Ich dränge ja ungern zur Eile«, rief Cabel. »Aber die Flak-Batterien wachen auf.«
    Pirius rief: »Bilson…«
    »Verstanden, Pilot.«
    Ein neuer Kurs wurde eingegeben, eine leuchtend blaue Straße, die in das Netz hineinführte. Das Schiff ging auf den neuen Kurs – aber dann bockte es und stieg wieder in die Höhe.
    »Es ist dieses Gewebe«, rief Bilson. »Wir haben nicht mit einem Konstrukt über dem Ereignishorizont gerechnet. Das Netz befindet sich sogar unterhalb unserer Hundert-Kilometer-Schwelle, aber die Sicherheitssysteme des Schiffes lassen uns nicht nah genug heran.«
    Pirius schob seine Hände in die Kontrollen. »Ich setze sie außer Kraft.« Er drückte die Nase des Schiffs nach unten, aber die Systeme kämpften trotzdem dagegen an, und es wurde ein holpriger Flug. »Lange halte ich das nicht durch. Cabel, den Entfernungsmesser aktivieren.«
    Zwei kirschrote Strahlen stachen unter dem immer tiefer gehenden Schiff hervor. Ihre Bahnen wurden von Chandras grimmiger Gravitation zu außerordentlich eleganten Bogen verformt. Pirius schaute nach unten und sah, wie die triangulierenden Sternzertrümmerer unterwegs durch das Gewebe schnitten wie heiße Skalpelle durch Fleisch. Der Kreuzungspunkt musste sich ungefähr in Höhe des Ereignishorizonts befinden, aber er konnte ihn nicht erkennen.
    »Wir richten reichlich Schaden an«, meldete Cabel. »Diese Flak-Batterien zeigen jetzt eindeutig Interesse an uns.«
    »Kümmert euch nicht um die Flaks«, knurrte Pirius. »Gegen die können wir nichts tun. Macht die Waffe bereit. Bilson, sind wir auf der richtigen Höhe?«
    »Kann ich nicht erkennen«, sagte Bilson. »Es funktioniert nicht – nicht so wie geplant. Da gibt’s irgendeine Verzerrung, wenn die Strahlen durchs Netz gehen.«
    Cabel sagte: »Die Zeit wird allmählich knapp…«
    So weit gekommen zu sein und dann zu scheitern… Pirius hielt das Schiff stetig auf seinem Kurs. »Tut euer Bestes.«
    »Jawohl, Sir.«
    Kirschrotes Licht flutete in Pirius’ Cockpit.
    »Sie haben uns entdeckt!«, schrie Cabel.
    Er hatte Recht; das Schiff wurde gerade von zwei, drei, vier Sternzertrümmerern angepeilt. Pirius fauchte: »Ich brauche eine Antwort, Navigator!«
    »Jetzt!«, schrie Bilson.
    »Ingenieur! Feuer!«
    Cabel bestätigte nicht, aber als die Kanone abgefeuert wurde, spürte Pirius das Erbeben, das er vom Training her kannte, und zwei punktförmige schwarze Löcher schossen aus den schweren Mündungen, die am Rumpf des Grünschiffs angebracht waren.
    Sobald die Geschosse draußen waren, gab Pirius die manuellen Kontrollen frei. Das Schiff stieg hoch und entfernte sich, wobei es ein paar Haken schlug, um einem Angriff zu entgehen; dank seines GZK-Prozessors reagierte es schneller als jeder Mensch. Das kirschrote Sternzertrümmerer-Licht zerstreute sich.
    Pirius lehnte sich zurück und holte tief Luft. Noch am Leben.
    Das Grünschiff erzitterte wie ein

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