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Sternenkinder

Sternenkinder

Titel: Sternenkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
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eintauchte.
     
    Nach ihrer Landung auf einem Raumhafen brachte sie ein kleiner Kuppelflitzer mit einem kurzen Suborbitalsprung zu ihrem endgültigen Ziel, Nilis’ Heim.
    Als der Flitzer wieder aus der Atmosphäre hinausschoss, erkannte Pirius, dass sich der große Raumhafen im Innern einer der umfangreicheren Landmassen befand. Sie überquerten einen Meeresstreifen und hielten auf eine große Insel vor der Küste zu. Auf dieser Insel sah Pirius faltige Hügel und Felsverwerfungen, offensichtlich natürliche Formationen, die für niemanden einen Nutzen hatten. Im Flachland jedoch, in der Nähe der Küsten und entlang der Flusstäler, war das Land von großen grünen Rechtecken bedeckt und von schnurgeraden Kanälen durchzogen.
    Dieses kultivierte Land wurde allerdings von massenhaften Anhäufungen silbergrauer, unregelmäßiger, blasenartiger Gebilde verunstaltet. Man sah, dass sie kein Menschenwerk waren, denn ihnen fehlten sowohl die Symmetrie eines durchkonzipierten menschlichen Entwurfs als auch die eher organischen Muster ungeplanter Siedlungen. Doch diese fremdartigen Schandflecke waren die Städte der Menschheit, erfuhr Pirius; man nannte sie »Konurbationen«.
    Die städtischen Ballungsräume wurden offiziell nur mit Nummern bezeichnet. Die Korvette war in der Randzone von Konurbation 2807 gelandet, während der Flitzer sie zu Konurbation 3474 bringen würde, eine weitläufige Stadt an den Ufern eines breiten, trägen Flusses. Diese Nummern waren ihnen von den längst bezwungenen Qax – sprich »Khäcks« – zugewiesen worden, den außerirdischen Besatzern der Erde in den Jahren vor Hama Druz. Die zusammengedrängten Kuppeln der Konurbationen, Gewölbe aus aufgeschäumtem Gestein, waren ursprünglich Qax-Konstruktionen; man hatte sie als eine Art unvergänglicher Erinnerung an diese schreckliche Zeit bewahrt. Nilis erzählte ihnen jedoch mit einem Zwinkern, dass die Namen der Einheimischen für ihre Städte viel älter waren und noch aus der Zeit vor der Besatzung stammten, obwohl nicht der kleinste Rest dieser älteren Siedlungen die Zeit der Qax überdauert hatte. Demnach waren sie in Berr-linn gelandet, und Nilis’ Basis befand sich in einer Stadt namens Lunn-dinn.
    Sie landeten am Ufer des Flusses, in der Nähe einer der riesigen Kuppeln von Lunn-dinn. Während sie sich bereit machten, aus dem Flitzer zu steigen, fiel Pirius der in der tief stehenden Sonne funkelnde Fluss ins Auge. Selbst das war ein atemberaubender Anblick: Milliarden Tonnen offenen Wassers, die in wundersamem Gleichgewicht mit einer wiederum zum Weltraum hin offenen Atmosphäre vorbeiglitten.
    Vom Landeplatz war es ein kurzer Fußmarsch durch eine überdachte Passage zu Nilis’ direkt an der Kuppelhaut gelegenen Wohnung. Nilis ging mit energischen Schritten durch staubige Räume, gefolgt von einer Schar Wartungsroboter, die Anweisungen haben wollten, und umflattert von vergänglichen und geräuschvollen Virts, die sich selbst als »dringlich« bezeichneten. Ein muffiger, leicht abgestandener Geruch hing in der Luft. Er war ganz offensichtlich schon einige Zeit nicht mehr zu Hause gewesen.
    Nilis brachte die Ensigns zu dem Zimmer, das er ihnen zugedacht hatte. Zum Glück gab es dort keine Außenfenster. Torec zog einfach nur ihre Uniform aus, warf sie auf den Fußboden und stieg in das einzelne breite Bett.
    Pirius folgte ihr etwas langsamer. An diesem seltsamen neuen Ort kämpften Furcht und Neugier in seinem Innern und raubten ihm die Ruhe. Aber er hielt Torec in den Armen, bis sie zu zittern aufhörte und einschlief.
     
    Nach zwei Stunden wachte er auf. Torec schlief tief und fest; für den Augenblick war sie all den Seltsamkeiten entronnen.
    Pirius betrachtete sie eine Weile. Die sanft geschwungene Haut ihrer Schulter war glatt, makellos, und ihr kleines, von ihm abgewandtes Gesicht war leer, wie bei einem Kind, ungeformt. Er verspürte eine Aufwallung von Wärme, einen Drang, sie festzuhalten, sodass sie einander an diesem verwirrenden, fremdartigen Ort beschützen konnten.
    Hätte man ihn vor ihrer Abreise von der Bogen-Basis gefragt, dachte er, so hätte er bestimmt gesagt, Torec sei für ihn nicht mehr als eine Bettgenossin, und umgekehrt. Jetzt schien sie ihm viel mehr zu bedeuten. Empfand er das so, weil sie hier allein waren, jeweils das einzige vertraute Element füreinander, so fern von daheim? Hatte er ihr solche Gefühle insgeheim auch schon vor ihrem Abflug von der Bogen-Basis entgegengebracht? Aber vielleicht hatte

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