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Sternenkinder

Sternenkinder

Titel: Sternenkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
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Rechtfertigung nicht erträglicher wurde.
    Und darum suchten diese Kinder Trost beieinander.
    Jedenfalls verbesserte sich die Situation nach und nach. Aber nicht für Bleibende Hoffnung.
    Hoffnung zog sich in sich selbst zurück; er wurde grau, seltsam kränklich und war ständig erschöpft. Auf seinem breiten, weichen Gesicht zwischen den abstehenden Ohren zeigte sich nur noch selten ein Lächeln.
    Pirius wusste, dass Captain Marta Hoffnung nicht zerstören, sondern nur zerbrechen wollte, um ihn wieder aufzubauen. Aber er fürchtete, dass sie es falsch anfing. Und er sah keine Möglichkeit, etwas dagegen zu unternehmen.
    Bei einem Anwesenheitsappell kam der Konflikt offen zum Ausbruch.
     
    Es war der vierunddreißigste Tag nach Pirius’ Ankunft. Bleibende Hoffnung war beim Laufen wieder einmal als Letzter ins Ziel gekommen. Das Schweigen der wartenden Kadetten verbarg eine Woge des Grolls, die gleich nach der Rückkehr in die Kaserne über Hoffnung hereinbrechen würde.
    Doch als er heute keuchend an seinem Platz in der Reihe stand – seine Brust hob und senkte sich, so angestrengt atmete er –, sah Pirius einen Funken Trotz.
    Mit dem Data-Desk in der Hand rief Captain Marta ihn auf. »Tuta.«
    »Ich heiße Bleibende Hoffnung«, sagte er.
    »Noch zwei Runden«, sagte Marta gelassen. »Erhöhte Last.«
    Immer noch keuchend, stolperte Hoffnung aus der Reihe und setzte sich schwerfällig in Bewegung. Über den offenen Helmfunk hörte Pirius kaum gedämpftes Murren, als die Kadetten sich auf eine weitere Wartezeit in ihren Hautanzügen einstellten.
    Es reicht, dachte er. Immerhin ist das meine Schuld. Er trat vor. »Captain Marta.« Aller Augen – außer die des Captains – richteten sich auf ihn.
    Martas Blick ruhte auf ihrem Data-Desk. »Ich hab’s Ihnen doch gesagt, Kadett. Keine Fragen.«
    »Er heißt Bleibende Hoffnung.«
    Hoffnung hörte ihn und blieb stehen. Er drehte sich erstaunt um, die Hände auf den Knien. »Pirius«, sagte er keuchend, »halt die Schnauze.«
    Marta sagte: »Wenn Sie so scharf darauf sind, seine Strafe zu teilen, können Sie sie ihm gern abnehmen.« Sie legte die Hand an ihre Brust. Das Gewicht auf Pirius’ Schultern wuchs plötzlich, als hätte man ihm eine schwere Last auf den Rücken gewuchtet. »Drei Runden«, sagte sie.
    Er trat steifbeinig aus der Reihe und stapfte in Richtung des Kraterpfads.
    »Nein, Sir«, sagte Hoffnung. »Ich will nicht, dass er mir meine Strafe abnimmt.«
    »Vier Runden, Pirius.«
    »Captain…«
    »Fünf Runden, erhöhte Last.«
    Wieder wurde die Bürde auf Pirius’ Rücken schwerer. Er hörte nichts mehr von Hoffnung, der an seinen Platz in der Reihe zurückkehrte.
    Pirius lief die mittlerweile vertraute Route entlang, immer um diesen uralten Spritzer im Gestein herum. Seine Fußspuren leuchteten fahl im Regolith, der in dieser von starker Strahlung geprägten Umwelt so nah am Kern der Galaxis rasch verwitterte.
    Er war bereits müde von seinem eigenen Training, und die erhöhte Last war die schwerste, die er bisher hatte tragen müssen. Schon nach einer Runde schlug sein Herz wie ein Dampfhammer, seine Lungen arbeiteten schwer, mörderische Kopfschmerzen schlossen sich um seine Schläfen, und seine überlasteten Knie wurden weich. Aber er lief weiter und zählte die Runden, zwei, drei, vier.
    Als das Ende der fünften Runde nahte, trat Marta ans Ende des Weges. Ihr künstlicher halber Rumpf schimmerte im Licht der Galaxis. Er nahm keine Notiz von ihr. Er lief einfach an ihr vorbei, lief über die Ziellinie hinweg. Sie ließ ihn weiterlaufen, erhöhte die Last aber erneut. Und als er nach der nächsten Runde noch einmal dasselbe tat, erhöhte sie sie ein weiteres Mal.
    Am Ende der zehnten Runde konnte er kaum noch sehen, wohin er ging. Dennoch hob er immer noch einen Fuß nach dem anderen, stapfte immer noch über den aufgewühlten Schmutz hinweg.
    Als er diesmal an Marta vorbeikam, berührte sie einen Regler an ihrer Brust.
    Sein Anzug erstarrte zur Reglosigkeit. Auf einmal war er eine Statue, mitten im Schritt eingefroren, ohne jede Chance, das Gleichgewicht zu halten. Er fiel so langsam wie eine Feder, schlug auf den Boden und blieb liegen, das Gesicht halb in kohlenstoffhaltigem Staub begraben. Seine Lungen pumpten, aber er konnte sich im Innern des Anzugs kaum bewegen.
    Marta hockte sich neben ihn, sodass er mit seinem freien Auge ihr Gesicht sehen konnte. Über Helmfunk glaubte er, das Surren exoskelettaler Kraftverstärker zu hören. Sie sagte:

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