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Sternenkinder

Sternenkinder

Titel: Sternenkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
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tüchtiger Marineoffizier mittleren Alters. Die Marinehierarchie hatte darauf bestanden, dass einer ihrer Leute Pirius’ einzige Kontaktperson während des Testflugs sein sollte, und Pirius hatte nicht die Absicht, Einwände dagegen zu erheben.
    »Alles okay mit Ihnen in diesem Käfig? Wenn wir Sie rausholen sollen…«
    »Es geht mir gut.« Pirius lächelte und sorgte dafür, dass man sein Gesicht hinter dem Visier sehen konnte.
    »Ja, sicher«, knurrte Darc. »Auf Passform geschrumpft, hm, Ensign?«
    Das war ein Scherz über Pirius’ kompakten Körperbau. »Wenn Sie es sagen, Sir.«
    »Hören Sie zu.« Auf der Missionsuhr lief der Countdown, und Darc begann mit seinen letzten Instruktionen. »Das Cockpit, das wir für Sie gebaut haben, besteht offensichtlich aus normaler baryonischer Materie.« Pirius wusste immer noch nicht genau, was das bedeutete. »Aber der Schiffsrumpf selbst, einschließlich der Flügelstummel, besteht aus einer anderen Art von Materie, die man Kondensat nennt. Nun, ein Kondensat hat keine normalen Quanteneigenschaften…«
    Pirius bewegte versuchsweise seine behandschuhten Finger; Symbole blinkten um Darcs körperlosen Schrumpfkopf herum auf.
    Wenn ein Stück Materie auf extrem tiefe Temperaturen abgekühlt wurde – ein Milliardstel Grad über dem absoluten Nullpunkt oder noch weniger –, kondensierten die Atome, sodass sie gleich einem riesigen »Superatom« einen einzelnen Quantenzustand besetzten und wie die kohärenten Photonen in einem Laserstrahl im Gleichschritt marschierten. Ein solcher Materiezustand hieß »Bose-Einstein-Kondensat«, wenngleich Pirius keine Ahnung hatte, wer Bose oder Einstein gewesen sein mochten.
    »Wir wissen nicht, wie man ein solches Material bei Zimmertemperatur herstellt«, sagte Darc. »Oder wie man es dicht bekommt; unsere Laborkondensate sind so dünn, dass sie kaum mehr als ein Vakuum sind. Aber ein Kondensat hat nützliche Eigenschaften. Wenn man beispielsweise weitere Atome hinzufügt, werden sie angeregt, sich in die Kondensatstruktur einzugliedern.«
    Pirius dachte darüber nach. »Ein Kondensat heilt sich selbst.«
    »Die Physiker würden sagen, es verstärkt sich selbst. Aber ja; so scheint es. Nun, Sie wissen ja, dass nur Ihre Flügelstummel aus Kondensat bestehen. Die ausgefahrenen Flügel sind die Grundlage Ihres Unterlichtantriebs und viel ausladender. Und sie sind überhaupt nicht stofflich…«
    In dem Marineteam, das dem Projekt zugeteilt worden war, gab es erhebliche Spannungen. Darc hatte seine Laufbahn in der Solaren Marinegruppe verbracht; Pirius hatte erfahren, dass er noch nie tiefer in die Galaxis vorgedrungen war als bis zur Orion-Linie. Im Fall des endgültigen Zusammenbruchs würde die SMG die letzte Verteidigungslinie der Menschheit gegen die Xeelee sein; sie war eine alte Truppe, deren Offiziere ungeheuer stolz auf ihre Traditionen waren. Pirius war jedoch einiges Gemurre über die »inzüchtigen kleinen Missgeburten« aus dem Zentrum der Galaxis zu Ohren gekommen, denen sämtliche Aufmerksamkeit zuteil wurde.
    Aber es war Pirius, der in diesem Sitz saß, und keiner von ihnen.
    Er wusste, dass Nilis sich an Bord eines der Begleitschiffe befand und zweifellos jedes Wort mithörte. Und er wünschte, Torec wäre hier, um das zu sehen. Sie hatte um das Privileg gekämpft, als Pilotin bei diesen Testflügen eingesetzt zu werden. Wenn es nach ihrem Ausbildungsstand ging, war sie sogar ein wenig besser qualifiziert als Pirius. Aber Nilis hatte sie einem anderen Teil des Projekts zugewiesen, der Entwicklung seines »GZK-Computers«, wie er ihn nannte, seiner Berechnungsmaschine für Zeitreisen mithilfe geschlossener zeitartiger Kurven. Nilis machte deutlich, dass er die Arbeit am GZK-Prozessor für ebenso wichtig hielt wie die Experimente mit dem Xeelee-Schiff, und sie hatte den Auftrag akzeptieren müssen.
    Für Pirius hatte ohnehin immer festgestanden, wer dieses Schiff bekommen sollte; in gewissem Sinn gehörte es ja bereits ihm.
    Darc redete immer noch. »Das Cockpit, in dem Sie sitzen, ist von uns, Pirius, ein menschliches Konstrukt. Sie haben darin vollen Trägheitsschutz und sind auch auf andere Weise abgeschirmt. Und wir glauben, dass wir eine geeignete Schnittstelle zwischen Ihren Bedienungselementen und den Steuerleitungen des Schiffes zustande gebracht haben. Das war technisch sehr knifflig, wie ich hörte. Eher so, als verbände man ein Implantat mit einem menschlichen Nervensystem, als sich in ein elektromechanisches

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